Blansingen Bachs Kirchenmusik erklingt

Ines Bode
Susanne und Horst Teichmanis (Mitte) nach der Andacht im Gespräch mit weit gereisten Besuchern. Foto: Ines Bode

Die Kreuzigung von Jesus Christus ist Thema einer Andacht mit Orgelmusik in Blansingen gewesen.

Der weltbekannte Ausspruch: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“, seien die letzten Worte von Jesus gewesen, der am Karfreitag „zur 15. Stunde des Tages“ nach dem Martyrium der Kreuzigung starb – dem bedeutungsschweren Zeitpunkt widmete sich eine Andacht in der Peterskirche Blansingen.

Die Turmglocke kündete den Besuchern die fünfzehnte Stunde, die Pforten der Kirche hatten Susanne und Horst Teichmanis geöffnet. Die Andacht begann mit tonloser Stille, erst nach angemessenem Ausharren griff Teichmanis als Organist in die Tasten, um Bachs mächtigen Notenguss „Fantasie und Fuge“ ertönen zu lassen. Als erstes gesprochenes Wort fiel der eingangs erwähnte Satz. Weiter gab die Liturgie die Verse des Passionsliedes vor, zitiert von Susanne Teichmanis: „… der nicht schuld ist, der Unschuldige wird gequält“.

Biblische Lesung

Dem folgte mit „Sei gegrüßet, Jesu gütig“ eine zweite Partitur von Bach, der sich bekanntlich als Kirchenmusiker durch und durch religiöser Themen annahm. Die kurze Variation wies hörbar weiche Züge auf, denen der Organist eine gewisse Leichtigkeit verlieh. Etwas Positives umgab auch das sich anschließende Gebet, es sei „nicht das Ende deines Weges“, hieß es.

Gebannt lauschte der Kreis der Zuhörer dem dritten Stück von Bach, „Da Jesus an dem Kreuze stund“, eine tonale Einleitung der biblischen Lesung. Dafür wählte die Sprecherin einen Absatz aus der Passionsgeschichte nach Matthäus: Man hatte den unbequemen Wanderprediger und vermeintlichen Gotteslästerer zum Statthalter Pontius Pilatus gebracht. Statt sich zu rechtfertigen blieb Jesus stumm, doch ohnehin verlangte das auf dem Gerichtsplatz versammelte Volk, dass dem zweiten Gefangenen namens Jesus Barabbas die Gnade des Festtags gelte.

Die Frage „Welchen wollt ihr?“ war entschieden, und Pilatus wusch sich die Hände in Unschuld. Das Lebenslicht des Jesus Christus sollte erlöschen, und als symbolische Geste blies Susanne Teichmanis die Osterkerze aus. „Er ließ sich kreuzigen, dass nicht mehr gekreuzigt wird“, befand der Verfasser Wolfram Klein, dessen Verse nach der kurzen Bach-Partitur „Oh Mensch, bewein‘ dein Sünde groß“ zu Gehör kamen. Die Andacht mündete in einer weiteren Variation von „Sei gegrüßet, Jesu gütig“, ein erneut emotional anmutender Satz, der das Gemüt bewegte. Nach dem offiziellen Teil meinte der Organist, sein Spiel sei das eines Laien, als Jugendlicher erlernt, und mit der Zeit professionell gefestigt. Am Morgen war er in Kandern eingesprungen. Die Blansinger Späth-Orgel, weiß der Orgelfreund zu berichten, habe eine Schwester im Hamburger Michel.

Paar lebt in Pfarrhaus

Seit zwei Jahren lebt das aus dem Norden stammende, aufgeschlossene Ehepaar Susanne und Horst Teichmanis mit seiner christlichen Lebenseinstellung im Blansinger Pfarrhaus. Einer Vereinbarung mit der Gemeinde zufolge bemühe man sich, die Kirche zu beleben. Am Tag zuvor fand im Pfarrhaus das Abendmahl statt.

Örtliche Osterbräuche

In aufschlussreicher Runde ging es um örtliche Osterbräuche: Am Abend des Gründonnerstags seien die Frauen in die Kirche gegangen, die Männer hingegen am Karfreitag. Zur Andacht in der Kirche fanden sich auch Feriengäste aus Karlsruhe und Dortmund ein, die im Umland wohnen – und das Angebot dankbar annahmen.

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