Binzen Hoffnung am Horizont

Jürgen Scharf
Beeindruckend war der Gesamtklang von Chor, Orchester und Solisten beim Abschiedskonzert von Chorleiterin Brigitte Schnabel in Binzen in der Laurentiuskirche. Foto: Jürgen Scharf Foto:  

Es wurde ein denkwürdiges Abschiedskonzert der langjährigen Chorleiterin. Die Musik macht Mut in beunruhigenden Zeiten.

Die Musik ist „ein Hauch der Gottheit“: Mit diesen Worten, angelehnt an ein Zitat von Nikolaus Harnoncourt, wurde die 49. Abendmusik angekündigt. In der Tat waren die beiden letzten Konzerte ein stimmungsvolles Programm mit Mut machender Musik in diesen beunruhigenden Zeiten.

Dafür sorgte allein schon die optimistisch stimmende Tonart C-Dur in zwei Messen von Rheinberger und Mozart. Interessant war es, zwei Messe-Vertonungen aus verschiedenen Epochen mit unterschiedlichen Stilen und Besetzungen zu hören. Die Messe in C-Dur op. 169 von Joseph Rheinberger ist seine einzige mit Orchesterbegleitung, ein romantisches Werk, seelenvoll, eine schöne Chormusik. Aufgeführt wurde sie in der klein besetzteren Fassung für Streicher- und Orgelbegleitung mit zwei vom Chor gut gemeisterten Schlussfugen im Gloria und Agnus Dei.

Messe mit Qualitäten

Mehr Pracht, Ernst und Festlichkeit brachte die für den Salzburger Dom geschriebene Missa solemnis KV 337 von Wolfgang Amadeus Mozart, die letzte vollendete Messe aus Mozarts Salzburger Zeit. Sie erfreut sich nicht der gleichen auffallenden Beliebtheit wie dessen „Krönungsmesse“, die berühmteste Messe ihrer Zeit, und viele denken bei „Missa solemnis“ eher an Beethovens Großwerk.

Aber auch diese unbekanntere Mozart-Messe hat ihre Qualitäten und erhält durch die hinzutretenden Bläser, zwei Trompeten und Pauke, noch zusätzliche Kraft und feierlichen Impetus. Herzstück ist das etwas dissonantere Benedictus in dunklen Tönen, dem die wunderschöne Arie für Solosopran im Agnus Dei folgt.

Chorwerke sind sauber

Die beiden Chorwerke waren sauber und solide durchgearbeitet. Chor, Orchester und Gesangssolisten waren sich in ihrer ernsthaften Werkauffassung einig mit der Dirigentin. Die Orchestermesse von Rheinberger gefiel noch dazu durch die schönen orchestralen Ein- und Überleitungen und Untermalungen; besonders im Agnus Dei kam die Qualität des Orchesters zur Geltung.

Auch das stimmige Solistenensemble mit der Sopranistin Sabine Hiller-Dürk, der Altistin Heike Werner, dem kurzfristig eingesprungenen Tenor Ivo Haun und dem Bassisten Tim Renkert wuchs homogen aus dem Chorklang heraus. Dem Einspringer hörte man nicht an, dass er diesen Part in kürzester Zeit übernommen hat, er klang sehr edel.

Bei Mozarts Werk machten die Interpreten klar, was für eine erstaunliche Messe diese Missa solemnis doch ist. Hier ließen die Vokalsolisten an stilvollem Mozart-Gesang nichts zu wünschen übrig, und man hörte, dass Brigitte Schnabel den Chor in guter Verfassung hinterlässt.

Ausführung erfolgt präzise

Die Chorwerke in hellerem C-Dur umrahmten ein Instrumentalwerk in der dunkleren c-Moll-Tonart, das Konzert für Violine und Oboe BWV 1060 von Johann Sebastian Bach. Hier wurde in straffem, zügigem Tempo musiziert, mit schlankem Ton der bekannten Solisten, der Konzertmeisterin Angelika Balzer an der Violine mit griffigem, präzisem Geigenton und Ingo Balzer mit flexibler Tongebung an der Oboe. Gerade sein Oboenspiel bestach durch klare Konturen und schöne Klanglichkeit. Und so ergab sich zwischen den beiden Soloinstrumenten ein erfreuliches Dialogisieren, im Adagio mit einschmeichelnden Klangfarben.

So war es vokal und instrumental eine beeindruckende Abendmusik, mit der sich Brigitte Schnabel verabschiedete und in bester Erinnerung bleiben wird.

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