Binzen Gewerbepark bietet freie Dächer

Weiler Zeitung
In Binzen gibt es noch einige Dachflächen, die für Photovoltaikanlagen genutzt werden könnten.Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Gemeinderat I: Online-Umfrage zeigt Potenzial bei Nachverdichtung und Solarenergie

Das Gemeindeentwicklungskonzept (GEK) „Binzen 2035“ nimmt weiter Gestalt an. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats stellten die Planer Frank Leichsenring und Stefan Dilschneider erste Potenzialmodellierungen vor. Diese basieren auf der Online-Umfrage, an der sich mehr als 500 Bürger und damit ein Fünftel aller Einwohner beteiligt haben. Dabei wurde den Themen „Nachverdichtung“ und „Solarenergie“ großes Potenzial bescheinigt.

Von Adrian Steineck

Binzen. Beim Thema Verdichtung sei noch einiges möglich, legten die beiden Planer dar. So seien derzeit 55 Prozent aller Häuser in Binzen Einfamilienhäuser, weitere 41 Prozent Reihen- oder Doppelhäuser. Lediglich bei vier Prozent der Wohngebäude handle es sich um Mehrfamilienkomplexe. Daher gebe es in Binzen pro Hektar Gemarkungsfläche 23,8 Wohneinheiten, wie Leichsenring erläuterte. In Lörrach etwa sei der Verdichtungsgrad mit 47,6 Wohneinheiten pro Hektar Fläche doppelt so hoch.

Interesse an Eigentum

Das Interesse an Wohneigentum in der Gemeinde ist nach wie vor hoch, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Die Planer haben die Umfragezahlen dabei mit dem Faktor 2,5 multipliziert, um das Ergebnis auf die Gesamtbevölkerung hochzurechnen. 110 Personen in Binzen haben Interesse daran bekundet, sich eigenen Wohnraum anzuschaffen. Die Hälfte davon plane, in den nächsten drei Jahren zu bauen. Auf der anderen Seite gibt es laut der Umfrage 155 meist ältere oder alleinstehende Personen, die ihre momentane Wohnung als zu groß empfinden und sich daher wohnraummäßig verkleinern wollen. „Diese Menschen wollen gerne in Binzen bleiben, sind aber bereit, in eine kleinere Wohnung umzuziehen, wenn diese altersgerecht ist“, sagte Dilschneider.

Aus diesem Grund sei es sinnvoll, auf eine „Umzugsverdichtung“ zu setzen, legte Leichsenring dar. Das hätte den Vorteil, dass eine weitere Verdichtung erreicht werden kann, ohne weitere Freiflächen zu versiegeln. Wenn die Gemeinde also im derzeit entstehenden Neubaugebiet „Kandergrund“ altersgerechte Wohnungen schaffe, könnten sich viele Menschen vorstellen, dorthin umzuziehen. Deren Wohnungen und Häuser stünden dann wiederum jungen Paaren und Familien frei. Dann, so Leichsenring, würden in den Einfamilienhäusern nicht mehr wie heute eine oder zwei Personen, sondern vier oder fünf Personen wohnen. Die jungen Familien würden dann wiederum Wohnungen für Zuzügler hinterlassen.

Initiative wird empfohlen

Dadurch ließe sich bis zum Jahr 2035 ein Zuwachs von 620 Einwohnern erreichen, lautete das Fazit der Planer. Sie rieten dazu, eine „Gemeindeinitiative“ zu starten, die für diese Art der Nachverdichtung wirbt, etwa mit Infoveranstaltungen. Bereits im Dezember hatte ein Expertenrat eine solche Initiative empfohlen.

Solarenergie hat Potenzial

Auch bei der Nutzung von Solarenergie durch Photovoltaikanlagen sehen die Planer enormes Potenzial. Es gebe in Binzen eine Dachfläche von insgesamt 77 717 Quadratmetern, die für Solarpaneele geeignet sei. Bisher erzeugen 128 meist private Photovoltaikanlagen insgesamt 1,44 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Dies entspreche 23,4 Prozent des privaten Strombedarfs. Rechne man die stromverbrauchenden Anlagen der Gemeinde hinzu, liege die Deckung aber lediglich bei acht Prozent.

Das Interesse der Bürger an Photovoltaik ist laut der Online-Umfrage aber enorm. 92 Prozent der Befragten gaben an, einen entsprechenden Klimaplan der Gemeinde aktiv unterstützen zu wollen. Von den Haushalten, die noch keine eigene Photovoltaik-Anlage besitzen, wären 52 Prozent bereit, eine solche zu installieren. Würden alle Potenziale genutzt, könnten „deutlich mehr“ als drei Viertel des Strombedarfs der Gemeinde durch Solarenergie gedeckt werden.

Bürgermeister Andreas Schneucker zeigte sich sogar noch optimistischer: Im Idealfall könnte man sogar an die 100-Prozent-Marke herankommen. Im Gewerbepark Dreispitz etwa gebe es riesige noch ungenutzte Dachflächen. „Wir verhandeln da bereits mit den Firmen, und es gibt durchaus gute Gespräche“, sagte der Rathauschef.

Auch hier empfehlen Leichsenring und Dilschneider eine Gemeindeoffensive, die unter der Bezeichnung „Solardorf Binzen“ laufen könnte. Vorstellbar wäre hier etwa eine Ausstellung mit Bürger-Werkstätten. Binzen nimmt bereits an dem Solarenergie-Projekt „365 Dächer“ des Landkreises teil, hier könne man anknüpfen, so die Planer.

Auf Grundlage der vorgestellten Modelle soll nun ein Konzept zur Potenzialentwicklung erstellt werden, an dem auch die Bürger beteiligt werden.

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