Binzen Fochler singt „Minnie the Moocher“

Ines Bode
Singen, klatschen und den Saal dirigieren: Kein Problem für den Entertainer Jürgen Fochler bei „Minnie the Moocher“ – die Leinwand zeigt den großen Cab Calloway. Foto: Ines Bode

Anlässlich des Jahreskonzerts des Musikvereins öffnete sich ein Fotoalbum: Angefüllt mit Bildern von Weltmetropolen, einer Dirigentenlaufbahn und vom opulenten Werk „Bilder einer Ausstellung“.

Die Mussorgski-Komposition lieferte den Konzerttitel, und im Foyer werden die Besucher mit Staffeleien voller Bilder empfangen.

Mit dabei „Das große Tor von Kiew“. Der letzte Satz sollte später zu Gehör kommen. Das Werk gilt als beliebt, ist jedoch selten zu erleben, was wohl daran liegt, dass eine große Besetzung nötig ist. Das Kiewer Tor zeichnet zweierlei aus: Dass die Musiker eine Kirchenglocke imitieren, deren Klang in Binzen bis zur letzten Reihe durchhallte, und dass die Pauken und Trommeln für Hörfreude, sprich: Charakter sorgen. Ein veritables Schlagwerk zu besitzen, das sollte sich noch mehrfach auszahlen an diesem Abend.

Ehrungsmarsch für Jourdan

Los ging es jedoch mit dem Ehrungsmarsch, etwa für den Chef des Orchesters, Stephan Jourdan (wir berichten noch). Danach leiteten Flöten eine zahme Weise ein, die sich als schlagkräftiges melodiöses Stück entpuppte: „The Wind Racers“. Heraus stach die dahineilende Klarinettenlinie. Ein „hidden gem“, wie man auf neudeutsch sagt, ein Geheimtipp. Eine andere Geschichte war die der Künstlergruppe Cobra (1948 bis 1951), deren Wirken eine kraftvolle Partitur mit sinfonischem Ende erzählt. Es geht um „Obhobning“ (Hobeln), um „Orgeldraaier“ (Orgeldreher),und um plötzlichen Taktwechsel, den Alltag Corneilles betreffend. Kann es verrückter zugehen?

Dann wurden Bilder vom Central Park und Flat Iron (das Bügeleisenhaus) sichtbar. „Downtown divertimento“ nannte Johan de Meij seine sympathische Suite.

Nur bei „Hitting the Highline“, der Spaziergang auf den alten Gleisen, stimmte den disharmonischen Akkorden samt diffiziler Dynamik zufolge etwas nicht. Aber womöglich herrschten wieder 37 Grad Hitze in Manhattan. Ein tonaler Kraftakt, der vom Schlagwerk und Dynamik lebte. Nach der Pause ging es mit einem Katzensprung rüber zum „Red Rock Mountain“ in Pennsylvania. Das Blasorchester zeichnete die Naturschönheit mit treffenden Bildern, die auch ohne Titelkenntnis von majestätischen Bergen samt malerischen Sonnenaufgängen berichteten. Hinzu gesellte sich die Melodie mit schlanker Süße, da hätte man gern die Repeat-Taste gedrückt.

Blues Brothers

Dann kam „Minnie the Moocher“ von Cab Calloway, interpretiert von Jürgen Fochler. Man war in einer Kellerbar Chicagos angekommen, und dazu passten die Tieftonkatakomben, in denen sich Fochlers Stimme bedient hatte. Frage am Rande: Ob er die Bassbariton-Lage habe? Keine Ahnung, lachte der geborene Entertainer, der sang, klatschte und den Saal dirigierte. Perfekt machte das Ganze die „alte Trompete“ im Orchester.

Es folgte mit „Pink Panther“ ein echter Klassiker des Jazz. Weiter ging es mit einem Bild von La Tour Eiffel. Dank der typischen Klänge mit Schunkelnote eines Akkordeons war Entspannung angesagt im Saal. „Paris Montmartre“, heißt das Stück, vertont von Toshio Mashima. Der Japaner klapperte tonal alles ab, was in Paris als sehenswert gilt.

Und wer keinen Akkordeonexperten hat, bucht sich einen: Dieter Lau überbrachte ein leise-elegantes Solo, dem lautstarker Applaus galt. Letzte Station war das Abenteuerland – von Pur. Trotz vorgerückter Stunde kam Bewegung auf, die Hits wurden mitgesungen, der Rhythmus mitgetrommelt.

Der Vorsitzende Andreas Kalchschmidt hatte Überraschungen angekündigt, die jeder für sich fand. Ein Part für sich waren die eloquenten Moderatorinnen Chiara und Letizia Kalchschmidt.

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