Efringen-Kirchen Ein konsequenter Schritt

Weiler Zeitung

Wirtschaft: Markgräfler-Winzer-Geschäftsführer treibt Modernisierung voran / Genossenschaftlicher Gedanke als Konstante

Aus der Bezirkskellerei Markgräflerland (BKM) ist Anfang dieses Monats die „Markgräfler Winzer eG“ geworden. Mit dem neuen Namen verbunden sind mehrere Botschaften. Klar ist, dass Geschäftsführer Hagen Rüdlin die Modernisierung vorantreibt.

Von Marco Fraune

Efringen-Kirchen. Viel ist noch zu tun, bis der neue Name überall erscheint. An der Außenwand des Hauptsitzes in Efringen-Kirchen prangt bereits die Dame mit der Hörnerkappe samt neuer Genossenschaftsbezeichnung in weißer Farbgebung auf grauem Grund. Im Verkaufsraum lässt sich auf den Weinflaschenetiketten wenig vom neuen Namen erkennen. Drei Jahre werden für den gesamten Umfirmierungsprozess eingeplant, gerne darf es aber schneller gehen. Die neue Etikettierung taucht also sukzessive auf dem Markt auf.

Vor allem die neue Weinlinie „Markgräfler“ zeugt fein aufgereiht davon, dass in der 1952 gegründeten Genossenschaft ein frischer Wind durch die Hallen weht, der im modern ausgestatteten, aber schlichten Chef-Büro seinen Ursprung hat. Der „scharfe Analyst“, wie sich Hagen Rüdlin in einer Mitteilung schon einmal selbst beschrieben hat, sitzt dort. Dass er tief mit der Betriebswirtschaftslehre und dem aktuellen Marketing vertraut ist, wird bei einem Besuch unserer Zeitung am Hauptsitz deutlich. Seine abschließende Botschaft lautet: „Wir definieren unsere Position nicht dadurch, wie wir uns von anderen Marktbegleitern abgrenzen. Wir schauen auf uns als Genossenschaft. Wir bringen ehrliche und authentische Produkte auf den Markt.“

Die Markgräfler Lagen Zum Wandel gehört der neue Name „Markgräfler Winzer eG“, der sich aus drei Teilen zusammensetzt – aus der Regionalität, der Arbeit und dem genossenschaftlichen Gedanken. „Das ist unsere Heimat und unsere Herkunft“, darf für Rüdlin das Markgräflerland an prominenter Positionierung nicht fehlen. Dabei wird eine geografische Klammer gebildet zwischen dem Grenzacher Hornfelsen als südlichstes Weinanbaugebiet Deutschlands bis zum Batzenberg nördlich von Bad Krozingen, Deutschlands größter, geschlossener Rebberg. Von einem „Riesenfundus an Markgräfler Lagen“ spricht der Geschäftsführer.

Die Winzer als Handwerker Die hier arbeitenden Winzer stehen für Rüdlin für das Handwerk, wobei sie das Potenzial später schmeckbar machen. In einem Imagefilm, der vor der Abstimmung in der Generalversammlung zur Umbenennung gezeigt wurde, kommen einige Weinbauern zu Wort. Mit einer gehörigen Portion Emotionalität und Schollenverbundenheit konnten die Genossenschaftsmitglieder alle überzeugt werden, womit ein einstimmiges Votum zum neuen Namen folgte. Das Skript zum Film hat Rüdlin selbst geschrieben, weiß er um die Notwendigkeit, die Menschen bei der Entwicklung und schrittweisen Weiterentwicklung mitzunehmen. Die beteiligten Winzer sollen als Markgräfler Konturen in der Außendarstellung gewinnen.

Der Umbenennung liegt zudem eine Marktforschung zugrunde sowie die Einbindung von Experten und das Abhalten von Workshops. „So ein Prozess muss reifen.“

Genossenschaft verbindet Das „eG“ steht schließlich dafür, dass es sich um eine Genossenschaft handelt – „mit allem, was dranhängt“. Rüdlin: „So bunt die Gesellschaft ist, genauso ist unsere Winzerschaft zusammengesetzt.“ Verbindenes Element sei, guten Wein zu machen.

Zu viel darf wiederum auch nicht produziert werden, wurde in diesem Jahr angesichts der enormen Weinmengen deutlich. Stichwort: EU-Begrenzung. Würde die Genossenschaft zu viel annehmen, müsste in letzter Konsequenz zwangsdestilliert werden. Und das könne nicht im Sinne der gesamten Gemeinschaft sein, da unterm Strich ein Plus stehen soll, also die Ausschüttung in barer Münze.

Angesichts des Trends zur „Sharing economy“, unter die beispielsweise auch das Ausleihen von Autos statt des Kaufs fällt, sieht Rüdlin die Genossenschaft passend positioniert. „Das Thema gemeinschaftliche Erzeugung kann einen Beitrag leisten.“ Die Wertschöpfung erfolge gemeinsam. „Und die Gemeinschaft ist zwingend generationenübergreifend.“

Die Zeichen der Zeit Dass Hagen Rüdlin das Amt des Geschäftsführers direkt nach seinem Vater Gerhard Rüdlin übernommen hat, ist auch ein Generationenthema. So will der aktuelle Chef nicht nur in die Fußstapfen seines erfolgreichen Vaters treten. Vielmehr treibt ihn die Möglichkeit um, gestalten zu können. „Die Zeichen der Zeit zu erkennen und danach zu handeln, war schon in der Vergangenheit die Grundlage des Erfolgs.“

Die neue Marke ist nicht nur rechtlich geschützt worden, sondern wird nun durch die gesamte Produktpalette verstärkt sichtbar. Ein Designanspruch und eine ansprechende Optik sind darin enthalten, was von der Fachwelt positiv aufgenommen worden sei.

Neue Weinlinie kommt an Die vor einem Jahr lancierte neue Weinlinie „Markgräfler“ gefalle den Käufern zudem, bemerkt Rüdlin. „Signifikant“ gebe es hier Neukunden, also nicht nur Weinkäufer, die von bisherigen BKM-Produkten gewechselt sind. Über allem stehe dabei, dass ein gutes Auskommen für die Winzer generiert wird. Und im Kerngeschäft stehe ein Umsatzplus zu Buche.

Digitalisierung kommt Beim Gang durch die Weinkeller ist ein bisschen Geschichte und viel Gegenwart sichtbar. Alte Holzfässer gibt es zwar noch, doch die großen silbernen Tanks dominieren. Auch beim Abfüllen des Weins wird auf die neue Technik gesetzt. Rüdlin: „Wir haben schon jetzt eine der effizientesten Abfüllanlagen in Baden.“ Der Fortschritt soll aber weiter Einzug halten. So werden die Produktionsabläufe im November migriert auf ein spezielles SAP-System. Damit wird ein Schritt in Richtung hin zum Weinkeller 4.0 gemacht. Mehr Effizienz durch Digitalisierung heißt hier das Motto.

Absatzmärkte sind der deutsche Lebensmittel- ebenso wie der Fachhandel und die regionale Gastronomie, die für den Geschäftsführer „elementare Bedeutung“ genießen. Insgesamt 54 Mitarbeiter an den drei Standorten sind dabei im Einsatz. Perspektive 2023 Ziel für die „Markgräfler Winzer eG“ in fünf Jahren ist, „dass wir in der Lage sind, unser neues Gesicht nach außen zu tragen und den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen“, so der Geschäftsführer. Die Idee zur Umfirmierung resultiere nicht aus der Idee, die Vergangenheit als falsch darzustellen, sondern es sei der letzte konsequente Schritt der drei Fusionen, blickt Rüdlin auf die Fusion mit der WG Ballrechten-Dottingen im Jahr 2004 sowie 2010 mit der WG Ehrenstetten und Kirchhofen.

„Unser Ziel ist nun, als größter Markgräfler Weinerzeuger die wunderbare Landschaft national auf die Stufe zu heben, wohin sie gehört.“ In den Vertrieb sei entsprechend schon investiert worden. Um Risiken für die Zukunft zu minieren, werde vorausschauend gehandelt und Schritt für Schritt agiert.

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