Efringen-Kirchen Auf der Spur der alten Landesgrenze

Jutta Schütz
Eine Einführung ins Entziffern alter Grenzsteine gab es im Wald bei Efringen-Kirchen. Foto: Jutta Schütz

Geschichte: Markierungssteine rechts und links des Rheins erzählen von Krieg und Frieden unter Nachbarn

Fünf Rheinmarkensteine, die ab 1820 die Grenze zwischen Frankreich und dem Großherzogtum Baden bestimmten, finden sich noch auf der Gemarkung von Efringen-Kirchen. Ein Bericht von einer Wanderung auf den Spuren der Vergangenheit.

Von Jutta Schütz

Efringen-Kirchen. Die Wanderung mit dem Schwarzwaldverein zu den Rheinmarken mit Otto Imgrund zog 20 Interessierte an. Imgrund hat die noch vorhandenen Rheinmarken aufgespürt und eine Wanderroute ausgearbeitet, die auch per App abgerufen werden kann.

Die Grenze zwischen Frankreich und Baden veränderte sich zu der Zeit, als der Rhein noch nicht durch Tulla begradigt worden war, nach jedem Hochwasser. „Dies sorgte immer wieder für Unfrieden, da die Eigentumsverhältnisse mit dem Entstehen und Verschwinden neuer Flächen am Fluss oder Inseln oft nicht geklärt waren“, informierte Imgrund zum Einstieg in den Rundgang.

1738 beendete der Frieden von Wien den Polnischen Thronfolgekrieg, in dem sich auch Frankreich und Österreich, zu dem damals Teile Badens und des Elsass gehörten, gegenübergestanden hatten. Ludwig XV. erteilte Francois-Bernardin Noblat den Auftrag, die Bann- und Hoheitsgrenzen zwischen Baden und Frankreich mit Steinen zu markieren. Noblat setzte 1280 Steine. Dieser Grenzverlauf behielt seine Gültigkeit bis zum Frieden von Lunéville 1801.

Durch den Bau der Autobahn und des Rheinseitenkanals seien heute viele Grenzsteine und Rheinmarken verschwunden, berichtete Irmgrund. Von den ganz alten Noblat-Steinen finde man aber noch zwei mit den Nummern IIII und V im elsässischen Kembs. „Sie markierten den alten Grenzverlauf zwischen Blansingen und Kembs“, so der ortskundige Führer.

Nach der Niederlage Napoleons bei Waterloo 1815 und dem Zweiten Frieden von Paris wurde seitens der Sieger Preußen, Großbritannien, Österreich und Russland eine neue Rheingrenze beschlossen und dazu ab 1817 die „Rheingrenzberichtigungskommission“ eingesetzt. Diese Kommission sollte die Zahl der Noblat-Grenzpunkte auf 120 reduzieren und die Grenze zwischen Frankreich und dem Großherzogtum Baden neu definieren. Berücksichtigt wurde auch der jeweilige Wert des Landes auf den Rheininseln – etwa wenn das Land als Wald oder landwirtschaftlich genutzt wurde.

Die Geometer, auf badischer Seite Jakob Philipp Scheffel, arbeiteten wie schon Noblat mit sogenannten Transversallinien, um den Grenzverlauf auch auf Karten eintragen zu können. Kirchtürme waren dabei sichere Messmarken, dazu die Rheinmarkensteine ebenso wie markante Punkte wie etwa Felsnasen.

Nach einem Hochwasser wurden Steine ersetzt

Auf Karten wurden dann Landesgrenze, Banngrenzen und auch die alte Noblat-Grenze eingezeichnet. „Durch dieses Verfahren konnte man etwa bei Hochwasser verlorene Grenzsteine immer wieder schnell ersetzen“, verdeutlichte Imgrund. Im Wald des ehemaligen Efringer Wörth konnte Imgrund anhand der noch vorhandenen Steine der Rheinmarken 7, 9 und 10 die Markierungen erklären. Bei der Rheinmarke No. 10 steht unter RM (Rheinmarke) die Distanz von 771,1 – „hier ist in neuen Badischen Ruthen vermessen worden. Eine Ruthe waren drei Meter. Das metrische System, das man schon seit einiger Zeit in Frankreich einzuführen versucht hatte, hatte sich noch nicht durchgesetzt“, erläuterte Imgrund. Auf der Bergseite des Steins sieht man ein „K“ – denn der rückwärtige Hochpunkt der Transversallinie ist hier der Kirchturm der Christuskirche von Kirchen. Auf der Landseite des Steins findet sich das Badische Wappen und die Angabe 385,4 Ruthen, hier ist die Distanz bis zum Kirchturm gemeint. Fast nicht mehr lesbar ist hier die Jahreszahl 1820 auf der Talseite. 1820 ist die Jahreszahl des diplomatischen Abkommens zwischen Baden und Frankreich. „Einen weiteren Rheinmarkenstein, der Autobahnbau, und den Bau der Kreisstraße überlebt hat, gibt es noch zwischen Kleinkems und Blansingen“, so Irmgrund. Ein weiterer stünde im französischen Kembs noch am Originalplatz in einem Garten, ein anderer im Museum. Die Koordinaten der Rheinmarken hatte Imgrund übrigens von Andreas Ketzler vom Vermessungsamt Basel erhalten.

Hubert Merkel, einer der Mitwanderer, hat früher im Vermessungsamt Breisach gearbeitet. Er berichtete, dass auf der Landesgartenschau in Neuenburg zwischen dem 25. Mai und dem 6. Juni eine große Übersichtskarte des Rheins gezeigt werden soll, die man sich unbedingt ansehen müsse. Info zur Wanderung: www.wanderservice-schwarzwald.de/de/tour/64508164/

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