Vorbilder für lebendige, kleinteilige und vielfältige Quartiere, die im Rahmen von Konzeptvergaben entstanden sind oder entstehen, gibt es in Tübingen, Stuttgart und Kirchheim unter Teck. Das Besondere daran ist, dass die Grundstücke nicht zu den sonst üblichen Bedingungen vermarktet werden, sondern dass Bauherren mit innovativen Ideen zum Zuge kommen – etwa zum Senioren- oder Familienwohnen, der gemeinschaftlichen Nutzung von Räumen oder der Integration von Gewerbe wie zum Beispiel einem Café oder einer Quartierswerkstatt.
Die Innenhöfe sollen zu einem Treffpunkt werden. Das „Zusammenraufen“, wie die Referenten es nannten, sei dabei Programm. Es soll dazu beitragen, dass alle Bewohner an einem Strang ziehen und möglichst lange dort wohnen bleiben. Es können sich Einzelpersonen, aber auch Gemeinschaften melden, hieß es.
Veräußert werden die Grundstücke dann zum Marktwert, der noch zu ermitteln ist. Für die Bauherren werden Finanzierungsberater zur Verfügung stehen.
Die Fragerunde
Am häufigsten wurde bei der Diskussion nach der Zeitschiene von der Bauplatzvergabe bis zur Fertigstellung gefragt. Es war erkennbar, dass viele Bauwillige an schnell umzusetzenden Projekten gelegen ist. Zwei bis drei Jahre könnte es bis zur Fertigstellung eines Quartiers dauern, lautete die Auskunft.
Gefragt wurde auch nach der Geschossigkeit – es sollen sich zwei bis vier Geschosse in der Bebauung abwechseln.
Ob man beim Bau der Tiefgarage auf Grundwasser stoßen könnte, werde noch geklärt, hieß es weiter.
Wichtig war einem Bürger, dass das Quartier „ästhetisch“ zur vorhandenen Bebauung passt. Vorgeschlagen wurde, einen Gestaltungsbeirat zu installieren.
Ein Bauinteressent sorgte sich, dass er nur mit Vorschlägen wie der „eigenen Würstchenbude oder einer E-Bike-Station“ zum Zuge kommt. Andere fragten nach der Möglichkeit, ein kleines Reihenhaus zu bauen. Reihenhäuser sind zwar Teil des geplanten Quartiers, ob es aber so viele werden, wie offenbar gewünscht, steht auf einem anderen Blatt.
Als Vorbild für die Quartiersidee könnte man etwa die gewachsenen „Kieze“ in Berlin, die Kölner „Veedel“ mit ihren Innenhöfen und kleinen Cafés, Restaurants und Lebensmittelläden oder die bereits vor rund 100 Jahren geplanten Viertel wie die Gartenstadt „Margarethenhöhe“ in Essen und die Eisenbahnersiedlung in Weil am Rhein nennen. Noch heute sind dies beliebte Wohnquartiere.
Ob die Idee auch für eine kleine Gemeinde wie Binzen funktioniert und ob sich daraus ein reges Quartiersleben entwickelt, muss sich nun anhand der Nachfrage zeigen.