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Binzen Klavierklänge im Rathaussaal

Jürgen Scharf

Konzert: Überzeugender Auftakt der Reihe von sechs Klavierabenden / Auseinandersetzung mit Wagner

Der „Ring“ ohne Worte: Das war das Eröffnungsereignis bei Weltklassik am Klavier, der Auftaktveranstaltung zu einer Piano-Reihe mit sechs Klavierabenden im Binzener Rathaussaal: eine Konzertreihe der Spitzenklasse. Im Zentrum des Eröffnungskonzerts stand ein Arrangement von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“.

Von Jürgen Scharf

Binzen. „Wir holen die Sterne für Sie auf die Bühne. Erleben Sie junge Sterne auf dem Weg zu Stars“: So lautet die vollmundige Ankündigung dieser erfreulichen Initiative an insgesamt 40 Orten in Deutschland. Mit einigem Stolz weist der Binzener Bürgermeister Andreas Schneucker in seiner Begrüßung darauf hin.

Bayreuth-Fans haben es ja schon immer geahnt: Der wahre Herr der Ringe ist Wagner mit seinen Nibelungen, mit Wotan, Walhall, den Walküren und Siegfried, dem Drachentöter. Über die Geschichten in dem riesigen Werk mit Helden und Göttern, das an die 16 Stunden dauert, könnte man eine Ewigkeit erzählen.

Rheintöchter – lebendig und ausdrucksstark

Eine Tür in diese wunderschöne Musik der Bühnenstücke des Bayreuther Meisters öffnete am Samstag der junge Pianist Konstantin Zvyagin. Zuerst mal erzählt er, was da in der von Riesen gebauten Burg Walhall alles passiert und warum die Rheintöchter das Rheingold zurück haben wollen, das der Nibelung Alberich gestohlen hat (und aus dem der Ring geschmiedet wurde).

Wagner-Fans kennen die herrlichen Themen mit ihrer genialen Idee der Leitmotive (kleine Melodien, Akkorde): einprägsame Klangsignets vom Donnergott, den Rheintöchtern oder den Walküren. Dem jungen Pianisten gelingt es mit lebendigem, ausdrucksstarkem und suggestivem Zugriff in bewegendem Fluss den in seinem Kern frei geschälten Wagner vor Ohr und Auge zu stellen.

Mit seinen eigenen Transkriptionen, einer Suite aus Klavierauszügen und Partituren aus dem „Ring des Nibelungen“, dazu seinem profunden Klavierspiel, betreibt Zvyagin musikalisch rund und technisch beachtlich eine nachschöpferische Materialerschließung, die zum Klangereignis wird. Bei dieser furiosen Reise in die Sagenwelt betritt das Publikum in Binzen – über jeden, der noch kam, war der Veranstalter dankbar – die Klangbühne.

Man staunt nur so, was für eine großbogige Spannungsdichte diese Bearbeitungen der Bühnenwerke entfalten. Von der auftrumpfenden Dramatik der Walhall-Szenen aus „Rheingold“ über Wotans Abschied und Feuerzauber („Walküre) bis zur Trauermusik aus der „Götterdämmerung“. Welchen Zauber diese Musik verbreitet, verrät Siegmunds Frühlings- und Liebeslied („Winterstürme wichen dem Wonnemond“). Höhepunkt ist der berühmte Walkürenritt, die bekannteste Wagner-Musik, der von dem Pianisten mit anspringender Vehemenz auf die Tasten gelegt wird, dass der Zuhörer überwältigt ist.

Bei diesem Wagner-Schnelldurchgang musste man sich nur die grummelnden Streicher zu Beginn des Waldwebens und die Blechbläser und Pauken in Siegfrieds sinistrem Trauermarsch dazudenken. Keine Frage, das furiose, packende Musiktheater auf den 88 schwarzen und weißen Tasten stimulierte das Publikum.

Als Klammerwerke bildeten Claude Debussys „Pour le piano“ mit der barockfrischen Sarabande und der glitzernden Toccata sowie die beiden Arabesken eine Art musikalischen Ring.

Die attraktive und singuläre Reihe„Weltklassik am Klavier“ wird an jedem zweiten Samstag im Monat als Podium für junge Künstler fortgesetzt. Damit dieses begrüßenswerte und außergewöhnliche kulturelle Engagement der Gemeinde auch adäquat umgesetzt wird, sollte nur der Kawai-Flügel noch etwas besser gestimmt sein.

Weitere Informationen: Beim nächsten Konzert der Weltklassik am Klavier im Rathaussaal Binzen am Samstag, 14. Mai, 17 Uhr, ist die Pianistin Lal Karaaglioglu zu Gast.

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