Binzen Nikita Volov spielt Schumann in Binzen

Gerhard Breuer
Am Flügel im Ratssaal Binzen: Nikita Volov Foto: Christiane Breuer

Kraftvolle Interpretationen von Clara Schumann, Robert Schumann und Brahms

Ein Konzert aus der Reihe „Weltklassik am Klavier“ wurde am Samstagnachmittag geboten, während draußen bei Temperaturen um die 30 Grad die Strandbäder bevölkert waren und im Straßencafé Eis gegessen wurde. Der junge Pianist Nikita Volov ließ im kühlen Rathaussaal in Binzen Stücke von Robert und Clara Schumann sowie Johannes Brahms erklingen.

Von Gerhard Breuer

Binzen - Die Gemeinde Binzen ist einer von 41 Veranstaltungsorten, an denen meist junge internationale Künstler klassische Werke aufführen können. Ina Koska, Bürgermeister-Stellvertreterin, ist froh über das kulturelle Engagement der Gemeinde, hätte sich aber mehr Zuhörer gewünscht. Immerhin 15 Musikbegeisterte lauschten dem Konzert und erfüllten damit den Anspruch der Weltklassikreihe, „erstklassige Klaviermusik mit internationalen Ausnahmepianisten in kleinem, aber feinen Rahmen“ zu bieten.

Nikita Volov ist dreißig Jahre alt, stammt aus Severodvinsk am Weißen Meer im Norden Russlands und hat 2015 sein Klavierstudium am Staatskonservatorium in Moskau beendet.

Konzertreisen in Europa, Asien und den USA

Seitdem führen ihn Konzertreisen nach Europa, Asien und in die USA. Seit seinem Studium fasziniert ihn der romantische Dreiklang Robert und Clara Schumann und Johannes Brahms. Mit seinem ersten Stück, „Drei Romanzen op. 11“, tauchte er ein in die Klangwelt der Romantik mit – so war der Zeitgeist – Überhöhung des Ich, des Versenkens in bisher fremde Welten.

Clara Schumann hat einmal gesagt, in den Stimmungen ihres Mannes spiegele sich der Wettkampf der beiden Gegenspieler: des ständig vorwärtsstürmenden Florestan und des träumerischen, nachdenklichen Eusebius. Die große Kraft von Volovs Darbietung lag eher in der Verwandtschaft mit Florestan, während die feinen Tupfer des Pianissimo seinem Gefühl eher fremd zu sein schienen.

Eines der berühmtesten Klavierwerke von Robert Schumann ist die Kreisleriana op.16 mit einem Kaleidoskop einander entgegenstehender Stimmungen, zwischen „Innig und nicht zu rasch“ bis „sehr aufgeregt“. Nikita Volov gab sich dem mit großem Enthusiasmus und bewundernswerter Fingerfertigkeit hin.

„Kein Pianist kommt an Robert Schumann vorbei“, erläuterte Volov. „Ich habe seine Stücke schon als Kind gespielt, dann immer wieder im Studium, und jetzt ist zum Beispiel die Kreisleriana fester Bestandteil meines Konzertrepertoires.“

Volov konzertiert einige Wochen im Jahr, in der übrigen Zeit unterrichtet er an drei deutschen Musikhochschulen in Hamburg und Berlin.

Pianist bewundert Clara Schumann

Er ist ein großer Bewunderer von Clara Schumann und bezieht große Inspiration aus dem Spannungsfeld der beiden Schumanns mit Johannes Brahms. Volov spielt grundsätzlich auswendig. Seine wuchtige Interpretation von Johannes Brahms’ Variationen über ein Thema von Robert Schumann (Opus 9) machten den Zuhörern in besonderem Maße Eindruck, wie später zu hören war.

Als bemerkenswert wurde von ihnen wahrgenommen, dass ein Künstler von Weltruf in Binzen gastierte. Nikita Volov bedankte sich für den Applaus mit dem Schlußsatz der „Kinderszenen“, einem Stück „das mir persönlich ans Herz gewachsen ist.“ Er wird weiterreisen von Wieckenberg bei Celle, wo er ebenfalls mit dem Schumann-Brahms-Programm auftreten wird.

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