Binzen „Ein Geschenk an die Bevölkerung“

Alexandra Günzschel
Das Jugendorchester des Musikvereins Binzen im Jubiläumsjahr mit dem Leiter Andreas Kalchschmidt (rechts im Bild). Foto: zVg

Vereine: Die Familie Kalchschmidt und der Musikverein Binzen . „Die jungen Leute schmeißen zu schnell hin“.

Binzen - „Wäre der Musikverein Binzen am Ende, wenn sich die Familie Kalchschmidt zurückziehen würde?“ Vorsitzender Andreas Kalchschmidt wiegelt ab: „Nein, dann würden andere Leute einspringen. Außerdem sind wir nicht die einzige Familie, die im Verein gut vertreten ist.“ Ein paar Übergangsschwierigkeiten, das hält auch er für möglich, gäbe es aber wahrscheinlich schon.

Das fängt schon beim Aktivorchester unter der Leitung von Stephan Jourdan an, in dem gleich vier Kalchschmidts mitspielen, nämlich die Kinder des Vorsitzenden Letizia, Chiara und Tizian Kalchschmidt, sowie seine Schwester Silke Kalchschmidt. Darüber hinaus leitet Letizia Kalchschmidt das Vorstufenorchester, während Andreas Kalchschmidt das Jugendorchester dirigiert.

Aber auch im Vorstand des Vereins ist die Familie gut vertreten: Neben Andreas Kalchschmidt, er ist seit 1995 Vorsitzender und im Förderverein als Beisitzer aktiv, engagieren sich seine Kinder Letizia und Tizian als Jugendwarte, während seine Schwester Kassiererin ist.

Bei aller Bescheidenheit, ein geringer Beitrag ist das nicht, zumal in diesem Jahr auch noch die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen gestemmt werden müssen; wieder vorne mit dabei: die Familie Kalchschmidt!

Kalchschmidt ist 1974 als Neunjähriger zum Musikverein Binzen gekommen und hat die Entwicklung über Jahrzehnte miterlebt. „Viele haben heute nicht mehr das Durchhaltevermögen“, bedauert Kalchschmidt die Einstellung insbesondere bei der Jugend. Immer öfter erlebt er, dass Jugendliche gleich alles hinschmeißen, wenn es mal nicht so läuft.

Musikalische Ausbildung wird vermittelt

„Sie sehen nicht, was sie im Musikverein kriegen“, sagt Kalchschmidt und meint damit eine musikalische Ausbildung, bei der auch Notenkenntnisse vermittelt werden, von der Gemeinschaft im Verein einmal abgesehen.

Deutlichen Zuwachs bei den Jungmusikern unter 18 Jahren erfuhr der Verein ab dem Jahr 2010, seinerzeit machte sich der Zuzug von Familien im Neubaugebiet „Lochacker“ bemerkbar. Seit 2016 sind die Mitgliederzahlen beim Nachwuchs allerdings wieder rückläufig, waren 2014 noch 80 Kinder und Jugendliche im Verein aktiv, sind es jetzt nur noch 55. Insgesamt hat der Verein aktuell 346 Mitglieder.

Der Rückgang bei der Jugend war auch mit ein Grund, warum sich der Verein vom lange gehegten Traum eines eigenen Vereinsheim verabschiedet hat. Stattdessen wird derzeit der Gebäudekomplex rund ums Rathaus aufwendig umgebaut, was dem Musikverein neue Proberäume und einen Veranstaltungsraum beschert.

Trotz dieser Entwicklung kann der Verein auch weiterhin mit einer erfolgreichen Jugendarbeit aufwarten, die von 16 qualifizierten Ausbildern bestritten wird. Auch geben das Vorstufen- und Jugendorchester, zu dem vereinzelt erwachsene Anfänger gehören, immer im November ein eigenes Konzert.

Kalchschmidt hat allerdings festgestellt, dass viele Eltern, Mitglieder oder auch Dorfbewohner diese Konzerte gar nicht mehr besuchen. „Die wissen gar nicht, wie viel Arbeit hinter so einem Verein steckt“, ärgert er sich. Die Vereinsarbeit, so seine Überzeugung, sei „ein Geschenk an die Bevölkerung“.

Aus dem Dorfleben nicht wegzudenken

Tatsächlich ist der Musikverein Binzen sehr aktiv im Dorf. Die Musiker umrahmen den Volkstrauertag, spielen auf dem Weihnachtsmarkt, bei Dorffesten, Empfängen oder Jubiläen. Am 7. Juli zum Beispiel wird das Jugendorchester, verstärkt von Aktiven, zur Einweihung des neuen Sportareals spielen. Auch ein Auftritt in der Seniorenresidenz „Sonne“ ist in nächster Zeit wieder geplant.

Und wie viel Zeit sollte ein Mitglied pro Woche investieren, damit sich das Ganze auch gut anhört? Drei bis fünf Stunden, inklusive Probe, wären ideal, meint der Vorsitzende. Unmittelbar vor den Konzerten ziehe das Pensum aber schon noch mal an.

Kinder und Jugendliche, die Interesse am Erlernen eines Instruments haben, können bei den Proben vorbeischauen: Das Vorstufenorchester (Anfänger bis zu zwei Jahren Erfahrung) probt montags von 18 bis 19 Uhr im Rathauskeller. Das Jugendorchester (drei bis vier Jahre Erfahrung) probt dienstags, 19.30 bis 21 Uhr, im Rathauskeller.

Kontakt: vorstand@musikvereinbinzen.de, www.musikvereinbinzen.de.

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