Efringen-Kirchen Branchen müssen Kräfte bündeln

Ingmar Lorenz
Allmählich kommen die Touristen wieder. Trotzdem muss die Branche noch zahlreiche Herausforderungen bewältigen. Foto: Symbolbild: sba

Tourismus: Petra Rosignol spricht über die Auswirkungen von Corona auf das Gastgewerbe.

Efringen-Kirchen - Corona stellt die Tourismus-Branche auf eine harte Probe. Gerade zu Beginn der Krise war unklar, wie es weitergehen würde. Inzwischen kommen die Gäste wieder, wenn auch zunächst noch vorsichtig. Umso wichtiger ist es für Orte wie Efringen-Kirchen jetzt, dass die Branchen im Gastgewerbe zusammenarbeiten, um die Krise gemeinsam zu bewältigen, sagt Petra Rosignol.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt die Gastgeberin, die in Kirchen eine Ferienwohnung vermietet, wie sich die Corona-Situation für sie darstellt und was künftig noch unternommen werden muss.

Frage: Frau Rosignol, wie hat sich der Beginn der Corona-Krise für Sie als Vermieterin einer Ferienwohnung dargestellt?

Ich hatte mich eigentlich schon sehr auf die Saison gefreut. Unsere Unterkunft war für Frühjahr und Sommer schon fast ausgebucht. Besonders schwierig war es zu Beginn der Corona-Krise, weil niemand wusste, wie umfassend und wie dauerhaft der „Lockdown“ sein würde. Als dann die umfassenden Einschränkungen im Bereich Tourismus kamen, war für mich klar, dass ich handeln und aktiv nach Alternativen suchen muss.

Frage: Was haben Sie unternommen?

Ich bin direkt auf meine Gäste zugegangen und habe ihnen ausführlich die Situation in Baden-Württemberg erklärt. Viele Gäste haben daraufhin von meinem kostenlosen Storno-Angebot Gebrauch gemacht.

Frage: Wie haben Sie die Reaktionen der Gäste auf die Einschränkungen erlebt?

Die Gäste haben mit Verständnis reagiert. Für die meisten war vor allem wichtig, dass sie Klarheit und keine finanziellen Einbußen haben.

Frage: Konnten Sie in dieser frühen Phase der Krise denn überhaupt noch vermieten?

Ja, wir haben unsere Ferienwohnung für einige Zeit fest an ein Paar vermietet, das coronabedingt mit seinem Wohnmobil in der Region gestrandet war.

Frage: Wie stark wirkt sich die Grenzschließung auf die Vermietung bei Ihnen aus?

Im Prinzip nur gering, weil der Großteil meiner Gäste auf Deutschland kommt. Die Grenzschließung führt allerdings dazu, dass für einen Teil der Gäste die Attraktivität der Region sinkt. Das betrifft zum Beispiel Kunst- und Kulturinteressierte, die etwa Basel und Colmar besuchen wollen. Ich denke, wir werden von außen schon lange nicht mehr nur als Markgräflerland, sondern vielmehr als Teil der Dreiländerregion wahrgenommen.

Frage: Wie haben sich die Buchungen inzwischen entwickelt?

Glücklicherweise zum Positiven. Viele meiner Gäste hatten bereits im vergangenen Jahr gebucht. Sie haben fast alle erstmal abgewartet und ihre Buchung aufrechterhalten. Die wenigen Lücken, die durch Stornierungen entstanden sind, konnte ich in den vergangenen Wochen schnell wieder auffüllen. Das Abwarten und Aufrechterhalten der Buchungen hatte also durchaus Vorteile.

Frage: Hat das auch damit zu tun, dass die Leute vermehrt in Deutschland Urlaub machen?

Das kann schon sein, denn die Buchungen kamen zu einer Zeit, in der von der Grenzöffnung noch keine Rede war. Allerdings denke ich auch, dass noch viele in diesem Jahr auf eine Flugreise verzichten möchten oder sich dort besser aufgehoben fühlen, wo eine gute gesundheitliche Versorgung im Notfall gewährleistet ist.

Frage: Bei den Hotels machen sich die Absagen der Großveranstaltungen – etwa der Messen in Basel –deutlich bemerkbar. Wie sieht es diesbezüglich mit Blick auf die Vermietung der Ferienwohnung aus?

Meine Gäste sind fast ausschließlich Urlauber, die in der Kernzeit von März bis Oktober in die „Logis“ kommen. Von daher wirken sich die abgesagten Großveranstaltungen kaum auf die Buchungszahlen aus. Im Winter kommen mehr Geschäftsreisende für ein „Wohnen auf Zeit“. Wie sich die Buchungen dann entwickeln werden, muss sich noch zeigen. Ich denke, im Spätsommer oder Frühherbst zeichnet sich das ab.

Frage: Haben sich die praktischen Abläufe bei der Vermietung durch die geltenden Corona-Vorschriften verändert?

Die stärksten Auswirkungen gab es im Bereich der Gastgeberkultur, die mir sehr am Herzen liegt. Normalerweise führe ich die Gäste durchs Haus und lade sie zu einem Apéro ein. Das ist in der aktuellen Situation natürlich nur eingeschränkt möglich. Gleichzeitig möchte das derzeit aber auch nicht jeder. Man spürt, dass die Leute zum Teil eher für sich bleiben wollen. Was Hygiene und Ähnliches angeht, hat sich wenig verändert, weil ich diesbezüglich schon vor der Krise gut aufgestellt war.

Frage: Corona wird mehr und mehr ein Teil des Alltags, vorüber ist die Krise aber mitnichten. Was muss aus Ihrer Sicht noch getan werden, damit das Gastgewerbe gut durch diese schwierige Zeit kommt?

Entscheidend ist, dass die verschiedenen Branchen zusammenarbeiten. So sollten sich etwa Gastgeber und die Gastronomie gegenseitig unterstützen. Als Gastgeberin bin ich auf ein attraktives gastronomisches Angebot im unmittelbaren Umfeld der „Logis“ angewiesen. Durch persönliche Empfehlungen und kleine Anreize kann ich meine Gäste dazu motivieren, diese Angebote zu nutzen. Das hilft mir und der Gastronomie im gleichen Maße. Ich bin ein großer Befürworter von lokalen Kooperationen. Das leben uns auch andere touristische Destinationen beispielhaft vor, deren Erfolg auf Zusammenarbeit basiert. Wir sitzen letztlich alle im selben Boot.

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