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Efringen-Kirchen Der Gesprächsbedarf ist riesig

ov/ilz
Viele Jugendliche sehnen sich nach mehr sozialen Kontakten. Foto: sba

Jugendarbeit: Trotz Herausforderungen durch Lockdown breites Spektrum an Angeboten

Efringen-Kirchen - Das Jugendzentrum in Efringen-Kirchen darf wegen der Corona-Pandemie derzeit weiterhin nicht öffnen. Als Jugendreferenten der Caritas geht es für Jens Künster in dieser schwierigen Zeit darum, Mittel und Wege zu finden, trotzdem für die Jugendlichen da zu sein und sie zu unterstützen.

„Dies geschieht derzeit durch mehrere Angebote“, teilt Künster mit. Eines davon betrifft die mobile Jugendarbeit. „Mein Kollege Sergei Rogalski und ich sind montags, mittwochs und donnerstags als Streetworker in Efringen-Kirchen unterwegs. Dabei suchen wir die Jugendlichen draußen an ,ihren’ Plätzen auf.“ Dies seien etwa der Rathausplatz, der Bahnhof, der Bereich vor dem Jugendzentrum oder der Schulhof.Zu vielen der Jugendlichen bestehe bereits ein gewisses Vertrauensverhältnis. Man kennt sich aus dem Juz oder von Ausflügen, erklärt der Jugendreferent. Vor Ort werde dann meist schnell klar, dass die meisten einen riesigen Gesprächsbedarf haben.

Schwierigkeiten beim Homeschooling und die beschränkten Möglichkeiten, Zeit mit Freunden zu verbringen, nage an den Jugendlichen. „Es entsteht der Eindruck, viele halten eine Fassade aufrecht, um stark zu erscheinen. Und doch zeigt sich, dass auch nach fast einem Jahr Corona keine Gewöhnung eintritt, sondern die Extremsituation für viele eine große Herausforderung darstellt“, schildert Künster.

Zwar höre man vermehrt den Wunsch nach Lockerungen der Einschränkungen, zugleich aber wissen die Jugendlichen durchaus zu differenzieren und erkennen an, dass man nicht über Nacht zu einem Vor-Corona-Zustand zurückkehren könne, so Künster. „Viele wünschen sich vor allem, dass wieder Kontakt mit mehreren Personen gleichzeitig erlaubt wird.“

Trotz des Wintereinbruchs würden viele sogar bei niedrigen Temperaturen zum Austausch mit ihren „Peers“ nach draußen kommen, Hauptsache man sehe sich mal wieder persönlich. „Dabei wird auch klar, dass viele Mitglieder der ,Generation Smartphone’ den ewigen Videokonferenzen über Teams, Zoom und dergleichen überdrüssig sind“, legt Künster dar.

Individuelle Hilfe bei Herausforderungen

„Der eine kommt in der Schule schlecht mit und macht keine Hausaufgaben mehr, der andere hat seine Arbeit verloren, oder es wird zu Hause zu eng“, beschreibt der Jugendreferent die verschiedenen Herausforderungen, welche der Lockdown mit sich bringt.

Viele Jugendliche kämpfen nicht nur damit, dass die Einschränkungen schon so lange bestehen, sondern auch damit, dass sie immer weitreichender in ihr Leben hineinreichen. Der Ernst des Lebens in Pandemiezeiten stelle sich für die Heranwachsenden so dar, dass sie in der Schule und Ausbildung Leistung erbringen sollen, darüber hinaus aber Freizeitmöglichkeiten nicht mehr vorhanden seien. „Mich persönlich beeindruckt dabei, dass es doch einigen Jugendlichen gelingt, trotzdem bei guter Laune zu sein“, so Künster.

„In dieser Hinsicht dienen sie sicher als Vorbild für unsere Gesellschaft. Denn Jugendliche schaffen es besser, im Jetzt zu leben, den Moment zu genießen. Als Betreuer stehen wir mit vielen Jugendlichen aus der Gemeinde regelmäßig in Kontakt. Aus den Gesprächen erfahren wir, wo bei wem weshalb der Schuh drückt.“ Bestehe weitergehender Gesprächsbedarf, treffe man sich im Jugendzentrum, um ungestört unter vier Augen reden zu können. Die Einhaltung von Hygieneregeln sei dabei obligatorisch, betont der Jugendreferent. „Diese Treffen sind wichtig, um auch in diesen Zeiten für die da zu sein, die unsere Unterstützung am meisten brauchen.“ In Einzelfällen werde auch bei der Hausaufgabenbetreuung oder der Jobsuche geholfen.

Kontakt via Telefon und Internet

Zugleich bestehe auch stets die Möglichkeit, sich telefonisch auszutauschen. Und auch über die sozialen Medien wird der Kontakt gehalten. „Da sie es aus ihrem Alltagsleben gewöhnt sind, schreiben uns viele Jugendliche lieber über Instagram an, als zu telefonieren. Für uns ist dabei wichtig, über den Smalltalk beim Chatten Gewissheit zu bekommen, dass es unseren Jugendlichen gut geht, oder ob wir eine Hand reichen können“, beschreibt Künster.

Instagram & Co. komme bei der Jugendarbeit aber noch weitreichendere Bedeutung zu. „Der Anspruch unserer Jugendarbeit, da zu sein, wo sich die Zielgruppe aufhält, bedeutet, dass wir auch in der virtuellen Welt als Inputgeber und Ansprechpartner vertreten sind“, erklärt Künster. Das bedeute, dass man etwa regelmäßig ausgewählte Inhalte zum politischen und gesellschaftlichen Geschehen platziere, die für die Jugendlichen relevant sind. Das betreffen etwa Themen wie Schule, virtuelle Freizeitgestaltung, Online-Lernmöglichkeiten sowie Nachrichten zu Covid-19, zum Lockdown und zur Politik im Allgemeinen. „Auch machen wir regelmäßig Umfragen, um Stimmungsbilder einzufangen. Diese dienen uns dann, um gezielt einzelne Jugendliche zu diesen Themen ansprechen zu können.“

Jugendreferent Jens Künster betont, dass das Wirken während des Lockdowns auch offiziell weiterhin erlaubt ist. „Für die mobile Jugendarbeit gilt, dass die Anlaufstellen weiterhin geöffnet bleiben und arbeiten können.“ Die Kinder- und Jugendhilfe sei ausdrücklich mit ihren Angeboten nicht untersagt.

Am Standort Efringen-Kirchen erfahre man dabei von den Ansprechpartnern vom Polizeiposten Markgräflerland eine angenehme Wertschätzung und könne auf ein funktionierendes Miteinander verweisen. Die Beamten seien in der Regel sehr verständnisvoll im Umgang mit den Jugendlichen. Zuletzt habe man zudem Gespräche mit der Polizei geführt, um die gegenseitige Arbeit noch besser aufeinander abstimmen zu können.

Weitere Informationen: Jugendliche können sich mit ihren Anliegen über die sozialen Medien an Jugendreferent Jens Künster wenden. er ist zudem unter Tel. 0151/61617926 erreichbar.

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