Efringen-Kirchen Ein Popstar des Mittelalters

Joachim Pinkawa
Cordula Sauter Foto: pink

Kultur: Mit einer konzertanten Lesung brachte Cordula Sauter den Zuhörern Hildegard von Bingen näher

Erst seit Ende 2021 ist die Schauspielerin, Autorin und Akkordeonistin Cordula Sauter aus Freiburg mit ihrem Soloprogramm unterwegs. Am Mittwochabend gastierte sie mit „Kuss und Umarmung, Deine Hildegard von Bingen“ in der Mediathek in Efringen-Kirchen.

Von Joachim Pinkawa

Efringen-Kirchen. Juliane Blum von der Mediathek freute sich nicht nur über den Auftritt von Cordula Sauter, sondern auch über gut 20 Gäste, vorwiegend Frauen. „Das Wissen und die Spiritualität der mittelalterlichen Ordensfrau Hildegard von Bingen beeindruckt bis heute“, leitete Cordula Sauter ihre „Annäherung in Wort, Musik und projizierten Bildern an die Berühmtheit des Mittelalters“ ein. „Es ist ungewöhnlich, wenn die Gedanken und das Leben einer Frau, die vor 900 Jahren gelebt hat, unser Leben heute noch bewegen, wie es bei Hildegard von Bingen der Fall ist“, stellte Sauter fest. Vielleicht sei sie ein „Popstar des Mittelalters“ gewesen.

Eindrucksvolles biografisches Bild

Eindrucksvoll zeichnete Sauter ein biografisches Bild der Entwicklung von Hildegard von Bingen, die als zehntes Kind einer adligen Familie geboren wurde, früh Bildung erhielt, mit 38 Jahren Magistra eines Klosters wurde und ihre Visionen sogar vom Papst geprüft und anerkannt wurden, was sie quasi zur Prophetin werden ließ. „Sie wurde nicht nur Beraterin vieler geistlicher und weltlicher Würdenträger, sondern beriet auch einfache Menschen, interpretierte liturgische Texte, beobachtete die Natur, benannte Missstände in Welt und Kirche, komponierte und malte“, skizzierte Sauter das Bild der Ordensfrau und ihrer Lebensphilosophie. „Hildegard sah den Menschen ganzheitlich als Geschöpf Gottes, das Himmel und Erden in sich trägt.“ Krankheiten entstünden dann, wenn die im Menschen angelegten Naturgesetze in ein Ungleichgewicht kommen“, fasste Sauter die Überzeugung Hildegards zusammen und ergänzte diese durch Gedanken unserer Zeit. Als Leiterin eines eigenen Frauenklosters, einzig Rom unterstellt, habe die Ordensfrau zahlreiche Briefe und Antwortbriefe auf Anfragen verfasst, die sie als „großartige Netzwerkerin ihrer Zeit“ kennzeichneten, ergänzte sie. Mittels Beamer zeigte sie den Gästen Miniaturen von Hildegards Vision „Scivas“ und rundete ihre Annäherung und das Bild der Visionärin mit Musikstücken auf dem Akkordeon von Hildegard von Bingen, Andrew Lloyd Webber, Astor Piazzolla sowie Brian May/Freddy Mercury ab.

Die Texte und Aussagen von Cordula Sauter zu Hildegard von Bingen waren nicht nur eindrucksvoll und anschaulich dargebracht, sondern auch „mit freundlicher Unterstützung der Abtei St. Hildegard“ entstanden und abgesegnet. Die Gäste der Lesung bestätigten ihren Gefallen an der Veranstaltung mit herzlichem Applaus.

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