Drochehüüler-Orden der Narrenzunft Geschliffene Verteidigungsrede

Adrian Steineck
Andreas Glattacker (links) und Thomas Wagner von der Narrenzunft Lörrach umrahmen den Drochehüüler-Ordensträger Christoph Ebner vom Südwestrundfunk. Foto: Adrian Steineck

Der Drochehüüler-Orden der Narrenzunft ist am Montagmittag Christoph Ebner, Leiter des SWR-Studios Freiburg, verliehen worden. Dabei wurde auch das lokale Geschehen aufs Korn genommen.

Die Verteidigungsrede des Journalisten vom Südwestrundfunk hatte es in sich. Wortgewandt und gekonnt das politische Geschehen auf Bundesebene aufgreifend, ging Ebner auf die gegen ihn von der Narrenzunft augenzwinkernd erhobenen Vorwürfe ein.

Die „Anklage“: Ebner habe im vergangenen Herbst eine Veranstaltung im Dreiländermuseum Lörrach anlässlich des 175. Jahrestags der Badischen Revolution von 1848 besucht. Dabei habe er „mit ausufernder Dekadenz detailgetreu und genüsslich rezitiert“, brachte Oberzunftmeister Andreas Glattacker in seiner augenzwinkernden Anklageschrift vor.

Auftakt auf Hochdeutsch

Das wollte und konnte der „Angeklagte“ nicht auf sich sitzen lassen. Man habe ihn darauf hingewiesen, dass er es in Lörrach mit einem historisch und politisch sensibilisierten Publikum zu tun habe, dem er auf Schriftdeutsch seine Erkenntnisse zu den „Protagonist:innen“ der Badischen Revolution zu Gehör bringen dürfe, sagte Ebner. Zumindest, und an dieser Stelle wechselte der Journalist ins Alemannische, „bis mir emol öbber ä Schorle bringt“. Diesem Wunsch wurde prompt entsprochen, und Ebner redete nun alemannisch, „mit jedem Schorle etwas breiter“, wie er sagte. Erst morgen früh heiße es wieder auf Hochdeutsch im Radio: „Guten Morgen, sehr geehrte Hörerinnen und Hörer, es ist 6 Uhr.“

In seinem Vortrag ging Ebner wie angekündigt auf die Badische Revolution von 1848 ein. Es sei eine Mär, dass diese gescheitert sei – höchstens „nicht ganz geglückt“. Die damaligen Akteure hätten in der Folge aber einiges bewegt.

Mathilde Franziska Anneke etwa. Während der Revolution 1848/49 engagierte sie sich an der Seite ihres zweiten Ehemannes Fritz Anneke im demokratisch-sozialistischen Lager, nahm am Badischen Aufstand teil und emigrierte nach dessen Niederschlagung in die USA, wo sie sich ebenfalls für die Gleichberechtigung der Frauen einsetzte.

AfD und Reichsbürger

Von der Historie wechselte Ebner, der in Murg geboren ist, zur Gegenwart. Obwohl: Würden sich nicht viele Menschen gerade heute wieder eine vermeintlich gute alte Zeit zurückwünschen? Die „Reichsbürger“ etwa würden auf einen neuen Kaiser oder König warten, dem sie die Schuhe küssen könnten, ging er mit dieser Bewegung ins Gericht. Auch zur „blauen Partei“ – gemeint ist die AfD – hatte Ebner einige spitze Pfeile im Köcher. „Das ist die Partei für jene, die laut sagen, dass man ja nichts mehr sagen dürfe.“ Dabei „darf man alles sagen, solange nicht jene das Sagen haben, die sagen, dass man nichts mehr sagen darf“. Das blau im Logo der „Alternative für Deutschland“ erinnere ihn stark an die mobilen Sanitärcontainer der Firma Dixi. „Wer aufs Blaue Häuschen geht, der kommt braun wieder raus“, sagte Ebner.

Zum lokalen Geschehen

Aber auch das lokale Geschehen treibt ihn um. Als er im Radio erstmals gehört habe, dass das Lörracher Wahrzeichen renoviert werden soll, habe er gedacht: „Wieso? Die Burg Rötteln ist doch wunderschön.“ Eine klare Meinung hat der Journalist auch zum Thema Gendern: „Es ist mir lieber, die jungen Leute gendern, als dass sie überhaupt nicht mehr miteinander reden und nur noch auf ihre Handys schauen.“

Mit seinem launigen und zugleich herzlichen Vortrag nahm Ebner das Publikum im Hebelsaal des Dreiländermuseums, wo die Rotssuppe mit Ordensverleihung seit Jahren erstmals wieder stattfand, rasch für sich ein.

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