Mit den Transkriptionen von Opernausschnitten bewegte sich Liszt ganz in der Tradition des 19. Jahrhunderts und nutzte die Themenvorlagen seines Schwiegersohnes Richard Wagner zur Entwicklung artistischer Klaviersätze. Das beliebte Huckepackverfahren beförderte seinerzeit sowohl den Ruhm des Themenlieferanten als auch den des pianistischen Klangartisten. Heute noch befördern derlei kompositorische Zirkusstücke pianistische Karrieren. Stephan Hohlweg führte jedoch keinen billig klingelnden Zaubertrick vor, sondern verführte mit seiner pianistischen Kunst in den Zaubergarten Wagnerscher Opernwelten. Immer wieder rollte er klug und mit feiner Anschlagskultur den thematischen Helden Klangteppiche aus – mal silbrig tremolierend in „Oh, du mein holder Abendstern“ aus dem Tannhäuser, mal kontrolliert pulsierend in „Lohengrins Verweis an Elsa“ aus dem Lohengrin.
Wer nach den ersten drei eher ariosen Transkriptionen noch nicht von der hohen Spielerklasse Hohlwegs überzeugt war, wurde es spätestens mit der Tannhäuser-Ouvertüre. Der akkordischen Poesie des Anfangs folgten wild zerklüftete Figurationstypen vieler Couleur. Hohlweg verlor in keinem Moment die Kontrolle über die unterschiedlichen Funktionsebenen. Das akkurat herausgemeiselte Thema blieb auch in der Mittellage plastisch erkennbar, eingehüllt von weich wogenden Klangwellen über den gesamten Tonumfang oder heftig attackiert von dicken Akkorden im Bassregister. Mit lustvollen hörbaren und sichtbaren Gesten vermittelte hier ein Virtuose den Eindruck, als ob er mit vier Händen auf zwei Instrumenten spielte. Das damit verbundene Pathos wirkte dabei keineswegs hohl, sondern intensivierte im Gedenken an die musikalischen Charaktere Wagners und Liszts den rein akustischen Eindruck.