Binzen Bratwurst und Weihnachtsgurke

Ines Bode
Einmal Raclette bitte: Gemeinderätin Nadja Lützel (li.) hat die ganze Familie zusammengetrommelt, die Storcheninitiative gegründet und bemüht sich um die Nest-Finanzierung. Foto: Ines Bode

Es war viel los beim Weihnachtsmarkt.

1993, also vor 30 Jahren, ging die erste Ausgabe des Weihnachtsmarkts über die winterliche Bühne – wegen der pandemischen Zwangspause darf man sich folglich noch aufs Jubiläum freuen. Weihnachtsmärkte gelten bekanntlich auch als Treffpunkt: Man dreht eine Runde übers stimmungsvolle Areal, kauft ein, lässt es sich schmecken und nutzt die Gelegenheit zu einem Schwätzchen. So ließ es sich am Samstag auf der Flaniermeile rund ums Rathaus Binzen beobachten. Unter den Anbietern waren Initiativen, Privatleute und Vereine. Beim Fußballverein Haltingen vermeldete der Spielstand am frühen Nachmittag 3:1 – die Grillwurst habe die Führung übernommen, witzeln die „Alten Herren“ um Michael Veil. Die Schupfnudeln hätten das Nachsehen. In zwei Schichten bringe man sich zu diesem „Ereignis“ ein.

Kurioser Import aus den USA

Das Schöne sei, so hieß es, es gebe nichts doppelt, man komme sich nicht in die Quere. Das traf total auf die Gurken zu: Grüne gehäkelte Gurken im Frühstadium lagen als Neuheit bei Gerlinde und Selina Strittmatter aus. Hier gab es filigrane und einfallsreiche Strick- und Häkelkunst. Weit größer als die Gürkchen waren die Zettel mit den Infos, die Auskunft zur Vorlage „kuriose Weihnachtsgurke in den USA“ gaben. Und wer hats erfunden? Ein Deutscher. Eine Erfindung von Heike Sturm aus Binzen ist der Leseknochen. „Mal was anderes“, schmunzelt die findige Hobby-Näherin. Eine weiche Nackenstütze, ummantelt mit schönen Stoffen. In die Mitte eines Leseknochens platziert, ein Vögelchen – und der belesene Gast erinnert sich, dass der Vogel in geistiger Lektüre die Seele verkörpert.

Plüsch-Rentier mit Bollenhut

Sich rundum wohlzufühlen, dafür gabs viele schöne Dinge. Zum Beispiel Gutschti, das Schwarzwald-Rentier aus braunem Plüsch und mit kleinem Bollenhut. Oder die mit filigranem Zuckerstrich verzierten Katzen-Plätzchen für Menschen. Zucker komme eher nicht in die Tüte, meinten Miriam Brossok und Lena Egi. Sie haben ein Start-Up gegründet, und bemühen sich, die Kundschaft vom Süßstoff namens Dattel zu überzeugen. Versteckt wird die natürliche Süße in Rentierkeksen oder Grättimännern mit Nachwuchs und lustiger Knabberei mehr. Stiefelchen aus bunt gemustertem Stoff und mit Kufen baumeln von einem dekorativen Ast herab – genau vor den Nasen der Besucher. Es ist ein hübscher Stand mit allerlei Accessoires, der Raclette-Baguette verkauft.

Sammeln für ein Storchennest

So weit – so gut, aber es geht um mehr: Gemeinderätin Nadja Lützel hat die ganze Familie zusammengetrommelt, und die Storcheninitiative gegründet. Denn in Binzen wünsche man sich nach wie vor einen Storch. Dreimal ging der Nestbau auf dem Kirchturm schief. Jetzt verfolgt die Ratsfrau mit Renate Krüger, Pfarrerin im Ruhestand, das Ziel, Geld für einen festen Nistplatz im Freihof zusammenzubekommen. Um Geld, konkret um 8500 Euro, ging es auch am Stand der Tschernobyl-Hilfe. Zugegebenermaßen ein Thema, das für die meisten in den Hintergrund gerutscht ist. Irina Beresneva-Werner und Harald Werner berichten indes, dass jährlich Kinder kamen (Pandemie ausgenommen). Zehn Mädchen plus zwei Betreuer aus Belarus, eine ehemalige Tschernobyl-Sperrzone, kamen im Sommer zu Besuch. Nächstes Jahr kämen zehn Buben. Ein Sommer, der je knapp vier Wochen andauere, koste eben 8500 Euro.

Mit Liebe gemacht

Dafür werden etwa Handarbeiten gesammelt und verkauft. Vieles auf dem Markt war mit Liebe gemacht, so gaben es die Schilder preis, anderes war mit Liebe gedacht – etwa Kindern, denen es nicht so gut geht, eine gute Zeit zu ermöglichen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading