Cold Case „Wer ist der Mörder meiner Mutter?“

Alexander Anlicker
Natascha Pfau macht mit einem Youtube-Video auf den ungeklärten Mord an ihrer Mutter vor 33Jahren aufmerksam. Foto: Alexander Anlicker

Interview Natascha Pfau aus Neuenburg war sechs Jahre alt, als ihre Mutter getötet wurde. Die heute 40-jährige sucht per Facebook und Youtube nach Antworten.

Schliengen - Vor zehn Tagen hat Natascha Pfau das Video auf ihrem Youtube-Kanal „Wer ist der Mörder meiner Mutter?“ veröffentlicht, das in nur wenigen Tagen fast 10 000 Menschen erreicht hat. Über das Warum, und was sie sich davon verspricht, berichtet Pfau im Gespräch mit unserer Zeitung.

Frau Pfau, die Tat liegt 33 Jahre zurück, warum gehen Sie jetzt damit in die Öffentlichkeit?

Ich habe im vergangenen Jahr geheiratet, dass war ein Schlüsselmoment für mich. Die Hochzeit ist ein Ereignis im Leben, wo man sich wünscht, dass die Mutter dabei ist. Auch meine Frau hat ihre Mutter schon früh verloren. Ich habe schon im Jahr 2007 Akteneinsicht bei der Polizei beantragt. An meinem 40. Geburtstag habe ich dann gesagt: „Ich mach das.“ Ich habe eine Fotografin gefunden, die mit mir das professionelle Video gedreht hat. Jetzt ist auch ein Zeitpunkt, wo ich fest mit beiden Beinen auf der Erde stehe.

Wie geht Ihre Familie damit um, dass Sie jetzt an die Öffentlichkeit gegangen sind?

Anders als ich zunächst befürchtet habe, fanden es meine Oma und mein Papa toll, dass ich das mache. Sie stehen voll hinter mir.

Wie haben Sie das alles als Sechsjährige erlebt?

Ich war bei meine Oma väterlicherseits zu Besuch, am Abend des 11. Januar kam dann die Kriminalpolizei nach Zienken. Ich habe gespürt, dass etwas nicht stimmt. Am nächsten morgen hat mir meine Oma dann gesagt, dass meine Mutter einen Unfall hatte und nicht mehr kommt. Mir war sofort klar, dass etwas Schlimmes passiert ist. Es war für mich als Kind irgendwie eine Erlösung, da meine Mutter viele Probleme hatte, unter anderem mit Alkohol und Gewalt. Meine Oma hat mich aufgefangen. Sie war mein Engel auf Erden.

Sie glauben nicht daran, dass es sich um einen Zufallsmord an einer Tramperin gehandelt hat?

Ich bin der Überzeugung, dass meine Muter ihren Mörder kannte. Ich versuche das nüchtern und schlicht zu betrachten. Es gibt die Aussage eines Zeugen der beobachtet hat, wie meine Mutter ins Auto gestiegen ist und sie den Mann begrüßt hat.

Sie haben viele Fragen und wenige Antworten, unter anderem auch, warum ihre Mutter überstürzt von Schliengen nach Freiburg gezogen ist.

Meine Eltern waren damals nicht verheiratet, beide waren sehr jung und es gab viel Streitereien. Ich habe mit meiner Mutter in Neuenburg, Müllheim, Steinenstadt und Schliengen gewohnt. In Schliengen blieben wir zum ersten Mal länger, ich bin dort in den Kindergarten gekommen und habe dort erstmals auch Freunde gehabt. Im November 1989 sind wir völlig überstürzt nach Haslach gezogen und in einer schmuddeligen Wohnung bei mehreren Männern untergekommen. Heute würde man das vielleicht als Drogenhölle bezeichnen. Warum wir aus Schliengen weg sind, ist völlig unklar. Das ist eine der vielen offenen Fragen, die ich mir stelle.

Wie ist die Reaktion auf Ihr Youtube-Video und die Facebook-Seite „Wer ist der Mörder meiner Mutter“?

Die Resonanz ist sehr positiv. Viele sprechen mir Mut zu, dass durchzuziehen und bringen mir Empathie entgegen. Leider sind noch keine Hinweise eingegangen, welche die Ermittlungen voranbringen können. Auch bei der Polizei, mit der ich in Kontakt stehe, ist noch kein Hinweis eingegangen.

Welches Ziel haben Sie?

Ich habe die Hoffnung, dass die Polizei den Fall noch einmal aufgreift. Auch wenn der Mörder am Ende nicht gefasst werden sollte, kann ich sagen, dass ich alles versucht habe. Vielleicht meldet sich ein Mitwisser, der – anders als der Täter – wegen Verjährung keine Strafe mehr zu befürchten hat.

Das sagt die Polizei: Der Fall Cornelia Pfau wurde im Rahmen des Cold-Case-Managements im Jahr 2021 digitalisiert und bewertet. Eine kriminaltechnische Spurenlage liegt vor, woraus sich bislang jedoch keine weiteren Ermittlungsansätze ergaben. Sollten sich diese in Zukunft ergeben, können sie ohne Verzögerung bearbeitet werden, teilte ein Polizeisprecher mit.

Lesen Sie auch: Täter nicht ermitelt

Natascha Pfau

Die 40-Jährige
ist gelernte Automobilkauffrau und arbeitet als Sachbearbeiterin Einkauf in einem Unternehmen.Pfau ist verheiratet und lebt mit ihrer Frau in Neuenburg.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading