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Efringen-Kirchen Das Federvieh stets im Blick

Ines Bode

Zwei Ziegen bewachen die Hühner des Seebodenhofs

„Kennen wir uns?“, scheint der intensive Blick von Moritz zu fragen, der den Fremdling unablässig beäugt und sich dabei nicht von der Stelle rührt. Die kleine Hanni nimmt’s weniger streng: Sie widmet sich dem frischen Futter und dem unbekannten Gast zugleich, der sich ihrem Revier – der Hühnerfarm des Seebodenhofs – nähert. Ziegenbock Moritz (10) und Ziege Hanni (8) sind die Wächter des Hühnerhofs der Familie Kaufmann.

Von Ines Bode

Efringen-Kirchen - Ein Feind sei der Habicht, berichtet Jonas Kaufmann. Auch den Fuchs gebe es im nahen Wäldchen, der stille seinen Appetit aber nicht bei den Nachbarinnen. Eigentlich seien Hähne die Hüter, aber bei rund achthundert Hühnern bräuchte man nahezu zwanzig Hähne – und wer weiß schon, wie viele Streithähne darunter seien, schmunzelt Kaufmann. Das Ziegenpaar sei friedlichen Naturells. Die einzige Schandtat, die sich die kleinere Hanni leiste, sei der illegale Zutritt über die Stiege und durch die schmale Klappe in den Stall: auf neudeutsch „Hühnermobil“. Drinnen wolle Hanni nicht etwa Randale machen, einzig das Futter sei ihr Zielobjekt. „Eine leckere Weizen-Mais-Soja-Mischung“.

Alles dreht sich ums Fressen

Auch im Leben eines Huhns dreht sich neben dem Eierlegen alles ums Fressen. Es lässt sich nun mal nicht ausschließen, dass sich irgendwo ein Würmlein versteckt. Einen Wurm zu finden, mache seine Zweibeiner glücklich, so Kaufmann. Die Chancen steigen mit einer Pfütze. Folglich erzeugen die gelegentlichen Regenpfützen, anders als aufmerksame Autofahrer von der B 3 her beobachten, Freude pur. Die Öffentlichkeit trug sich in Sorge wegen möglicher Schädlinge, sagt Kaufmann. Wirkliche Schädlinge gebe es nicht, weil man den Platz alle drei, vier Wochen wechsle. „Umzugstag“ nennt der Landwirt das.

Auch die Hennen sind nicht ohne. Wachsen sie nicht zusammen in einem Volk auf – das Federvieh erkenne sich am Verhalten – geht’s schon los. Dabei könne es bis zum Äußersten kommen. Reinen Frieden scheint es ohnehin nicht zu geben: „Ein paar werden immer gemobbt.“ Würde man sie rausnehmen, müssten neue dran glauben, so die Beobachtung. Die Gemobbten nun haben nichts auf der obersten Stange im Stall verloren, auf den Logenplätzen, wenn man so will. Aber pfiffig wie sie sind, schaffen sie es trotzdem, wenn die Mobber draußen beim Futtern oder Flanieren sind.

Stroh zur Beschäftigung

Gleichwohl werden Anführer ausgemacht. Wie das bei identisch aussehenden Hundertschaften funktioniert? Er merke sich Auffälligkeiten am Kamm, Schnabel oder Gefieder, meint Kaufmann. Einen guten Blick hat auch die dauerpickende Schar. Irgendwas ist da los. Menschliche Zweibeiner amüsieren sich auch darüber, dass der Nestbau beginnt, kaum dass eine Handvoll Stroh fällt. Binnen Sekunden werden die Hinterbeine gewetzt, um im undurchsichtigen Strohbüschel nach einem Wurm zu tasten. Und die schnellste Henne macht sich breit, egal, was drum herum passiert. Sozusagen ein Platzhuhn.

Stroh gibt es zwischendurch zur Beschäftigung. Denn Hühner picken 15 000 Mal am Tag, das sei wie Augenblinzeln. Beim 3000. Mal ist es satt, deshalb gibt es Spielzeug wie Picksteine und eben Stroh.

Ein kleines Wunder kam mit dem Tag, als sich ein weißes Ei fand. Die Rasse der Kaufmanns legt nur braune Eier. Im Prinzip gilt: braune Hühner – braune Eier, weiße Hühner – weiße Eier. Sprachlos war man auch wegen der renitenten „Dame“, die sich zweimal vor dem Ausstallen drückte. Ausstallen bedeutet, der Stall werde geleert und gesäubert für die nächste Generation. Die Vorgänger wandern in Suppentöpfe. Jedenfalls war die Bude komplett geräumt, da tauchte ein Huhn auf. Es bekam einen Ring, und durfte bleiben. Nach dem nächsten Ausstallen tauchte erneut ein einzelnes Huhn auf – mit Ring. Kaufmann lacht, man wisse bis heute nicht, wo das Geheimversteck war. Insgesamt leben hier zwei Völker mit 1700 Hühnern. Und wer nun meint, das Hierarchieverhalten hänge mit der Masse zusammen, der sei beruhigt: Der menschliche Chef von nur einem Dutzend Hühnern war verreist. Seine Hennen verteilten die Eier überall im Garten. Kaum war er zurück, lagen die Eier vorschriftsmäßig im Nest des Stalls.

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