Efringen-Kirchen „Damoklesschwert“ über Gemeinde

Weiler Zeitung
Zweite Podiumsrunde (v.l.): Jürgen Anselm (Leiter Betriebszentrale Karlsruhe), Roland Diehl (IG Bohr), Erster Landesbeamter Ulrich Hoehler, CDU-Bundestagsabgeordneter Armin Schuster, Harald Born (Leiter Fahrplan), Andreas Kruschka (Leiter Instandhaltung) und Moderator Franz Schmider Fotos: Saskia Scherer Foto: Weiler Zeitung

Infoveranstaltung: Abstellen von Gefahrgütern im Wohngebiet und Katzenbergtunnel thematisiert

Zu einer lange ersehnten Informations-Veranstaltung hatte die Deutsche Bahn am Freitag nach Efringen-Kirchen eingeladen. Im Rahmen zweier Podiumsdiskussionen wurden vorrangig das Abstellen von Gefahrgütern im Wohngebiet und der Katzenbergtunnel thematisiert.

Von Saskia Scherer

Efringen-Kirchen. Bürgermeister Philipp Schmid zeigte sich erfreut, dass der Termin geklappt hatte. „Ich hoffe, wir gehen hier heute schlauer und aufgeklärter hinaus“, sagte er eingangs. Dass alle Anliegen befriedet werden können, wagte er aber zu bezweifeln. Außerdem sprach er von einem „Damoklesschwert“, das über der Gemeinde hänge, da die Gefahrgüter oft mehrere Tage in Efringen-Kirchen abgestellt würden. „Das ist so nicht hinnehmbar und muss unzulässig werden“, forderte er.

Moderator Franz Schmider erkundigte sich bei Sven Hantel, dem Konzernbevollmächtigen der Bahn für Baden-Württemberg, ob der Gefahrguttransport ein Geschäft wie jedes andere sei. „Es ist ein Gütertransport wie jeder andere“, stellte Hantel klar. Wichtig sei der Fokus: „Wenn Vorfälle auftreten, ist es wichtig, dass alle Prozesse ineinander greifen.“ Es sei außerdem nötig, dass Gefahrgutwaggons auch in normalen Gütertransporten mitgeführt werden. „Ganz-Züge sind zwar einfacher zu handhaben, aber der Adressat benötigt vielleicht nur einen Wagen.“

SPD-Landtagsabgeordneter Rainer Stickelberger stellte die Frage nach der Kontrolle. „Die rechtlichen Vorschriften sind zwar in der Theorie schlüssig, aber die Praxis sieht anders aus.“ Bei dem Gefahrgutvorfall in Weil am Rhein im Januar habe es schließlich Irritationen gegeben, was die Bezeichnungsschilder betraf. Hantel erklärte, dass vor dem Reiseantritt eine Prüfpflicht bestehe. Wenn ein Eisenbahnunternehmen eine Zulassung habe, müsse die Bahn den Fahrweg auch zur Verfügung stellen – das sei ähnlich wie auf der Straße, erklärte Stefan Osthoff (Abteilung Recht und Infrastruktur). Zu wissen, was sich in den Waggons befinde, sei nicht Aufgabe der Bahn, sondern des Eisenbahnbundesamts. Hantel fragte sich zudem, wer das prophylaktisch wissen wolle. „Im Fall der Fälle kommt man ja sofort an die Frachtbriefe.“

Kreisbrandmeister Christoph Glaisner konnte aus eigener Erfahrung berichten, dass diese zwar meist zutreffend seien, es aber auch schon andere Fälle gegeben habe. Lobend erwähnte er die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Notfallmanagement – auch am 18. Dezember beim Vorfall in Efringen-Kirchen (wir berichteten).

Bürgermeister Schmid wollte sich damit noch nicht zufrieden geben. „Wir sollten den Punkt erreichen, dass wir vom Abstellen verschont bleiben“, fand er. Er habe das Gefühl, dass man hoffe, dass nichts passiert oder die Feuerwehr das dann schon unter Kontrolle bekomme. „Aber es besteht doch eine Fürsorgepflicht.“ Osthoff erklärte, dass ein Abstellen ein Halt sei, der den Transport regelmäßig unterbricht, beispielsweise am Umschlagbahnhof. Dann müsse ein Schutz vor Missbrauch und Diebstahl bestehen – aber nicht vor Unfällen.

Katzenbergtunnel

Bei der zweiten Podiumsrunde monierte Roland Diehl (IG Bohr), dass die Umleitungen über die Rheintalbahn vor allem nachts erfolgen. „Gerade dann, wenn wir Ruhe haben wollen.“ Harald Born (Leiter Fahrplan) erklärte, dass das eben die verkehrsschwächste Zeit sei. „Tagsüber müsste man den Personenverkehr ausdünnen, sonst würden sich die Züge stapeln.“ Die monatliche Wartung bei dem noch relativ neuen Tunnel führte Andreas Kruschka (Leiter Instandhaltung) auf die besonderen Sicherheitseinrichtungen und das neue Rettungskonzept im Tunnel zurück, die diese Häufigkeit notwendig machten.

Der Projektbeirat zur Rheintalbahn habe einst für Transparenz gesorgt, fand CDU-Bundestagsabgeordneter Armin Schuster. „Seit er weg ist, knirscht es jeden Monat mehr.“ Die Knoten müssten politisch durchschlagen werden, wofür er sich einsetzen wolle.

Hantel betonte: „Das Wichtigste ist, dass wir alles tun, um die Prozentzahl so klein wie möglich zu halten.“ Die Abmachung habe „möglichst alle Güterzüge durch den Katzenbergtunnel“ gelautet, nicht „alle“.

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