^ Bürgerpreis: Dieter Funk: Er macht Stetten ein bisschen lebenswerter - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Bürgerpreis Dieter Funk: Er macht Stetten ein bisschen lebenswerter

Bernhard Konrad
Dieter Funk (r.) mit dem Stettemer Ottmar Hitzfeld (3.v.l.) und Helfern des Seniorencafés vor dem Gemeindehaus St. Fridolin Foto: zVg

Die Bürgerstiftung ehrt Dieter Funk für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement, insbesondere in der Seniorenarbeit, mit dem Bürgerpreis. Im Interview mit unserer Zeitung erläutert Funk, weshalb ihn diese Arbeit sein Leben lang begleitet – und erfüllt.

Herr Funk, eine Menge Leute engagieren sich ehrenamtlich, meist für eine gewisse Zeitspanne. Sie machen das seit fast 60 Jahren. Warum?

Mit 16 Jahren habe ich bei den Pfadfindern angefangen. Ich mach das einfach gern. Und man gewöhnt sich daran, nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere etwas zu tun.

Man kommt jedenfalls leichter ins Ehrenamt rein als wieder raus?

(lacht) Das stimmt. Als Beispiel kann ich die Sternsinger von St. Fridolin nennen. Seit Jahren versuche ich, etwas weniger zu machen oder die Organisation in andere Hände zu übergeben, aber es klappt noch nicht ganz – ich bin guter Hoffnung. Ich bekomme viel Unterstützung von jungen Leuten, überwiegend Studenten, die in der Weihnachtszeit nach Hause kommen. Aber vorbereitet werden muss es ja trotzdem.

Sie haben betont, dass ehrenamtliches Engagement Freude bereitet, aber auch dringend notwendig ist. Inwiefern?

Es gibt viele Bereiche, in denen sich die öffentliche Hand nicht in ausreichendem Maß engagieren kann. Ein wichtiges Beispiel ist die Seniorenarbeit. Die funktioniert vor allem dort, wo sich über die Zuständigkeiten im Rathaus hinaus Bürger für alte Menschen einsetzen. Das geschieht vor allem kleinräumig, stadtteil- oder quartiersbezogen. Ein kommunales Quartiersmanagement gibt es in Lörrach nicht, hier haben die Ortsteile meiner Meinung nach mit ihren Verwaltungen Vorteile gegenüber den Stadtteilen.

Dieter Funk Foto: Bernhard Konrad

Seniorenarbeit wird in einer älter werdenden Gesellschaft weiter an Bedeutung gewinnen. Aus welchem Grund ist sie so wichtig?

Weil alte Menschen – ich rede nicht von den relativ jungen, fitten Rentnern – zunehmend einsam sind. Oft sind es die Frauen. Irgendwann nehmen sie kaum mehr am sozialen Leben teil, sie gehen alleine nicht mehr in Gaststätten oder andere soziale Treffpunkte. Ein Seniorencafé oder andere Veranstaltungen des Seniorentreffs in Stetten sind sehr niedrigschwellige Angebote, zumal wir auch Senioren abholen und wieder nach Hause bringen können. Wir sehen bei regelmäßigen Besuchern des Cafés, dass dort Kontakte geknüpft werden. Die Leute besuchen sich gelegentlich oder telefonieren zumindest miteinander, sie schaffen sich ein kleines soziales Netzwerk. Der Seniorentreff hilft ihnen dabei.

Stetten hat eine eigene Identität. Gleichzeitig leben im Stadtteil viele zugezogene Bürger, die viele Jahre zum Arbeiten in die Schweiz pendelten. Wie nehmen Sie die Situation von Senioren in Stetten wahr?

Es gibt natürlich Alt-Stettener, die sich von Jugend an kennen. Mit Einsamkeit konfrontiert sind nach meinem Eindruck tendenziell eher Menschen, die irgendwann nach Stetten zogen, dann aber nie Kontakte knüpften. Sei es zur Kirchengemeinde, zum TuS, zu Fasnachtscliquen oder anderen Gemeinschaften. Insbesondere betrifft das tatsächlich eher zugezogene Bürger, die in der Schweiz arbeiten. Man kommt abends müde nach Hause, und am nächsten Tag geht’s wieder zur Arbeit über die Grenze. Da ist es nicht einfach, Bindungen aufzubauen.

Mit Fluktuation und hohem Anspruch an Flexibilität erschwert die Arbeitswelt das „Heimisch-Werden“. Ein Gefühl von Heimat und Planungssicherheit ist für viele Menschen aber eine Voraussetzung für Engagement. Wie sieht es beim Seniorentreff aus?

Wir haben über 40 Mitstreiter, das ist viel, und wir haben ein sehr gutes Miteinander. Die meisten unserer aktiven Mitarbeiter stammen aus dem Dorf. Insgesamt ist das ehrenamtliche Engagement etwa im Vergleich zu den 70er, 80er und 90er Jahren aber sicher zurückgegangen.

Liegt die Ursache ausschließlich in der veränderten Arbeitswelt oder auch im Wandel einer Haltung: Man möchte partizipieren, sich aber nicht engagieren?

Ich denke, es ist beides. Die beruflichen Zwänge sind heute viel ausgeprägter als früher. Darüber hinaus wollen sich immer weniger Bürger auf Dauer an eine Aufgabe binden. Viele Leute helfen gerne mal hier und da, punktuell oder projektbezogen – und dann sind sie wieder weg.

Sie haben sich gebunden – seit Jahrzehnten. Was hält Sie bei der Stange?

Ich bin es einfach gewohnt, helfend da zu sein. Das hat in meiner Pfadfinderzeit begonnen, und es zieht sich durch mein ganzes Leben. Was immer von zentraler Bedeutung war und ist: Es macht mich zufrieden.

Zur Person

Dieter Funk (73)
engagiert sich seit 57 Jahren ehrenamtlich für die Stadtgesellschaft, insbesondere in seinem Heimatstadtteil Stetten. Dort hat er sich auf vielfältige Weise, meist in leitender Funktion, vor allem in die Angebote der Kirchengemeinde St. Fridolin eingebracht: bei den Pfadfindern, im Kirchenchor, dem Förderverein Gemeindehaus und Jugendhaus, im Pfarrgemeinderat, bei den Sternsingern und der Kolpingfamilie, um einige Beispiele zu nennen. Er ist Gründungsmitglied des Fördervereins Seniorenzentrum St. Fridolin und federführend sowohl für die Veranstaltung des Quartierscafés für Senioren als auch für die Organisation zahlreicher weiterer Aktivitäten tätig. Dieter Funk ist darüber hinaus Mitglied im Seniorenbeirat der Stadt Lörrach.

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