Binzen Hitparade der Musikanten-Späße

Weiler Zeitung

„Klassik bewegt“: Familienkonzert im Autohaus Gottstein präsentiert heitere Karnevalsmusik

Eineinhalb Stunden stillzusitzen und heiterer Musik zu lauschen, wäre von Kindern im Kuscheltier-Alter doch zu viel verlangt. Entsprechend unruhig ging es zu am Sonntag beim Familienkonzert „Klassik bewegt“ in der dicht besetzten Gottstein-Ausstellungshalle zu. Der „Carneval der Tiere“ des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns war das Hauptwerk des Nachmittag-Programms.

Von Walter Bronner

Binzen. Und damit hatte die renommierte Pianistin und Managerin der Konzertreihe, Deug-Yun Kim, ein äußerst populäres Stück ausgesucht, an dem Hörer aller Altersklassem ihre helle Freude hatten. Auch die Interpreten an zwei Klavieren nebst Streichorchester und Perkussionsinstrumenten hatten mit ihren klingenden Tierimitationen dankbare und immer wieder solistisch pointierte Aufgaben zu erfüllen.

Das schon, wenn zum Auftakt König Löwe mit Gefolge zu pathetischem Sound einmarschiert und dann nacheinander Hühner und Hähne, Ganz- und Halbesel, Schildkröten, Elefanten, Kängurus, Kolibris, Aquarienfische, Saurier-Skelette, Eichhörnchen, Kuckuck und andere Gefiederte mit dem elegant dahingleitenden Schwan kurz vor Schluss ihre markanten Auftritte haben und instrumental wesenstypisch charakterisiert werden. Abgesehen davon parodiert der Komponist in fast jeder Sequenz auch noch Hits berühmter Kollegen von Mendelssohns „Sommernachtstraum“ über Berlioz‘ „Faust-Elfentanz“ bis zu Offenbachs „Cancan“, weshalb das Stück zu seinen Lebzeiten nicht aufgeführt werden durfte.

Dafür wurde es hinterher umso populärer, wie Moderator Klaus Koska berichtete. Mit hintersinnigem Witz und komödiantischem Pfiff – nebst einem geschickt kaschierten Aussetzer – las er die Loriot-Zwischentexte mit den Kommentaren des imaginären Tierpublikums, darunter ein abgeklärter Mehlwurm, neugierige Kätzchen, emsige Erdferkel nebst Herr und Frau Fuchs mit Familie.

Die exemplarische Darbietung der musikalischen Humorparade geriet den Pianistinnen Deug-Yun Kim und Kayo Ishizuka-Steiner nebst Schlagzeuger Friedemann Stert und dem ad hoc formierten Kammerorchester unter Leitung von Brigitte Schnabel in jeder Hinsicht perfekt.

Dem Hauptwerk vorangestellt war die exaltierte Tonschöpfung „Karneval in Venedig“ für Flöte solo und Salonorchester von Giulio Briccialdi. Katarzyna Bury absolvierte die Flötenkapriolen über den banalen Gassenhauer (zu Deutsch: „Mein Hut der hat drei Ecken“) mit aller Virtuosen-Bravour und süffiger Tongebung.

Die Kapriolen des „Scaramouche“ (Aufschneider-Figur in der klassischen Commedia dell Arte), hier in der hoch rasanten Vertonung von Darius Milhaud für zwei Klaviere und Schlagzeug, wurden abschließend ebenfalls mustergültig dargeboten, aber auch von einem gehörigen Geräuschpegel des zunehmend unruhiger gewordenen Publikums garniert.

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