Binzen Großes Interesse am Neubaugebiet

Weiler Zeitung
Im Hintergrund ist das Baufenster, der ehemalige Fußballplatz, eingeblendet: Auf dem Podium sitzen (von links) Holger Weiß, Andreas Schneucker, Stephan Färber, Matthias Gütschow und Thomas Gauggel; später kam noch Gernot Pohl dazu. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Info-Abend: Konzeptvergabe soll das Quartier „Kandergrund“ lebenswerter machen / Kein Bieterverfahren

Das Interesse an Bauland und neuen Baugebieten in der Region ist ungebrochen: Das zeigte sich auch bei der Informationsveranstaltung in der Binzener Gemeindehalle zum Baugebiet „Kandergrund“ auf dem ehemaligen Sportplatz. Hierbei will die Gemeinde neue Wege beschreiten und Baugrundstücke im Rahmen einer Konzeptvergabe veräußern. Mehr als 100 Zuhörer kamen.

Von Jutta Schütz

Binzen. Die Gesamtfläche für die neue Wohnbebauung ist rund 19 400 Quadratmeter groß. 150 Wohnungen für 300 Personen könnten entstehen. Das wären dann, so sagte Bürgermeister Andreas Schneucker, zehn Prozent der jetzigen Bevölkerung Binzens. Ziel des Gemeinderats ist es, Wohnmöglichkeiten mit Qualität zu marktgerechten, aber bezahlbaren Quadratmeterpreisen zu schaffen – hierfür gab es spontanen Beifall – und dabei auch die neue Bevölkerung zu integrieren. „Wir werden definitiv nicht, wie andere Gemeinden, ein Bieterverfahren mit Höchstpreisen anstreben“, stellte Schneucker fest.

Als Referenten waren Thomas Gauggel und Matthias Gütschow, freie Architekten bei der Baugemeinschaft Architekten Südwest aus Tübingen, der Leiter des Stadtplanungsamts Kirchheim unter Teck, Gernot Pohl, Rechtsanwalt Holger Weiß aus Freiburg und Stephan Färber als Binzener Stadtplaner geladen.

Die Rahmenbedingungen

Weiß erläuterte die Neuartigkeit des Vorhabens und verwies damit verbunden auf eine Broschüre und Planungsunterlagen, die über die Homepage der Gemeinde abrufbar sind. Färber erklärte die Rahmenbedingungen: Insgesamt sollen drei Quartiere mit drei Höfen entstehen, um die sich je sechs Mehrfamilien-, und Reihenhäuser gruppieren. Gestartet wird mit „Quartier 1“ beziehungsweise „Hof 1“ mit etwa 47 Wohneinheiten. Wer ein interessantes Konzept abgibt, das von einer Jury ausgewählt wird, erhält eine Reservierungszusage.

Ganz wichtig ist im Vorfeld der „Ankernutzer“ – meist ein Bauunternehmen, das die Tiefgarage sowie ein erstes Hochbauprojekt erstellt.

Innovative Ideen gefragt

Vorbilder für lebendige, kleinteilige und vielfältige Quartiere, die im Rahmen von Konzeptvergaben entstanden sind oder entstehen, gibt es in Tübingen, Stuttgart und Kirchheim unter Teck. Das Besondere daran ist, dass die Grundstücke nicht zu den sonst üblichen Bedingungen vermarktet werden, sondern dass Bauherren mit innovativen Ideen zum Zuge kommen – etwa zum Senioren- oder Familienwohnen, der gemeinschaftlichen Nutzung von Räumen oder der Integration von Gewerbe wie zum Beispiel einem Café oder einer Quartierswerkstatt.

Die Innenhöfe sollen zu einem Treffpunkt werden. Das „Zusammenraufen“, wie die Referenten es nannten, sei dabei Programm. Es soll dazu beitragen, dass alle Bewohner an einem Strang ziehen und möglichst lange dort wohnen bleiben. Es können sich Einzelpersonen, aber auch Gemeinschaften melden, hieß es.

Veräußert werden die Grundstücke dann zum Marktwert, der noch zu ermitteln ist. Für die Bauherren werden Finanzierungsberater zur Verfügung stehen.

Die Fragerunde

Am häufigsten wurde bei der Diskussion nach der Zeitschiene von der Bauplatzvergabe bis zur Fertigstellung gefragt. Es war erkennbar, dass viele Bauwillige an schnell umzusetzenden Projekten gelegen ist. Zwei bis drei Jahre könnte es bis zur Fertigstellung eines Quartiers dauern, lautete die Auskunft.

Gefragt wurde auch nach der Geschossigkeit – es sollen sich zwei bis vier Geschosse in der Bebauung abwechseln.

Ob man beim Bau der Tiefgarage auf Grundwasser stoßen könnte, werde noch geklärt, hieß es weiter.

Wichtig war einem Bürger, dass das Quartier „ästhetisch“ zur vorhandenen Bebauung passt. Vorgeschlagen wurde, einen Gestaltungsbeirat zu installieren.

Ein Bauinteressent sorgte sich, dass er nur mit Vorschlägen wie der „eigenen Würstchenbude oder einer E-Bike-Station“ zum Zuge kommt. Andere fragten nach der Möglichkeit, ein kleines Reihenhaus zu bauen. Reihenhäuser sind zwar Teil des geplanten Quartiers, ob es aber so viele werden, wie offenbar gewünscht, steht auf einem anderen Blatt.

Als Vorbild für die Quartiersidee könnte man etwa die gewachsenen „Kieze“ in Berlin, die Kölner „Veedel“ mit ihren Innenhöfen und kleinen Cafés, Restaurants und Lebensmittelläden oder die bereits vor rund 100 Jahren geplanten Viertel wie die Gartenstadt „Margarethenhöhe“ in Essen und die Eisenbahnersiedlung in Weil am Rhein nennen. Noch heute sind dies beliebte Wohnquartiere.

Ob die Idee auch für eine kleine Gemeinde wie Binzen funktioniert und ob sich daraus ein reges Quartiersleben entwickelt, muss sich nun anhand der Nachfrage zeigen.

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