Man staunt nur so, was für eine großbogige Spannungsdichte diese Bearbeitungen der Bühnenwerke entfalten. Von der auftrumpfenden Dramatik der Walhall-Szenen aus „Rheingold“ über Wotans Abschied und Feuerzauber („Walküre) bis zur Trauermusik aus der „Götterdämmerung“. Welchen Zauber diese Musik verbreitet, verrät Siegmunds Frühlings- und Liebeslied („Winterstürme wichen dem Wonnemond“). Höhepunkt ist der berühmte Walkürenritt, die bekannteste Wagner-Musik, der von dem Pianisten mit anspringender Vehemenz auf die Tasten gelegt wird, dass der Zuhörer überwältigt ist.
Bei diesem Wagner-Schnelldurchgang musste man sich nur die grummelnden Streicher zu Beginn des Waldwebens und die Blechbläser und Pauken in Siegfrieds sinistrem Trauermarsch dazudenken. Keine Frage, das furiose, packende Musiktheater auf den 88 schwarzen und weißen Tasten stimulierte das Publikum.
Als Klammerwerke bildeten Claude Debussys „Pour le piano“ mit der barockfrischen Sarabande und der glitzernden Toccata sowie die beiden Arabesken eine Art musikalischen Ring.
Die attraktive und singuläre Reihe„Weltklassik am Klavier“ wird an jedem zweiten Samstag im Monat als Podium für junge Künstler fortgesetzt. Damit dieses begrüßenswerte und außergewöhnliche kulturelle Engagement der Gemeinde auch adäquat umgesetzt wird, sollte nur der Kawai-Flügel noch etwas besser gestimmt sein.
Weitere Informationen: Beim nächsten Konzert der Weltklassik am Klavier im Rathaussaal Binzen am Samstag, 14. Mai, 17 Uhr, ist die Pianistin Lal Karaaglioglu zu Gast.