Binzen Grundschüler mit Redebedarf

Weiler Zeitung
Die Schulsozialarbeit im Vorderen Kandertal nimmt Fahrt auf: Das konnten (v. l.) Schulsozialarbeiterin Svenja Müller, Schulleiter Reiner Kaiser und Volker Hentschel vom Diakonischen Werk in der Sitzung der Verbandsversammlung verkünden. Foto: Alexan-dra Günzschel Foto: Weiler Zeitung

Schulsozialarbeit: Erster Tätigkeitsbericht nach der Einführung / Massive Einzelfälle

An der Grundschule Vorderes Kandertal mit ihren vier Standorten wurde im Dezember erstmals Schulsozialarbeit eingeführt. Über erste Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge berichtete jetzt Schulsozialarbeiterin Svenja Müller der Verbandsversammlung des Gemeindeverwaltungsverbands (GVV) Vorderes Kandertal.

Von Alexandra Günzschel

Vorderes Kandertal. Svenja Müller erklärte, das vergangene halbe Jahr vor allem für den Beziehungsaufbau genutzt zu haben. So gab es eine große Vorstellungsrunde in sämtlichen Klassen an allen vier Schulstandorten, bei der die Schüler auch nach ihren eigenen Vorstellungen gefragt wurden.

Die Schulsozialarbeiterin steht den Grundschülern in Binzen von Dienstag bis Donnerstag jeweils von 9 bis 15 Uhr zur Verfügung. Für die Außenstellen hat sie die Freitage reserviert, um dort mindestes einmal pro Monat präsent zu sein. Für eine niederschwellige Schulsozialarbeit seien die verschiedenen Schulstandorte aber eine besondere Herausforderung.

Dem Tätigkeitsbericht des Diakonischen Werks im Landkreis Lörrach zufolge schätzen die Grundschüler das neue Angebot, das auf Freiwilligkeit, Ganzheitlichkeit und vor allem Verschwiegenheit beruhe. Allein in der Zeit zwischen den Weihnachtsferien und den Pfingstferien haben rund 80 Einzelgespräche mit einem Kind oder einer Kleingruppe stattgefunden, wovon elf Kinder mehr als drei Gesprächstermine wahrnahmen. Schwerpunkte der Schulsozialarbeit im GVV sind derzeit das soziale Miteinander und die Integrationsförderung.

Die Gruppenangebote dienen zurzeit vor allem dem Kennenlernen. Sie richten sich zum Beispiel an die Eltern (Elterntreff), an Erstklässler oder an Flüchtlingskinder (während des Religionsunterrichts). Eine „Rangelgruppe“, bei der auch „fair gerauft“ werden darf, soll die Kinder darin bestärken, ihre eigene Meinung nach außen friedlich zu vertreten.

„Wir haben Einzelfälle, die sich sehr massiv darstellen“, erklärte im Anschluss an den Tätigkeitsbericht Schulleiter Reiner Kaiser. Die Schulsozialarbeit leiste hier wertvolle Dienste, betonte er.

Andreas Schneucker, Bürgermeister in Binzen, zeigte sich überrascht darüber, dass unter den aufgeführten Problemen unter anderem auch Mobbing, Schulverweigerung oder Diskriminierung vorkommen. Er hätte das so an den Grundschulen im Vorderen Kandertal nicht erwartet.

Michael Herr, Bürgermeister in Wittlingen, hatte Bedenken, dass die Schulsozialarbeit plötzlich fehlt, wenn die Schüler an weiterführende Schulen kommen. Müller stellte klar, dass es auch um die Unterstützung der Eltern bei Erziehungsaufgaben geht, und man bestrebt sei, Problemstellungen möglichst früh zu beseitigen.

Volker Hentschel vom Diakonischen Werk bemerkte außerdem, dass es mittlerweile kaum noch Diskussionen darüber gebe, ob Schulsozialarbeit – etwa an Gymnasien – wirklich notwendig sei. Er hielt es für wichtig, so früh wie möglich Unterstützung anzubieten.

Verbandsmitglied Gerhard Welzel hatte die Vermutung, dass an größeren Schulen mehr Probleme auftauchen als in kleineren Einheiten. Er fragte deshalb nach. Müller bestätigte, dass es mehr Problemfälle in Binzen gebe, wo auch die Ganztagsschule des GVV untergebracht ist – aber eben auch mehr Schüler. Auch sei sie am Standort Binzen präsenter, führte sie als weiteren möglichen Grund für das Ungleichgewicht an.

Ein erstes Fazit des Tätigkeitsberichts: Die Schulsozialarbeit ist erfolgreich in der Grundschule Vorderes Kandertal angekommen und auch bekannt.

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