Efringen-Kirchen Ein „grand merci“ aus Frankreich

Weiler Zeitung
Das Tragen einer Maske gehört in Frankreich zum Alltag. Andere Corona-Maßnahmen, etwa die Ausgangssperre, konnten inzwischen gelockert werden Foto: sba

Interview: Thierry Litzler, BM von Isteins Partnergemeinde Rosenau, über Solidarität in Corona-Zeiten

Rosenau/Istein - Nicht zuletzt aufgrund der Ausgangssperre waren die Corona-Einschränkungen auf der anderen Seite des Rheins teils weitaus drastischer spürbar als bei uns. Allmählich kehren aber auch die französischen Nachbarn – etwa in Rosenau – Schritt für Schritt zur Normalität zurück.

Thierry Litzler, Bürgermeister von Isteins Partnergemeinde Rosenau, berichtet im Gespräch mit Ingmar Lorenz über das langsame Aufheben der Maßnahmen und erklärt, warum die Krise Deutschland und Frankreich trotz zeitweise geschlossener Grenzen nicht entzweien, sondern weiter annähern wird.

Herr Litzler, wie haben Sie und die Bürger Rosenaus das Aufheben der Corona-Einschränkungen in den vergangenen Wochen empfunden? Überwog die Erleichterung oder doch eher die Vorsicht?

Das Aufheben der Corona-Einschränkungen verlief auf französischer Seite in drei Phasen. Wir konnten daher den Weg zurück zur Präsenzarbeit in mehreren Schritten aufnehmen. Im Allgemeinen hat dabei alles gut funktioniert, auch wenn eine gewisse Besorgnis spürbar war. Ich glaube nicht, dass dabei Erleichterung vorherrschte, da die Vorsicht ja auch weiterhin besteht. Aber die Leute waren froh, wieder rauszugehen und sich ohne schriftliche Einwilligung bewegen zu können sowie ihre Freunde und Familie zu besuchen. Die Rückkehr zu Arbeit war darüber hinaus ein Mittel, soziale Kontakte zu erneuern.

Frage: Wir haben vor einigen Monaten – kurz nach Beginn der Corona-Krise – ein Interview geführt. Wie hat sich der Alltag in Rosenau zwischenzeitlich verändert?

Das Gemeindeleben hat sich verändert. Alle öffentlichen Kundgebungen wurden bis einschließlich 31. August abgesagt. Das Tragen einer Maske gehört mittlerweile zum Alltag. Die Wirtschaft kommt wieder in Gang, allerdings sehr langsam.

Was war aus Ihrer Sicht mit Blick auf die Corona-Maßnahmen, aber auch auf die zunehmende Aufhebung der Einschränkungen das Wichtigste?

Die Aufklärung hinsichtlich der Schutzmaßnahmen, besonders das Tragen einer Maske. Das war etwas, was unserer Kultur völlig fremd war und wir mussten uns anpassen. Auch die Wiedereröffnung der Schulen war vor dem Hintergrund der staatlichen Auflagen schwer in die Tat umzusetzen. Aber Dank der enormen Arbeit, die unsere Lehrkräfte, besonderes die drei Leiterinnen (école maternelle, école primaire, périscolaire) geleistet haben, haben wir es alle zusammen geschafft.

Hatte die Corona-Krise Auswirkungen auf die Kommunalwahlen in Rosenau?

Mit Sicherheit. Im Jahr 2014 hatten wir mit nur einer Kandidatenliste eine Wahlbeteiligung von 60 Prozent. Am 15. März gab es mit zwei Listen knapp 50 Prozent (es fehlte eine Stimme, um genau auf 50 Prozent zu kommen). Zehn Prozent weniger ist eine Menge und es war offensichtlich, dass Covid-19 den Leuten Angst machte.

Die Grenzen sind inzwischen wieder offen. Mit Blick auf die Europäische Idee und die deutsch-französische Freundschaft: War es die richtige Entscheidung, die Grenzen zu schließen, oder haben wir eine Möglichkeit verpasst, uns noch stärker gegenseitig zu unterstützen?

Es handelte sich ja im Grunde um eine teilweise Schließung, denn für den Weg zur Arbeit konnte die Grenze weiterhin passiert werden. Die Solidarität zwischen unseren Ländern war ebenso bedeutend, da viele französische Covid-19-Patienten in deutsche Krankenhäuser verlegt wurden. Daher sagen wir Franzosen unseren deutschen Freunden ein „grand merci“ für dieses Engagement und die Welle der Solidarität. Auch durch die uns zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel (Telefon, Internet) waren die Beschränkungen weniger zu spüren. Denn wir haben uns auf diese Weise auch während der Krise ausgetauscht. Die Krise wird uns also mit Sicherheit nicht auseinanderbringen, sondern im Gegenteil – wie ich bereits früher gesagt habe – weiter annähern, so paradox das zunächst auch erscheinen mag. Auf die eine oder andere Weise werden wir diese Krise gemeinsam durchstehen. Das stärkt die Beziehungen.

Jetzt, da es wieder möglich ist: Haben Sie schon einen Besuch in Istein geplant, oder die Isteiner nach Rosenau eingeladen?

Seit der Aufhebung der Corona-Maßnahmen konnten wir uns mit Bürgermeister Philipp Schmid via Webex und mit Karl Rühl via WhatsApp austauschen. Wir haben eine Isteiner Delegation zu unserer nächsten Gemeinderatssitzung am 20. Juli eingeladen. Und wie jedes Jahr haben wir unser offizielles Treffen im Herbst vorgesehen, von dem wir hoffen, dass wir es dieses Jahr beibehalten können, was ein Zeichen dafür sein wird, dass die Nachrichten vom Kampf gegen die Epidemie gut sind.

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