Binzen Den Kunden zeigen, was wir machen

Zoë Schäuble
Landwirte aus Leidenschaft: Frank und Renate Krumm. Foto: Beatrice Ehrlich

Tag der offenen Tür im Stapflehus

Im Rahmen der Landesaktion „Gläserne Produktion“ öffnet das Stapflehus in Binzen am Sonntag seine Türen. Frank Krumm, der mit seiner Frau Renate das Stapflehus als Familienbetrieb führt, erklärt im Interview, was die Besucher an diesem Tag erwartet.

Von Zoë Schäuble

Binzen - Die Aktion „Gläserne Produktion“ geht auf eine Initiative der Landjugend zurück und wird seit 1991 in Baden-Württemberg durchgeführt. Im Stapflehus findet sie in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Landwirtschaft und Naturschutz des Landratsamts Lörrach statt.

Herr Krumm, freuen Sie sich darauf, den Besuchern Rede und Antwort zu stehen?

Ja, es ist uns ein Anliegen unseren Kunden zu zeigen, was, wie und warum wir das tun. Konsum ist sehr naiv geworden. Viele Menschen kennen die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft, Konsum und den Auswirkungen auf die Landschaft und die Umwelt nicht mehr.

Welche Werte verfolgen Sie im Stapflehus?

Wir arbeiten naturnah und versuchen unserem Erbe aus vielen Generationen gerecht zu werden. Das heißt, dass wir sorgsam mit unseren Böden und mit unseren Beständen umgehen. Das ist aufwändig.

Wir verzichten komplett auf Herbizide und Insektizide, aus Überzeugung – aber auch weil wir uns das leisten wollen. Unsere Flächen sind sehr kleinteilig, natürliche Prozesse sind dabei integriert. Totholz, Steine, hohes Gras und verschiedene Sorten auf kleiner Fläche sind bei uns normal. Betriebswirtschaftlich ist das nicht sehr effizient.

Volkswirtschaftlich hat das aber einen sehr hohen Wert. Leider sieht und versteht das der Verbraucher immer seltener. Solange es ähnliche Produkte zu geringeren Preisen gibt, sind reelle Einkünfte eine Illusion. Es scheint, als würde der Verbraucher in Deutschland immer zuerst bei den Lebensmitteln sparen. Das ist eine fatale Entwicklung, wenn im gleichen Atemzug immer höhere Anforderungen an die Produktion gestellt werden. Der Preis für die Gesellschaft ist indes kaum zu beziffern, aber immens. Wir müssen hier gegensteuern, und über den wahren Preis landwirtschaftlicher Produkte sprechen.

Wieso nehmen Sie als Landwirt im Nebenerwerb an der Aktion „Gläserne Produktion“ teil?

Nebenerwerb bedeutet bei uns: Ohne ein Gehalt, das von außerhalb der Landwirtschaft in den Haushalt kommt, könnten wir den Hof nicht halten. Allerdings ist meine Frau Renate vollzeitbeschäftigt in unserem Betrieb. Dazu kommt Hilfe aus der Verwandtschaft und von den Eltern. Letztlich wird eine große Leistung in den Betrieb investiert. Wir möchten das vermitteln und integrieren traditionell viele Helfer in die Ernte. Das ist einfach schön und vor allem wichtig, damit möglichst viele Menschen Verständnis für die Produktion von Lebensmitteln haben.

Wir sehen es so: Es braucht größere Betriebe, wir füllen eine Nische und können etwas bieten, was andere sich nicht leisten können. Dafür braucht es deren Beitrag zur Ernährung der Gesellschaft.

Geht es bei der Aktion auch um Naturschutz?

Vielfalt ist unser aller Grundlage. Biodiversität ist eine Basis, die Anpassungen an Veränderungen ermöglicht. Wir erfahren das gerade eindrücklich, da sich unsere Umwelt sehr schnell und drastisch verändert. Einwandernde Tiere und Pflanzen können uns massiv herausfordern, das sehen wir zum Beispiel an der Kirschessigfliege. Wir können dagegen kämpfen, aber langfristig wird es in der Natur Gegenspieler geben, die ein neues Gleichgewicht herstellen. Biodiversität zu fördern ist somit eine Investition in die Widerstandsfähigkeit unserer Umwelt. Lebensräume für Tiere und Pflanzen sind dafür entscheidend – diese versuchen wir zu bieten.

Das verwenden, was da ist

Die besondere Angebote der Krumms zeigen, was man in einer kleinen, naturnahen Landwirtschaft produzieren kann: Von Johannisnüssen (grüne Walnüsse), zahlreichen besonderen Marmeladen und Chutneys bis hin zu  Eingemachtem, reinen Obstsäften, Essigen und Kräutersalzen reicht das Angebot im Binzener Stapflehus. Sie  verwerten eigenes Obst, teilweise von alten Sorten sowie Streuobstbäumen und produzieren  Wein angepasst traditionell –  Gutedel und Spätburgunder, ergänzt mit Souvignier Gris, einer pilzresistenten Sorte. Groß ist die Auswahl an Schnäpsen mit vielen Besonderheiten, etwa einem Gin aus Zutaten aus einem 25-Kilometer-Radius. „Jeder, der sich mit Gin etwas näher beschäftigt, weiß, dass dies sehr speziell ist“, sagt  Frank Krumm. Hinzu kommt die Kooperation mit Imkern, die ihren Honig auf den Flächen der Krumms produzieren.

Programm beim Tag der Offenen Tür:

Das Stapflehus in Binzen (Mühlenstraße 2) lädt  am Sonntag, 26. Juni, zwischen 11 und 19 Uhr zu einem Tag mit Brennereiführungen, geführtem Streuobstspaziergang und einer  Ausstellung über den Kirschanbau im Kreis Lörrach ein. Die Landfrauen und der TuS Binzen bewirten mit Rindfleischsalat, Wurstsalat, „Gschwelldi mit Quark“ und „Chiersichüechli“. Es werden außerdem neue Erkenntnisse zu Apfelsorten präsentiert, und es wird eine Fotoausstellung geben mit Fotos von Tieren in der Landschaft des Markgräflerlands

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