Efringen-Kirchen Den Steinzeitmenschen auf der Spur

Kerstin Pommerenke

Tag des Geotops: In Kleinkems wurde in der Jungsteinzeit Jaspis abgebaut / Pfeilspitzen und Klingen

Einmal im Jahr, zum Tag des Geotops am 18. September, wird das jungsteinzeitliche Jaspis-Bergwerk in Kleinkems für Besucher geöffnet. Große und kleine Geschichtsinteressierte nahmen die Gelegenheit wahr, sich von ganz nah ein Bild von den Spuren der menschlichen Vorfahren zu machen.

Von Kerstin Pommerenke

Kleinkems - Das historische Bergwerk befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Zementfabrik Breisgauer Cement, direkt gegenüber der Autobahnabfahrt.

Die Entdeckung der Abbaustelle im Jahr 1939 ist einem Zufall zu verdanken. Für das 1907 gegründete Zementwerk sollte ein neues Eisenbahngleis gebaut werden. Bei den vorausgehenden Sprengarbeiten entdeckten die Arbeiter Gefäßscherben, Tierknochen und einen menschlichen Schädel.

Zufallsfund

Die Fundstelle wurde bald darauf archäologisch untersucht und als erste deutsche neolithische Bergbaustätte aus der Jungsteinzeit von 4200 bis 4000 vor Christus eingeordnet. Maren Siegmann vom Museum in der Alten Schule Efringen-Kirchen empfängt die Besucher am Fuße des Steilhangs. Auf einem Holztisch präsentiert sie verschiedene Sorten von Jaspis.

Dabei handelt es sich nicht um den geologischen Namen, sondern um eine historische Bezeichnung von Flint- oder auch Silexsteinen. Die verschiedenen Farben der in Kalkstein eingelagerten Knollen entstehen durch beigemischte Fremdmineralien. Jaspis aus Istein ist grauweiß, der aus Auggen und Schliengen rotgelb und der aus Hertingen braun. Mit Gegenständen und Werkzeugen, die der damaligen Zeit nachempfunden sind, lässt Siegmann nicht nur die Jungsteinzeit, sondern auch das Mittelalter und das späte 18. Jahrhundert vor dem inneren Auge auferstehen.

Pfeilspitzen

Sei es als lebensnotwendiges Werkzeug in Form von Messerklingen, Pfeilspitzen oder Feuerstein oder später auch als dem Adel vorbehaltener Schmuckstein, der für das Erreichen politischer Ziele zu hochwertigen Geschenken verarbeitet wurde – der Jaspis ist in der Geschichte allgegenwärtig.

Weiter oben, direkt am Steinbruch, erklärt Michael Schweitzer vom Museumsverein Interessierten die Spuren in der Felswand. Bevor es hinaufgeht auf die vier Meter hohe Plattform werden Erwachsene und Kinder von Mitgliedern der Isteiner Bergwacht mit Klettergurten versehen. Geduldig wird ein Besucher nach dem anderen mit immer gleichen Handgriffen gesichert. Interessierten erzählen die Bergwächter von ihren anderen, vielseitigen Einsatzgebieten.

Oben angekommen ist für den Besucher auf den ersten Blick nicht viel zu sehen. Erst durch die fachkundigen Hinweise von Michael Schweitzer lernt man die steinzeitlichen Spuren lesen.

In der Mittelsteinzeit lasen die Vorfahren der heutigen Menschen die Steinknollen noch vom Boden auf. Später gruben sie senkrechte Schächte in den Boden. Das besondere am Kleinkemser Bergwerk ist der treppenartige Abbau des Jaspis. Hier wurden die Gesteinsknollen waagrecht aus dem Kalkstein geschlagen. Der umliegende Fels wurde dafür feucht gemacht und quoll auf. Durch die Hitze des Feuers bekam das aufgequollene Gestein Risse und die Jaspisknollen konnten leichter gelöst werden. Das Feuer durfte dem Jaspis aber nicht zu nahe kommen.

Feuerspuren

Versehentlich überhitzte Steine verfärbten sich rötlich, was heute noch zu sehen ist. Geschätzt wird die gesamte ehemalige Abbaufläche des Bergwerks auf einer  Länge von etwa 1200 Metern  – für die damalige Zeit ein unvorstellbar komplexes System. Nicht nur der Bergbau, sondern auch die dazugehörige Infrastruktur, wie die Versorgung der Arbeiter und der Abtransport der Steine mussten organisiert werden.

Davon ist heute nur noch ein kleiner Teil zu sehen. Viel ist beim Bau und Betrieb der Zementfabrik und wahrscheinlich schon durch den Bau der Oberrheintalbahn 1848 zerstört worden. Der Jaspis aus Kleinkems war begehrt und wanderte weite Wege. Zum Beispiel wurde er auch bei Ausgrabungen der Pfahlbauten am Bodensee gefunden.

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