Efringen-Kirchen Eltern stoßen an ihre Grenzen

Weiler Zeitung
Die dünne Personaldecke und der Betrieb unter Pandemie-Bedingungen fordern Eltern viel ab.Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Gemeinderat: Unmut über Betreuungsangebot kundgetan / Kindergartenbus soll wieder fahren

Die deutlich abgespeckten Betreuungsangebote in den Kindertagesstätten bringen auch Eltern aus Efringen-Kirchen an ihre Grenzen. Die Gemeindeverwaltung wirbt hingegen um Verständnis und verweist auf die Corona-Bestimmungen.

Von Marco Fraune

Efringen-Kirchen . Vor der Gemeinderatssitzung in der Mehrzweckhalle hatten sich am Montagabend gleich mehrere Mütter und Väter versammelt, die im Gespräch von ihren Sorgen und Nöten berichteten. Irgendwie meistern sie seit der Schließung der Kitas, der anschließenden Notbetreuung und nun beim Betrieb unter Pandemie-Bedingungen ihren Alltag. Großeltern müssen die Enkel betreuen, untereinander findet eine Unterstützung statt und beim Arbeitgeber wird immer wieder um Verständnis geworben, dass man sich stärker um die Sprösslinge kümmern muss. Etliche Stunden an Betreuungszeit fehlen außerdem den Selbstständigen unter den Eltern, um der beruflichen Tätigkeit nachzugehen.

Ein „Ärgernis“ mit Vorgeschichte

Eine Mutter rang am Montagabend in der Runde mit den Tränen, denn die Sorge um die nächsten Wochen und womöglich Monate treibt die berufstätigen Eltern um. Zwar schilderten sie vor der Halle die Notlage, doch die Hoffnung ruhte bei einigen ein Stück weit auf einem Gespräch zwischen Eltern und der Gemeindeverwaltung nur einen Tag später, das also gestern Abend stattfinden sollte.

In der Gemeinderatssitzung hielten sich daher mit Ausnahme eines Vaters die Eltern auf ihren Besucherstühlen mit öffentlichen Äußerungen zurück.

Der Vater ergriff jedoch kurz vor Ende der Sitzung noch das Wort und ging zum Mikrofon. Die Kindergartenschließung in Wintersweiler trieb ihn um, er sprach von einem „Ärgernis“, es sei „nicht gut gelaufen“. Doch damit bezog der Vater sich nicht nur auf die vergangenen Wochen, sondern vor allem auf eine längere Vorgeschichte. Sukzessive wurde das Angebot des Regelkindergartenplatzes zurückgefahren, monierte er. Zu wenig Personal sei der Knackpunkt gewesen. Das habe dann schon seit September zu einer Einschränkung geführt. Auch die Inklusionsgruppe werde seit einem Jahr krankheitsbedingt nicht angeboten. „Die Eltern haben es hingenommen.“

Auch beim Kindergartenbus berichtete der Elternvertreter von einem „seit Jahren schwelenden Prozess“, den die Eltern hingenommen hätten, wenn immer mal wieder die Eltern als Taxi gefragt waren, weil der Bus nicht verkehrte. Und der Elternbeirat investiere sogar mehrere Tausend Euro für eine Wasserlandschaft im Außenbereich des Kindergartens, ergänzte er noch.

Der aktuelle Corona-Unmut sei daher in diesem Gesamtkontext zu bewerten. Besonders ärgern sich Eltern, dass in Lörrach, Binzen oder auch Rümmingen die Erstattung von zu viel gezahlten Kindergartenbeiträge deutlich besser abgelaufen sei. „Warum geht das in Efringen-Kirchen nicht?“ Die Frage würden sich viele Eltern stellen. Daher regte der Elternvertreter auch ein Gespräch mit Gemeinderäten an, um dieses Thema und den Sachverhalt zu erläutern. Denn verschiedene Ortsteile seien betroffen.

Die Sichtweise der Verwaltung

Zumindest in einem Punkt konnte Hauptamtsleiter Clemens Pfahler schon Hoffnung machen. So werde der Kindergartenbus mit entsprechenden Folien und unter Bezug auf „tolle Vorschläge“ aus der Elternschaft coronakonform ausgestattet, sodass womöglich bereits ab nächster Woche wieder gefahren werden kann.

Schon vor der Eltern-Stellungnahme hatte der Hauptamtsleiter auf Anfrage von Karl-Friedrich Hess (SPD) geschildert, wie sich die Situation in den Efringen-Kirchener Kitas darstellt, wobei es „ein weites Feld“ sei. Dabei unterstrich er: Es handelt sich nicht um einen klassischen Regelbetrieb, sondern einem Betrieb unter Pandemie-Bedingungen. Es gebe eine Vielzahl von Regeln, die dabei einzuhalten seien, wobei man über die Sinnhaftigkeit der Landesvorgaben durchaus diskutieren könne, räumte Pfahler ein.

Doch klar sei, dass Einschränkungen bei der Kinderbetreuung die Folge sind. „Für Eltern ist es nicht das, was sie erwartet haben“, weiß der Hauptamtsleiter um geweckte Erwartungen, die nun nicht erfüllt werden könnten. „Die Sorgen, Nöte und Ängste kann man verstehen.“

Personaldecke reicht nicht aus

Doch auch Bürgermeister Philipp Schmid machte klar, dass der Kindergartenbetrieb aktuell unter Pandemie-Bedingungen stattfindet. Und dies bedeute, dass längst nicht alle Erzieher im Einsatz sein können. „Die Personaldecke reicht nicht aus.“ Fachkräfte zu finden, sei schwierig. „Es liegt nicht am Können, sondern am Dürfen.“ Arbeitnehmerschützende Gründe seien zu beachten.

Mit dem Verweis auf das Gespräch mit Wintersweiler Eltern am nächsten Abend endete für wenige Stunden das nächste Kapitel der noch nicht zu Ende erzählten, nun immer längeren Geschichte von verärgerten und erschöpften Eltern sowie der Gemeindeverwaltung, die geäußerte Kritik versteht, doch auf die maßgebenden Vorgaben und Rahmenbedingungen verweist.

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