Efringen-Kirchen Biker im alten „Hirschen“

Reinhard Cremer
Vor ihrem neuen Clubheim: der Präsident des Chapters, Bernd Fribolin, auf seiner Harley Davidson „Street Bob“ gemeinsam mit dem Vizepräsidenten Jan Herr. Foto: Reinhard Cremer

Motorrad: Besuch des Clubheims der „Black Devils“ im „Hirschen“ in Welmlingen

In der jüngsten Sitzung des Welmlinger Ortschaftsrats teilte Ortsvorsteher Richard Ludin mit, dass die Nutzung des ehemaligen Restaurants „Hirschen“ als neues Vereinsheim des Neuenburger Chapters des Motorradclubs „Black Devils“ nicht bei allen Welmlingern Freude ausgelöst habe. Die Biker indes betonten: „Wir sind ein ganz normaler Club von Männern, die Spaß am Motorrad und am Motorradfahren haben.“

Von Reinhard Cremer

Welmlingen. Manche Anwohner wandten sich an den Ortsvorsteher, weil sie dadurch einen Auftrieb von Rockern und Motorradlärm befürchteten. Verschiedene, die Grenzen zur Kriminalität überschreitende Motorradclubs haben in der Vergangenheit ein sehr prägendes, negatives Bild abgegeben.

Der Club hat die Räume des ehemaligen Restaurants vom Eigentümer Pavel Solowjew gemietet und nutzt sie bereits als Clubheim. Bisher habe es keine negative Resonanz aus der Bevölkerung gegeben, sagte Ludin unserer Zeitung. „Wir hoffen, dass es so bleibt. Wir werden das Geschehen jedoch im Auge behalten“, versicherte er.

Die „Black Devils“ wurden im Jahr 1969 als erster rein deutscher Motorradclub in Wiesbaden gegründet. Bis dahin waren die im Rhein-Main-Gebiet angesiedelten Motorrad-Clubs fast ausschließlich von US-Soldaten gegründet worden. In ihrer schwarzen Kluft mit Lederweste (Kutte) und Logo auf dem Rücken gaben sie sich, wie auch die bekannt-berüchtigten Clubs der Szene, ein martialisches Aussehen. Wie aus der Chronik des Clubs ersichtlich, war dieser Eindruck auch nicht ganz unbegründet. Wenngleich sich ihr Aussehen bis heute nicht verändert hat, hat sich doch ihr Auftreten gewandelt.

In der Mitte der Gesellschaft angekommen

Dies bestätigen im Gespräch mit unserer Zeitung der in Welmlingen wohnende Präsident des Neuenburger Chapters – was im üblichen Sprachgebrauch einer Ortsgruppe gleichkommt – und Vizepräsident Jan Herr, ebenfalls aus Welmlingen. Legten es frühere Motorradclubs geradezu darauf an, mit den uniformierten Vertretern des Staates auf Kollisionskurs zu fahren, sind Clubs wie die „Black Devils“ inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wenn sie ihre Kluft nicht tragen, gehen sie ganz alltäglichen Berufen nach. Was ihr Outfit angehe, so hätten doch auch Fasnächtler ihre ganz eigene Kleidung, nämlich das Häs, argumentiert Herr.

Derzeit gibt es vornehmlich in Südwestdeutschland 14 Chapter, die eine enge Verbindung mit italienischen „Black-Devils“-Chaptern pflegen. Das Neuenburger Chapter wurde im Jahr 2014 gegründet. Dass die „Black Devils“ sich auch gesellschaftlich engagieren, zeigt ihr Einsatz bei der Überschwemmungskatastrophe im Ahrtal. Einige Mitglieder ließen ihre Geschäfte ruhen, ein Wiesbadener Biker fuhr gar mit seiner Frau statt in die Flitterwochen ins Ahrtal, um aktiv zu helfen. Insgesamt transportierten die Biker Spenden im Wert von rund 800 000 Euro in die Region.

Dass die Neuenburger nun ihren neuen Clubmittelpunkt in Welmlingen gefunden haben, liege daran, so Fribolin, dass sie im Neuenburger/Müllheimer Raum nichts Entsprechendes gefunden hätten. Dass es nun ihr Wohnort Welmlingen geworden ist, kommt den beiden Bikern nicht ungelegen. Als Welmlinger liege ihnen viel daran, mit den Dorfbewohnern ein gutes Einvernehmen zu erzielen, betonen sie unisono. Lediglich freitags treffen sich die Biker im Clubheim, um ihr Vereinsleben zu pflegen. Zu diesen Treffen seien im Übrigen auch Anwohner willkommen. Natürlich werde das Heim vereinzelt auch unter der Woche genutzt, jedoch brauche niemand eine Belästigung durch Motorradlärm oder den Betrieb des Clubheims zu befürchten, versichern Fribolin und Herr. Zurzeit zählt das Chapter 17 ausschließlich männliche Mitglieder im Alter von 18 bis 62 Jahren.

Von außen ist dem Haus an der Alten Landstraße sein neuer Verwendungszweck nicht anzusehen. Innen jedoch springt den Besuchern gleich beim Betreten des ehemaligen Restaurants das große Logo des Clubs ins Auge, mit dem die Theke geschmückt ist. An der hinteren Wand prangt ein großes Banner mit dem von den Namen der deutschen und der italienischen Chapter eingerahmten Logo. Im Nachbarraum steht ein Tischfußballspiel – „für unsere Kinder“, wie der Präsident erklärt. Auch dieser familiäre Touch soll das gewandelte Image der Biker unterstreichen. Herr bestätigt zudem, dass sich der Club gerne auch bei den örtlichen Festen beteiligen wolle.

Einladung zum „Tag der offenen Tür“

Um sich den Einwohnern Welmlingens zu präsentieren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, wird am Samstag, 23. April, ab 15 Uhr ein „Tag der offenen Tür“ veranstaltet, bei dem der Club seine Gäste mit Kaffee, Kuchen und Gegrilltem verwöhnen will.

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