^ Boardinghouse Schopfheim: „Nicht im Sinne der Stadtentwicklung“ - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Boardinghouse Schopfheim „Nicht im Sinne der Stadtentwicklung“

Gerald Nill
Wo heute ein historisches Einfamilienhaus steht, ist ein Boardinghaus geplant. Foto: Gerald Nill

Deutliche Worte gegen ein seit langem geplantes „Boardinghouse“ in der Schwarzwaldstraße, aber auch gegen das Baurechtsamt in Lörrach fielen im Bauausschusses. Das Projekt wirke wie ein Fremdkörper, so die Kritik – kann aber wohl nicht verhindert werden.

Dreimal werden Entwürfe für ein Gebäude mit elf Appartements eingereicht, dreimal wird es abgelehnt bis die Baurechtler in Lörrach – auf juristischen Druck – erkennen, dass sie falsch gelegen haben. Wo heute in der Schwarzwaldstraße noch ein älteres Einfamilienhaus im Dornröschenschlaf steht, soll in Kürze ein rechteckiger Kasten mit elf Appartements für vorübergehend logierende Klientel entstehen – ein sogenanntes „Boardinghouse“.

Vorhaben bestens bekannt

Jochen Sutter vom Bauamt Schopfheim führte ein: „Das Bauvorhaben ist hier bestens bekannt.“ Er erinnerte daran, dass ein Investor vor 14 Monaten, im Februar 2023, eine erste Bauvoranfrage eingereicht hatte. Wegen erheblicher Abweichungen von den Festsetzungen des Bebauungsplans „Im Lus II“ konnte das Einvernehmen nicht erteilt werden: Die nördliche Baugrenze wurde erheblich überschritten, ebenso die Traufhöhe. „Die Bauvoranfrage wurde von der Baurechtsbehörde in Lörrach abgelehnt, rief Sutter im Ausschuss in Erinnerung. Danach reichten die Antragsteller einen Bauantrag mit geänderter Lage des geplanten Gebäudes innerhalb der Baugrenzen ein. In der Sitzung im Juli vergangenen Jahres wurde das Einvernehmen zu dem Bauvorhaben jedoch erneut nicht erteilt wegen, da das Attikageschosses gemäß Bebauungsplan unzulässig war und die festgesetzte Traufhöhe um fast drei Meter auf 9,25 Meter überschritten wurde. „Die Baurechtsbehörde in Lörrach lehnte auch diesen Bauantrag ab“, berichtete Sutter.

Jetzt ist allerdings alles anders. Die Baurechtsbehörde in Lörrach teilte nun mit, dass sie das geplante Bauvorhaben anhand der Festsetzungen des Bebauungsplanes „Im Lus II“ noch einmal genau geprüft hat. Dabei stellte die Behörde fest, dass die Festsetzung der Traufhöhen nur für das ausgewiesene Wohngebiet südlich der Schwarzwaldstraße gilt. Für den Bereich, in dem das Boardinghaus geplant ist, sei indes gar keine Traufhöhe festgesetzt – sodass folglich auch eine kleine Überschreitung derselben vorliegen könne, heißt es jetzt. Sprich: Das Vorhaben gilt nun als zulässig.

„Sehr seltsam, das Ganze“

Dieser Passus in der Tischvorlage ließ bei einigen Ausschussmitgliedern die Hutschnur hochgehen. Thomas Gsell (SPD) befand: „Sehr seltsam, das Ganze.“ Gsell weiter: „Wahnsinnig geärgert hat mich der Satz der Behörde in Lörrach, ’wir haben noch einmal genau geprüft’.“ Ihm dränge sich der Eindruck auf, dass die Sache vorher ein Jahr lang „völlig schludrig behandelt worden“ sei. „Statt hü nun hott“, echauffierte sich Gsell. „Das ist eine Farce, anders kann ich das nicht bezeichnen.“ Im übrigen brauche die Stadt dauerhaften Wohnraum und kein Boardinghaus.

„Wie ein Fremdkörper“

Beigeordneter Thomas Schmitz informierte, dass erst juristischer Druck der Investorenseite zu der genauen Überprüfung – mit dem revidierten Ergebnis – geführt habe. Auch er hat ein klare Meinung zu dem Projekt: „Es ist nicht im Sinne der Stadtentwicklung.“ Der Entwurf wirke „wie ein Fremdkörper in der schönen historischen Bebauung“.

Felix Straub (Grüne) nahm die Vorlage „mit großer Verwunderung“ zur Kenntnis. Seinen Vorschlag, den Bebauungsplan zu ändern, um das Projekt zu verhindern, entkräftete Schmitz: „Dazu ist es jetzt zu spät.“ Ernes Barnet (Grüne) blieb eisern: „Ich werde nicht zustimmen“ – und damit war er letztlich nicht allein: Auch wenn sich das Objekt wohl nicht verhindern lässt, gab es im Ausschuss sechs Nein-Stimmen und eine Enthaltung. Kein einiziger stimmte mit „Ja“.

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