Binzen Die Kandertalbahn als Studienobjekt

Weiler Zeitung
Die Bahnangestellte Katja Beckebans hat eine Bachelor-Arbeit über die Reaktivierung der Kandertalbahn verfasst, die sie bei Resin einem interessiertem Publikum vorstellte. Foto: Günzschel Foto: Weiler Zeitung

Vortrag: Katja Beckebans stellt interessiertem Publikum Bachelor-Arbeit zur Reaktivierung der Strecke vor

Die IG Pro Kandertalbahn arbeitet weiter an ihrem großen Ziel: der Reaktivierung der Kandertalbahn für den Personennahverkehr. Kurz vor den Sommerferien wurde eine Petition gestartet, die stetig mehr Unterstützer findet, eine neue Homepage hält Informationen bereit. Auch Flyer werden derzeit verteilt. Und am Mittwochabend brachte ein Vortrag neue Impulse.

Von Alexandra Günzschel

Binzen. Vor rund 25 Zuhörern stellte Katja Beckebans, Mitarbeiterin bei der DB Netz AG, in den Räumen der Firma Resin die Ergebnisse ihrer Bachelor-Arbeit mit dem Titel „Wiederaufnahme eines regelmäßigen Schienenpersonennahverkehrs auf der Kandertalbahn“ vor. Berufsbegleitend hat die 32-Jährige ein Wirtschaftsingenieur-Studium Fachrichtung Eisenbahnwesen absolviert, das nun in den Endzügen liegt. Beckebans suchte nach einem verkehrspolitischen Thema für ihre Arbeit. Auf die Kandertalbahn stieß sie durch ihre Verbindungen nach Südbaden. Schnell war auch der Kontakt zur IG Pro Kandertalbahn hergestellt.

Zum Vortrag

Die Bahnexpertin betrachtete die mögliche Wiederaufnahme unter dem Aspekt, dass die Museumsbahn erhalten werden soll. Gedanklich durchgespielt hat sie verschiedene Möglichkeiten: Im Falle einer Elektrifizierung der Strecke schätzt sie die Kosten auf 28,4 Millionen Euro. Brennstoffzellen-, Diesel- oder auch Hybridzüge kämen ihr zufolge sechs Millionen Euro günstiger, wobei die Anschaffungskosten für diese Züge dabei noch nicht berücksichtigt wurden.

Beckbans ist Projektleiterin für Bahnübergangserneuerungen und hat sich auch mit den 42 Bahnübergängen auf den 13 Kilometern durchs Kandertal beschäftigt. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten: die Stilllegung von Übergängen, die Kennzeichnung mit Andreaskreuzen sowie die technische Sicherung mit Lichtzeichen und Schranken – ein Kostenfaktor, anteilig auch für die jeweiligen Gemeinden.

Die Referentin kam dennoch zu dem Ergebnis, dass sich eine Reaktivierung der Bahnstrecke lohnen kann. Dabei hat sie vor allem die Pendlerströme nach Basel und Lörrach im Auge. Deshalb dürfe die Verbindung auch nicht in Haltingen enden, sondern müsse weitergeführt werden bis Weil am Rhein, wo Umstiegsmöglichkeiten in beide Richtungen bestehen. Potenzielle Fahrgäste wären schon einmal die täglich mehr als 1000 Mitfahrer in der Buslinie 55, die dann vom Zug ersetzt werden würde. Busse aus den Seitentälern sollen später als Zubringer zur Bahn dienen.

Und auch ein geeigneter Zeitpunkt für den Einstieg schwebt Beckebans vor. Denn im Jahr 2027 endet der Verkehrsvertrag zwischen der SBB und der NVBW. Dann werde neu verhandelt, und auch die Kandertalbahn könnte sich bewerben.

Ermutigend waren die Beispiele der Referentin von anderen Nebenbahnen, etwa der Schönbuchbahn oder der Taunusbahn. Hier führten die Wiederaufnahme beziehungsweise Investitionen stets nur zu einem Ergebnis: schnell anwachsende Fahrgastzahlen. Wie auch die IG Pro Kandertalbahn geht Beckebans von steigenden Bevölkerungszahlen im Kandertal aus.

Sie hat ein Betriebsprogramm ausgearbeitet mit einer optimierten Anbindung an die S 5 in Weil am Rhein bei einer Fahrtzeit ab Kandern von 25 Minuten. Dieser Stundentakt wäre noch mit einem Zug zu bewerkstelligen, was keine teuren Kreuzungsbahnhöfe erfordern würde. Potenzial für weitere Haltestellen sieht die Referentin im Gewerbegebiet Binzen und bei der Vitra in Weil am Rhein.

Die Diskussion

Bei der anschließenden Diskussion gab es viel Zustimmung, allerdings wurde bezweifelt, ob ein Zug die Passagiere aus dem Kandertal wirklich schneller nach Lörrach bringen kann als die bestehenden Buslinien über den Berg. Bemängelt wurde zudem ein fehlendes Konzept für eine Durchbindung bis nach Basel.

Beckebans glaubt, dass 35 Minuten Fahrtzeit von Kandern nach Lörrach möglicherweise akzeptiert werden würden. Auch sagte sie, dass die Einführung eines Stundentakts einen späteren Halbstundentakt ja nicht verhindere.

Petition läuft weiter

Was die „Petition zur Reaktivierung der Kandertalbahn“ betrifft, wurde gestern Mittag die 1500er-Marke geknackt. Die IG Pro Kandertalbahn verspricht sich von der Aktion ein Stimmungsbild, das dann auch als Entscheidungsgrundlage dienen kann. Auch wollte die IG insbesondere den Kandertälern ein Forum bieten, an das sie sich mit ihrer Meinung wenden können. Nach Ablauf der Aktion in fünf Wochen soll das Ergebnis dem Kreistag zur Verfügung gestellt werden.

Wer sich über das Thema eingehend informieren will, ist auf der neuen Homepage der IG Pro Kandertalbahn richtig. Hier findet sich – rot markiert – auch ein direkter Link zur Petition.

Weitere Informationen: Homepage: www.igkandertalbahn.de Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/petition-fuer-die-reaktivierung-der-kandertalbahn

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