Eindrucksvoll zeichnete Sauter ein biografisches Bild der Entwicklung von Hildegard von Bingen, die als zehntes Kind einer adligen Familie geboren wurde, früh Bildung erhielt, mit 38 Jahren Magistra eines Klosters wurde und ihre Visionen sogar vom Papst geprüft und anerkannt wurden, was sie quasi zur Prophetin werden ließ. „Sie wurde nicht nur Beraterin vieler geistlicher und weltlicher Würdenträger, sondern beriet auch einfache Menschen, interpretierte liturgische Texte, beobachtete die Natur, benannte Missstände in Welt und Kirche, komponierte und malte“, skizzierte Sauter das Bild der Ordensfrau und ihrer Lebensphilosophie. „Hildegard sah den Menschen ganzheitlich als Geschöpf Gottes, das Himmel und Erden in sich trägt.“ Krankheiten entstünden dann, wenn die im Menschen angelegten Naturgesetze in ein Ungleichgewicht kommen“, fasste Sauter die Überzeugung Hildegards zusammen und ergänzte diese durch Gedanken unserer Zeit. Als Leiterin eines eigenen Frauenklosters, einzig Rom unterstellt, habe die Ordensfrau zahlreiche Briefe und Antwortbriefe auf Anfragen verfasst, die sie als „großartige Netzwerkerin ihrer Zeit“ kennzeichneten, ergänzte sie. Mittels Beamer zeigte sie den Gästen Miniaturen von Hildegards Vision „Scivas“ und rundete ihre Annäherung und das Bild der Visionärin mit Musikstücken auf dem Akkordeon von Hildegard von Bingen, Andrew Lloyd Webber, Astor Piazzolla sowie Brian May/Freddy Mercury ab.