^ „Die Frau am Kreuz“: Ein Mythos, der es in sich hat - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

„Die Frau am Kreuz“ Ein Mythos, der es in sich hat

Ines Bode
Bis heute löst die „Frau am Kreuz“ Diskussionen aus. Die Legende entstand vor rund 500 Jahren, deren Leitfigur wurde über die Jahrhunderte hinweg als mythische Volksheilige verehrt.     Foto: Ines Bode

Eine Ausstellung in der Stadtkirche beschäftigt sich mit einer alten Legende.

Es ist eine alte Geschichte, und eine solche beginnt bekanntlich mit den Worten: Es war einmal ein König ..., dieser war bestrebt, sein Reich zu vergrößern.

Da kam ihm die schöne Tochter gerade recht. Mit heutigen Worten sah er sie als Kapital, verkuppelt mit einem begüterten Königssohn, sollte sie sich seinem Herrscherwillen fügen. Doch die Tochter weigerte sich, flehte im Gebet, ihr Äußeres zu verändern, um unattraktiv zu werden. Über Nacht wuchs ein Bart, verunstaltete ihr Gesicht, weshalb der Vater sie kreuzigen ließ.

Die Legende entstand im Spätmittelalter in den Niederlanden, breitete sich in Teilen Europas aus, weshalb die „Frau am Kreuz“ mehrere Namen hat: Heilige Kümmernis oder Wilgefortis, nach Virgo fortis, die tapfere Jungfrau, heißt sie etwa in Österreich und Bayern. Ontkommer wurde sie in den Niederlanden genannt und Uncumber in England, basierend auf Entkümmerung: Befreiung von Last und Sorge.

Mal mit Bart, mal ohne

Und eine Frau, die sich widersetzte, galt als Märtyrerin, wurde folglich geliebt und gehasst. Die Ausstellung zeigt Bilder von der Frau am Kreuz in verschiedenen Techniken und aus verschiedenen Jahrhunderten - mal mit, mal ohne Bart. Außerdem geben die Tafeln darüber Auskunft, dass es weitere Märtyrerinnen gab, die dem Fluch der Schönheit entkommen wollten. „Das Motiv der Hässlichkeit und des Bartwunders“, heißt es. Grundsätzlich beschäftigt die subversive Figur der meist bärtigen Frauengestalt bis heute. Einst als Heilige verehrt, etwa von Nonnen, die dem Gang in die Ehe trotzten. Kunstschaffende nahmen sich ihrer an, kluge Köpfe verfassten und verfassen Abhandlungen über die Frau, die es wohl nie wirklich gab.

Es gab Stimmen, nach denen es sich gar um Jesus handle. Eines der kleinen Blätter informiert über umgestaltete Kruzifixe. Ein aus dem Jahr 1150 stammender Corpus wurde im 17. / 18. Jahrhundert in eine „Kümmernis“ verwandelt, und bei einer Restaurierung hat man die Kleidung wieder entfernt, wie ein Bild von 1943 belegt. Die menschlichen Ansichten spielen im Verlauf der Zeit eine gewichtige Rolle.

Die „Kümmernis“

Gleichwohl hat die Gestalt ganze Bewegungen hervorgebracht, etwa die Beginen, eine freie Glaubensgemeinschaft. Es gab zudem weitere gekreuzigte Frauen, darunter St. Eulalia, gemartert am Andreaskreuz, oder St. Giulia von Korsika. Nicht zu vergessen die „Drei heiligen Frauen“ Aubet, Cubet und Guere und die Heilige Gwer.

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