Efringen-Kirchen Anwohner schildern ihre eigenen Erfahrungen

(jut)
 Foto: zVg

Bahn: Kritik an Vorgehen und Informationsfluss geübt. Krenz: Öffentlichkeitsarbeit verbessern.

Bad Bellingen/Efringen-Kirchen - Efringen-Kirchens Bürgermeister Philipp Schmid platzte beim Vor-Ort-Termin in Rheinweiler fast der Kragen. Nicht nur, dass Gefahrgutzüge mitten im bewohnten Gebiet „parken“, in Efringen-Kirchen liegen angrenzend an die Gleise ein Entsorgungsbetrieb und ein Lager für Düngemittel. „Ich habe kein Problem damit, dass Gefahrgut auf die Schiene kommt, aber die Gefährdung, die bei havarierten Zügen durch giftige Dämpfe und mehr ausgeht, wollen und können wir nicht länger hinnehmen“, wetterte er.

Nicht alles, was die Beförderungsvorschriften rechtlich hergeben, sei moralisch okay, schob er nach. Aber bei Anfragen an das Eisenbahnbundesamt (EBA) oder das Bundesverkehrsministerium bekomme er gar keine Antwort oder nur „Textbausteine“ zurück, so Schmid. Er warf dem EBA eine „U-Boot-Taktik“ vor und forderte „endlich mal Butter bei die Fische“ in Sachen Lösungsangebote.

Unterstützt wurde er von Friedrich Lehr aus Efringen-Kirchen, der akribisch Vorkommnisse in Bezug auf Havarien dokumentiert. Armin Schweizer aus Efringen-Kirchen warf ein, dass das EBA eine Dokumentationspflicht zu abgestellten Gefahrgutzügen habe.

Mehrere Bürger berichteten des Weiteren, dass auch in der vergangenen Woche wieder Gefahrgutzüge in Rheinweiler abgestellt wurden. Erich Bohn wurde als Anwohner an der Strecke ebenfalls deutlich: „Das was hier praktiziert wird, ist ein No Go – hier geht es um Menschen“, kritisierte er. Der Bad Bellinger Gemeinderat Wolfgang Müller warf ein, dass Gefahrguttransporte und Kesselwagen eigentlich in begleiteten Konvois fahren müssten – anstelle dass Gefahrgut auf viele verschiedene Züge zu verteilen. Sascha Kromer aus Rheinweiler bilanzierte, dass „dreimal die Woche, manchmal über 72 Stunden, Gefahrgutzüge bei Rheinweiler parken – alle unbewacht“, hielt er fest. Marion Albert machte als Vertretung der Kindergartenmütter darauf aufmerksam, dass der Kindergarten ebenfalls in der Abstellzone liege.

Der Konzerbevollmächtigte der Bahn, Thorsten Krenz, bedankte sich dafür, dass ihm ermöglicht wurde, sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Die zum Thema Gefahrgutzüge eingerichtete Begleitgruppe sei ein gutes Dialogforum, „nicht immer bekommt die Öffentlichkeit mit, dass in kleinen Schritten Verbesserungen erzielt werden“, meinte er. Auch er hielt die schnelle Fertigstellung des Ausbaus der Rheintalbahn für einen „Schlüssel“ zur Lösung von Problemen.

„Ich sehe aber auch, dass wir bei der Öffentlichkeitsarbeit einiges besser machen müssen“, war sein erstes Fazit.

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