Efringen-Kirchen Die „unterirdischen“ Preise setzen den Bauern zu

(os)
Lorenz Boll stellte die Zahlen für das Jahr 2018 vor. Foto: Ralph Lacher

Steinobsttag: EGRO-Geschäftsführer zieht durchwachsenes Fazit für das Geschäftsjahr 2018.

Blansingen - Das Wetter, die Marktbedingungen und politische Anforderungen in Sachen Dokumentation von Pflanzenschutz und Arbeitszeit plagten die Obstbauern im Markgräflerland und im südlichen Südbaden schon im dritten Jahr in Folge. Dementsprechend war die Stimmung beim „Markgräfler Steinobsttag“ eher durchwachsen. Rund 80 Erzeuger kamen in die Blansinger Wolferhalle, wo neben Fachthemen aus Anbau und Pflanzenschutz vor allem die Marktsituation im Fokus stand.

Der Geschäftsführer des Erzeugergroßmarkt Südbaden (EGRO) und dessen vorgeschalteter Vermarktungsorganisation Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden (OGS), Lorenz Boll, sprach in seinem Vortrag davon, dass der Hitzesommer 2018 zwar eine sehr große Ernte mit sich brachte, man aber unter starkem Preisdruck sowie qualitätsbedingten Absatzproblemen gerade bei den Kirschen litt. „Wir haben im Jahr 2018 mit knapp 12 000 Tonnen Obst und Gemüse zwar fast 5000 Tonnen mehr vermarktet als 2017. Der Geldumsatz lag mit 15 Millionen Euro aber trotzdem nur auf Vorjahresniveau“, erklärte Boll.

Diese missliche Situation sei zum einen dem – gerade bei Kirschen – großen Konkurrenzangebot geschuldet, etwa durch Importe aus der Türkei, Polen, Spanien und Frankreich, die es bei ausgezeichneter Qualität zu aus „hiesiger Sicht unterirdischen Preisen“ gab. Erschwerend käme hinzu, so Boll, dass die großen Ketten, also Edeka, Kaufland und Rewe sowie die Discounter Aldi und Lidl, die Ansprüche immer höher schraubten, Preise drückten, schon bei kleinsten Beanstandungen Ware zurückgeben und trotz aller Werbeversprechen, regionale Produkte zu bevorzugen, häufig auf ausländische Produkte zurückgreifen würden.

Durch die Wetterlage, sei die Spargel- und Erdbeerernte schwierig verlaufen, denn schon zum Saisonbeginn gab es ein großes Angebot. Das drückte die Preise. 882 Tonnen Spargel (2017: 818 Tonnen) im Gesamtwert von 3,5 Millionen Euro wurden umgesetzt. Erdbeeren wurden 2700 Tonnen im Wert von 5,9 Millionen Euro vermarktet. Bei den Tafelkirschen allein – ohne Industriekirschen – wurden 829 Tonnen im Wert von 1,7 Millionen Euro angeliefert. Die Gesamtmenge aller Kirschen betrug 1660 Tonnen mit einem Wert von mehr als 2,4 Millionen Euro. Diese Preise seien sehr schwach, was auch in Haltbarkeitsproblemen begründet lag.

Weniger Probleme und auch bessere Preise gab es bei den Zwetschgen, wo 3300 Tonnen Zwetschgen im Wert von 1,9 Millionen Euro vermarktet wurden, es aber dank guter Nachfrage hier „noch Luft nach oben“ gebe. Sehr schwierig dagegen sei die Situation bei den Äpfeln, wo eine Rekordernte für rekordverdächtig niedrige Preise sorgt. „Es gibt Äpfel teilweise für 50 Cent pro Kilo. Das ist für alle Beteiligten ein Drauflegegschäft“, sagte Boll und machte gleichzeitig deutlich, dass es wegen der Rekordmenge weiter „ein Hauen und Stechen“ in Sachen Apfel-Preis geben werde.

Man hoffe nun auf ein gutes Jahr 2019 und werde künftig in Efringen-Kirchen die Ware ganztags annehmen, um sie so kühlen und dann frisch anbieten zu können, kündigte Boll an.

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