Binzen Ein Verbot auch den Tieren zuliebe

Jutta Schütz
Mittags an Silvester hatten sich in Binzen bereits 35 Personen in eine Liste eingetragen, die sich für ein künftiges generelles Feuerwerkverbot aussprachen. Foto: Jutta Schütz Foto: Jutta Schütz

Unterschriftenaktion: Unterzeicher gegen Silvester-Böllerei haben neben Feinstaub noch andere Motive    

Binzen - Zuerst sah es so aus, als würden sich nur wenige für die Unterschriftenaktion in Sachen generelles Feuerwerksverbot in Binzen interessieren – dann aber schauten nach und nach doch noch rund 40 Bürger vorbei, die sich in die Unterschriftenlisten an der Ratshausstube eintrugen und die Gelegenheit zum Diskutieren nutzten.

Bürgermeister An-dreas Schneucker und mehrere Gemeinderäte hatten die Unterschriftenaktion auf den Weg gebracht.

„Unsere Tiere haben totale Panik, kleine Kinder haben Angst, es bleibt so viel Müll liegen, der Feinstaub in der Luft zu Silvester“ – für alle die, die unterschrieben, gab es gute Gründe, ein Feuerwerksverbot zu befürworten.

Grundsätzlich könnten sich viele der Unterzeichner aber mit einem zentralen, zeitlich begrenzten Feuerwerk anfreunden. „Das ist nämlich auch ein großes Problem, dass an Silvester nachmittags schon die Knallerei beginnt und fast die ganze Nacht durch Kanonenschläge, Böller und das Zischen von Raketen zu hören sind – das nervt total, es würde doch reichen, wenn man von Mitternacht an eine halbe Stunde ein Feuerwerk zündet“, fanden mehrere Bürger übereinstimmend.

Vergangenes Jahr an Silvester hatte sich durch die Wetterlage und den Feinstaub eine richtige Dunstglocke über Binzen gelegt. Wenn man mehr Umweltschutz und weniger Feinstaub wolle, dann dürfe man nicht immer auf die anderen zeigen, sondern man müsse auch bei sich selbst anfangen, bemerkten Ina Koska, Irene Richter und Renate Krumm.

Krumm kommt seit ihrer Jugend ohne Feuerwerk aus, denn „kleine Kinder, Tiere und Umwelt leiden stark“, ließ sie wissen. Dieter Schwegler gehörte ebenfalls zu denen, die Feuerwerk den Tieren zuliebe verbieten würden.

Für Hunde- und Katzenbesitzer sowie auch Vieh- und Pferdehalter ist Silvester kein Spaß. „Die armen Viecher haben schon nachmittags Angst, mein Pferd bekommt Panik – und die Tiere kann man dann doch nicht allein lassen“, fand Franziska Klinger. „Ich habe einen Hund namens ‚Happy‘, der ist allerdings todunglücklich an Silvester, weil er solche Angst hat“, gab Nadja Lützel als Begründung für ihre Unterschrift an. Klaus Koska gehörte ebenfalls zu den Unterzeichnern. „Schon zu Studentenzeiten haben wir uns Wunderkerzen besorgt, diese angezündet und ‚Bumm!‘ dazu gerufen – das ist auch lustig“, stellte er fest.

Jedes Jahr viele Unfälle und Verletzungen

Diana Duhalt-Nestle verwies darauf, dass jedes Jahr viele Unfälle an Silvester passieren, manchmal auch tödliche. „Viele Menschen landen an Silvester wegen Feuerwerksverletzungen in der Notaufnahme. Ich glaube, dass das medizinische Personal auch keine Freude an der Knallerei hat“, kommentierte sie.

„Mich hat die Silvesterknallerei nie angemacht, und jetzt, wo Feinstaub in aller Munde ist und man weiß, welche Probleme hier entstehen, sollte man ein Verbot in Erwägung ziehen“, äußerte sich Walter Huber. Er ärgerte sich besonders über die Aus-tralier. „Da brennt es in unvorstellbaren Ausmaßen, selbst Sydney ist komplett verraucht, und die Stadt zündet trotz tausender Gegenunterschriften ein Silvesterfeuerwerk. Die Verantwortlichen da sind doch nicht ganz sauber“, schimpfte er und verwies auf die vielen Feuerwehrleute, die „gleichzeitig ihr Leben riskieren“.

Bürgermeister Schneucker hatte in einem Informationspapier bereits Gegenargumente zum Feuerwerk zusammengefasst. „In der Silvesternacht werden jedes Jahr durch Feuerwerkskörper 5000 Tonnen Feinstaub freigesetzt.“ Das seien 17 Prozent der Menge, die der gesamte Straßenverkehr während eines Jahres ausstößt, hat man errechnet.

Niemand räumt mehr den Dreck weg

Was auch ein Argument gegen die Silvesterknallerei ist: haufenweise Müll, der einfach liegenbleibt. „Früher hat man Pappe, Plastik und Abgebranntes wenigstens mitgenommen, jetzt kümmert sich kaum noch jemand darum, das Zeug ist überall, in den Reben, im Wald, auf Wiesen, in Gärten, auf Plätzen und Straßen und entweder macht es der Bauhof weg oder Bürger, die sich verantwortlich fühlen und die den Dreck nicht vor ihrer Tür wollen“, zählten mehrere Bürger auf.

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