^ Efringen-Kirchen: Ein Jahrzehnt an der Dorfspitze - Efringen-Kirchen - Verlagshaus Jaumann

Efringen-Kirchen Ein Jahrzehnt an der Dorfspitze

Ingmar Lorenz

Interview: Helmut Grässlin und Richard Ludin lassen ihre bisherige Zeit als Ortsvorsteher Revue passieren

Welmlingen/Mappach - Seit genau zehn Jahren sind Richard Ludin und Helmut Grässlin Ortsvorsteher in Welmlingen beziehungsweise in Mappach. Viele Entwicklungen und Ereignisse haben in dieser Zeit die Dörfer geprägt.

Im Gespräch mit unserer Zeitung blicken die beiden Ortsvorsteher auf den Beginn ihrer Tätigkeit vor zehn Jahren zurück, lassen die Zeit Revue passieren und schauen auf anstehende Entwicklungen in den Ortsteilen.

Sie wurden beide außer der Regel im Januar 2011 zu Ortsvorstehern. Wie kam es seinerzeit dazu?

Helmut Grässlin: Im Jahr 2010 beschloss der Gemeinderat, die Aufwandsentschädigung für die Ortsvorsteher zu halbieren. Das war damals ein großes Thema. Drei Ortsvorsteher haben ihr Amt daraufhin aufgekündigt, unter anderem auch mein Vorgänger in Mappach.

Richard Ludin: Mein Vorgänger, Werner Wißner junior, hatte das Amt während der laufenden Amtsperiode niedergelegt. Aus dem damaligen Ortschaftsrat war niemand bereit, das Amt auszuführen. Man ist dann seitens des Ortschaftsrats auf mich zugekommen und hat mich gebeten, das Amt zu übernehmen, da ich zuvor ja schon 15 Jahre als Ortschaftsrat tätig war. Ich sagte damals zu unter der Bedingung, dass ich die Unterstützung und das Vertrauen aller Ortschaftsräte haben will. Hätte bei der geheimen Wahl jemand der Ortschaftsräte dagegen gestimmt oder sich enthalten, hätte ich das Amt nicht angenommen. Bei der Kommunalwahl 2014 wurde ich dann wieder zum Ortschaftsrat gewählt.

Was war für Sie damals ausschlaggebend dafür, sich für das Amt zur Verfügung zu stellen?

Grässlin: Viele Bürger sowie meine Familie haben mich ermutigt, mich für das Amt zur Verfügung zu stellen. In einer Sitzung des Ortschaftsrats im Oktober 2010 wurde dann beschlossen, dass ich dem Gemeinderat als Ortsvorsteher vorgeschlagen werden sollte.

Ludin: Durch die Tätigkeit im Ortschaftsrat hatte ich schon etwas Erfahrung auf diesem Gebiet. Beruflich bin ich bei der Deutschen Bahn im Bereich Einkauf und Materialwirtschaft tätig und hatte somit auch etwas Erfahrung im Umgang mit Kunden und Lieferanten, also mit Menschen aus unterschiedlichen Bereichen und mit unterschiedlichen Anliegen. Auch das Prozedere in Verwaltungen war mir somit nicht fremd. Ein weiterer wichtiger Punkt war auch, dass meine Ehefrau diese Entscheidung mittrug und unterstützte.

Sie waren schon vorher kommunalpolitisch aktiv. Können Sie Ihre politische Tätigkeit vor ihrem Amtsantritt als Ortsvorsteher kurz Revue passieren lassen?

Grässlin: Ich bin erst 2009 in den Ortschaftsrat gewählt worden, es gab aber schon davor immer wieder Anfragen, die ich aber zurückgewiesen hatte. Denn ich war bereits anderweitig stark eingebunden, etwa als Vorsitzender des Gesangvereins sowie durch meine Tätigkeit bei der Feuerwehr und als Kirchenältester. Die politische Tätigkeit brachte dann eine neue Herausforderung mit sich, wobei für mich immer das Miteinander, die Begegnung der Bürger und die tiefe Verbundenheit mit meinem Heimatdorf zentral waren.

Ludin: Wie bereits erwähnt, war ich von 1989 bis 2004 gewählter Ortschaftsrat und von 1994 bis 2004 stellvertretender Ortsvorsteher.

Was reizt Sie generell an der Kommunalpolitik?

Grässlin: Als Ortsvorsteher und Gemeinderat hat man viele Möglichkeiten, sich für die Belange des Dorfs und der Bürger einzusetzen. Wenn man Mitglied in den Gremien ist, kann man vieles mitgestalten, was sich andernfalls als teils sehr schwierig darstellt. Auch hat man zum Beispiel im Umgang mit den Medien die Möglichkeit, Schwerpunkte zu setzen.

Ludin: Ich war schon immer bereit, etwas für unsere Dorfgemeinschaft zu tun. So war ich zum Beispiel auch 15 Jahre lang Abteilungskommandant bei der Feuerwehr in Welmlingen. Die Kommunalpolitik bietet eben die Möglichkeit, die Interessen des Dorfes und dessen Einwohner zu vertreten.

Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Könne Sie die wichtigsten Projekte in Ihrem Ortsteil seit 2011 trotzdem kurz beschreiben?

Grässlin: Die ständigen Bemühungen für die Dorfgemeinschaft waren zentral. Mir fallen dabei natürlich sofort das Dämpfifest und die feierlichen Spendenübergaben ein. Aber auch das neue Buswartehäuschen für Maugenhard, das Fest zum 75-jähringen Bestehen der Feuerwehr, das neue Staffellöschfahrzeug, die Neugestaltung des Spielplatzes und natürlich die Dorfrundgänge waren für Mappach und Maugenhard wichtig. Es war schon grandios, was wir alles auf die Beine gestellt haben. Aktuell warten natürlich alle darauf, dass es mit der Sanierung der ehemaligen Lehrerwohnung im Rathaus losgeht.

Ludin: Ein wichtiger Punkt war unser Jubiläum im Jahr 2013 „900 Jahre Welmlingen“. Da waren natürlich Ortsvorsteher, Ortschaftsräte und Vereinsvorstände stark gefordert. Da sich der Männergesangverein Welmlingen mangels Mitglieder auflösen musste und so beim Volkstrauertag am Denkmal auf dem Rebberg nicht mehr gesungen werden konnte, haben wir neben der Kirche einen Gedenkstein erstellt, bei dem nach dem Gottesdienst die Gedenkfeier zum Volkstrauertag abgehalten werden kann. Das Starkregenereignis am 26. Juni 2016 hat uns im Ort Hochwasser und Überflutungen beschert. Am Egringer Weg wurde viel Dreck aus den Feldern ins Dorf gespült und der Lettenbach trat über die Ufer. Viele Häuser waren da betroffen. Im Nachgang konnten wir bei einer Absprache mit den Landwirten erreichen, das in dem betroffenen Bereich oberhalb des Dorfes nicht nur Mais, sondern immer wieder abwechselnd Winterfrucht und Mais angebaut wird, um die Situation etwas zu entspannen. Das hat auch positive Wirkung gezeigt. Die Brückensanierung an der B 3 – 2016 – war eine große Belastung für die Welmlingen Bürger, da ein Großteil des Verkehrs, zum Teil auch Schwerverkehr, durch den Ort geleitet wurde, obwohl eine großzügige Umfahrung Welmlingens ausgeschildert war.

Hat sich Welmlingen beziehungsweise Mappach in den vergangenen zehn Jahren verändert und wenn ja, in welche Richtung?

Grässlin: Das Dorfbild hat sich verändert. Wo früher große Ökonomiegebäude standen, ist inzwischen neuer Wohnraum entstanden. Die Innenverdichtung hat also zugenommen. Ich finde das eine sehr positive Entwicklung.

Ludin: Große Veränderungen fanden in Welmlingen in den letzten zehn Jahren nicht statt. Welmlingen hat immer noch, erfreulicherweise, eine gut funktionierende Dorfgemeinschaft.

Sie sind beide nicht nur Ortsvorsteher, sondern auch Mitglied des Efringen-Kirchener Gemeinderats. Ist das eine Möglichkeit, die Anliegen der Ortschaften besonders zu betonen, oder spielen bei der politischen Tätigkeit im Gemeinderat vor allem andere Themen eine Rolle?

Grässlin: Natürlich ist es wichtig, die Interessen seines Ortes auch im Gemeinderat zu vertreten. Ich bin daher auch ein großer Befürworter der unechten Teilortswahl, weil dadurch sichergestellt wird, dass die Interessen der Dörfer geltend gemacht werden können.

Ludin: Im Gemeinderat gibt es natürlich viele übergeordnete Themen wie zum Beispiel die ganzen Satzungen, der Haushalt und vieles mehr. Diese Themen betreffen meistens alle Ortschaften und werden auch von den jeweiligen Ortschaftsräten mit abgesegnet. Unabhängig davon hat man aber als Gemeinderat und als Ortsvorsteher die Möglichkeit, die Anliegen der eigenen Ortschaft mit einzubringen. Deshalb bin ich auch gegen die Abschaffung der unechten Teilortswahl, damit auch jede Ortschaft im Gemeinderat vertreten ist.

Nachdem wir den Blick nun zehn Jahre in die Vergangenheit gerichtet haben, möchte ich Sie bitten zum Abschluss des Interviews noch einen kleinen und vielleicht auch etwas gewagten Blick voraus zu werfen: Wie sollten Welmlingen und Mappach im Jahr 2031 aussehen?

Grässlin: Ein großes Thema wird sein, die dörfliche Infrastruktur zu stärken. Da mussten wir in der Vergangenheit viele Federn lassen. Die Mobilität der Bürger muss gewahrt bleiben, der Bürgerbus ist dafür unschätzbar wertvoll.

Auch sollten wir die Direktvermarkter weiter unterstützen, denn sie können etwa den Wegfall kleiner Einkaufsmöglichkeiten ersetzen, zum Beispiel durch Verkaufswägen oder Ähnliches. Zudem wirft das 1150-jährige Bestehen von Mappach im Jahr 2024 seine Schatten voraus. Insgesamt bin ich sehr zuversichtlich. Wir sind ein lebendiges Dorf, und darauf bin ich sehr stolz.

Ludin: Die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen sollten bis dahin abgeschlossen sein, ebenso der Breitbandausbau und die damit verbundene Verlegung der Stromversorgung von den Dächern in den Boden. Mein Wunsch ist es auch, dass die Dorfgemeinschaft und die gute Zusammenarbeit zwischen Ortsverwaltung und Vereinen sowie unter den Vereinen selbst erhalten bleibt und weitergeführt wird.

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