Efringen-Kirchen Donnergrollen in der CDU

Marco Fraune
Dietmar Fischer ist aus der CDU ausgetreten. Foto: Marco Fraune

Ortsverband: Ehrenvorsitzender Dietmar Fischer tritt aus der Partei aus. Rühl setzt auf Verjüngung.

Efringen-Kirchen - Der Ehrenvorsitzende der CDU Efringen-Kirchen, Dietmar Fischer, ist aus der Partei ausgetreten. Sowohl im Kreisverband als auch im Ortsverband gebe „keine Visionen und keine Perspektiven“. Der Efringen-Kirchener CDU-Chef Karl Rühl verweist darauf, dass ein Generationenwechsel eingeleitet worden sei und andere Prioritäten gesetzt würden.

Der frühere Vorsitzende wirft dem aktuellen Vorsitzenden der Efringen-Kirchener CDU sowie dem Fraktionschef Reinhard Knorr und Gemeinderat Gerhard Kienle vor, beispielsweise nach dem dritten Großbrand bei der Firma Kühl selbst zu spät Position bezogen zu haben. „Von denen hätte ich mehr erwartet.“ Erst nach vier Monaten habe sich der Gemeinderat aufgerafft, eine Resolution zu verabschieden.

Auch eine rechtswidrige Vereinbarung hinsichtlich der Bauplatzvergabe werde formuliert. Der Gemeinderat verabschiede außerdem ansonsten die Vorlagen der Verwaltung, diskutiere um Unwesentliches, viele Kleinst-Probleme.

„Keine Zukunftsvisionen“

„Ich sehe nirgends Zukunftsvisionen“, kritisiert Fischer insgesamt die Partei. Die CDU habe derzeit wenig Persönlichkeiten, die ihre Meinung sagen. „Es scheint vieles gleichgeschaltet, schläfrig, substanzlos; man scheut das ,Risiko’, etwas Unpopuläres zu sagen.“ Auch im hiesigen Ortsverband und im Kreisverband werde „verwaltet, aber nicht gestaltet“.

Als Ehrenvorsitzender sei er im CDU-Ortsverband nicht einmal zu den Vorstandssitzungen und internen Besprechungen eingeladen worden, obwohl er nach der Satzung zum Vorstand gehöre. „Meine Reklamation brachte keine Änderung.“

Nun habe er die Nase voll gehabt, sei am 5. März daher ausgetreten. Dass er dies nun öffentlich macht, wirke sich voraussichtlich wohl nicht auf Kommunalwahlergebnisse aus. „Der zeitliche Abstand ist dafür zu groß.“

Als deutliches Signal will Fischer den Austritt aber durchaus verstanden wissen. „Ich wäre froh, wenn es etwas bewirken würde, aber ich befürchte, dass man zur Tagesordnung übergeht.“ Schließlich sieht er sich als Teil einer schweigenden Mehrheit im Ortsverband. „Viele Mitglieder würden lieber austreten“, meint Fischer im Gespräch mit unserer Zeitung. Seit dem 5. März habe er zudem nichts vom Vorsitzenden Rühl gehört. „Das bestätigt mich in meinem Tun.“

Unverständnis bei Rühl

Rühl sei überrascht gewesen vom Austritt, erklärte er gestern auf Anfrage. Eine Kontaktaufnahme sehe er nicht als Notwendigkeit an. „Ich hätte erwartet, dass er mich vielmehr ins Benehmen setzt.“ Rühl vermutet, dass die Ursache für den Austritt vor allem einer Nominierungsveranstaltung auf Kreisebene geschuldet sei, dem widerspricht Fischer hingegen deutlich.

Dass es sich bei der Efringen-Kirchener CDU-Spitze um eine zu ruhige Truppe handele, sieht der Vorsitzende nicht, auch wenn er selbst beruflich und durch seine Mandate zeitlich stark beansprucht sei. „Wir setzen andere Prioritäten.“ So habe er eine junge Mannschaft zusammen, die eine andere Blickrichtung habe. Es gebe sicher einige, die sich hier nicht vertreten fühlten. Wie berichtet, hatte schon im Oktober vergangenen Jahres Ehrenbürger und CDU-Urgestein Heinz Graf den Vorsitzenden Rühl in die verbale Schusslinie genommen, nachdem er nicht mehr als Beisitzer auf der Wahlliste stand, was in der Sitzung dann für Aufregung sorgte.

Alte Zöpfe würden nicht abgeschnitten, so Rühl. „Vielleicht fühlen sich einige nicht richtig wertgeschätzt.“ Dass Fischer für die schweigende Mehrheit unter den mehr als 30 Mitgliedern spreche, glaubt er nicht. Wenn jemand wie Fischer austrete, liege es an ihm. „So ist das Leben. Es ist mir egal.“ Den Ortsverband sieht der Vorsitzende nicht als Auslöser.

Senioren-Union-Vorsitz

Vorsitzender der Senioren-Union will Fischer aber bleibe, für die er einen extra Beitrag zahle. Hier werde stets ein umfangreiches Programm für die Älteren geboten, lobt er diese CDU-Vereinigung. Ob die Konstellation möglich ist und tatsächlich so kommt, müsse geprüft werden, kündigt Rühl an.

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