Efringen-Kirchen Den Menschen ganz nah

Beatrice Ehrlich
Am ersten Weihnachtsfeiertag kocht Gaby Modler für die Friedlinger Wärmestube. Foto: Ingmar Lorenz

Engagement: Seit 25 Jahren kocht Gaby Modler am ersten Weihnachtsfeiertag in der Wärmestube

In der Wärmestube in Friedlingen ist die Isteinerin Gaby Modler bestens bekannt: Jedes Jahr am ersten Weihnachtsfeiertag bekocht sie deren Besucher mit einem mehrgängigen Menü. Dies soll auch in diesem Jahr so sei, obwohl es ein geplanter Krankenhausaufenthalt der 72-Jährigen nicht erlaubt, selbst dabei zu sein.

Von Beatrice Ehrlich

Istein/Weil am Rhein. Gaby Modler hat vorgesorgt: Das Schweinefilet in Pfefferrahmsoße, etwa zwölf Kilo, hat sie schon im Voraus gekocht und in mehreren Etappen eingefroren. Kroketten, Gemüse und den Nachtisch – Tiramisu – bereiten ausnahmsweise ihre Töchter zu. Auch für die Fahrt nach Friedlingen ist bestens gesorgt: „Da muss mein Mann ran“, sagt Modler. Und das, obwohl sie sich all die Jahre über nie hat helfen lassen. „In der Küche bin ich gern allein“, betont sie. Mehr Leute würden die Sache nur komplizierter machen, alles würde länger dauern. Stattdessen klemmt sie sich gern selber mit voller Energie hinter ihr Vorhaben. Um 4 Uhr sei sie schon aufgestanden, um alles pünktlich zum Mittagessen auf dem Tisch zu haben. Ein Handgriff folge dann auf den anderen.

Wenn die ehemalige Verwaltungsangestellte aus Istein am 25. Dezember mit den Besuchern der Wärmestube in Friedlingen zusammensitzt und nach dem Essen noch mit dem einen oder anderen von ihnen ins Gespräch kommt, ist für sie das Weihnachtsfest erst komplett. Denn diesen Menschen eine Freude zu bereiten, in dem sie ihnen Jahr für Jahr einen Festtagsschmaus auftischt, entspricht ihrer Vorstellung von einem gelungenen Fest. Ihre Gäste: die meisten Männer, darunter viele Stammgäste, auch aus Frankreich und der Schweiz. Andere sind nur einmal da, und reisen am nächsten Tag weiter. „Schlimm für mich ist, dass sie abends rausmüssen, bei Schnee, Eis und Kälte“, berichtet sie. Von einem wisse sie, der lebe im Wald.

Oft hört sie von schweren Schicksalsschlägen

Hinter den einsamen, oft obdachlosen Menschen verbergen sich furchtbare Schicksale, wie Modler immer wieder in Gesprächen erfährt. Manche hätten Schuld auf sich geladen, die sie nun als dauerhafte Last mit sich herumtragen, bei anderen war es ein schwerer Schicksalsschlag oder der Verlust eines geliebten Menschen, der sie nicht mehr in ihr geregeltes Leben hat zurückfinden lassen. „Und dann heißt es, die sind doch bloß zu faul zum Schaffen“, empört sich Modler.

Immer an Weihnachten werde ihr bewusst, wie gut es ihr eigentlich geht. Wie man bei gutem Essen in einem warmen Haus zusammensitzt, dieses Gefühl wollte sie an Weihnachten mit anderen teilen.

Fragt man Gaby Modler nach ihren Beweggründen, so kann man den Eindruck gewinnen, dass ihr Tun Ausdruck eines inneren Drangs ist, aber auch mit ihrem christlichen Glauben zu tun hat, auch wenn sie sich von der Amtskirche schon seit Jahren entfernt hat. Dem Dienst an Mitmenschen in (seelischer) Not hat sie sich auch als Mitglied im Team für Notfall-Nachsorge des DRK-Kreisverbands Müllheim verschrieben, dem sie seit 20 Jahren angehört. Die ehrenamtlichen Notfall-Nachsorger stehen Betroffenen in „schlimmsten“ Situationen bei, etwa wenn die Polizei jemandem eine Todesnachricht überbringen muss. Auch bei solchen Einsätzen ist Gaby Modler – wie in der Wärmestube – für einen Moment lang fremden Menschen ganz nah.

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