In dieser Situation gerät Alpha mit dem Gesetz in Konflikt. Was sich in der GU in Lörrach genau abspielt, ist nicht ganz klar. Fest steht, dass es dort eine Gruppe gibt, die Drogen verkauft. Auch Alpha soll mitgemacht haben, was er aber vehement bestreitet. Trotzdem wird er verurteilt und bezahlt die ihm auferlegte Strafe. Alpha weiß, dass er aus diesem Umfeld raus muss.
Durch sein festes Einkommen als Lehrling schafft er es, in Weil sein eigenes Zimmer zu mieten. „Er war ab diesem Zeitpunkt völlig unabhängig“, erklärt Sperling. Alpha hat sein eigenes Einkommen, sein Bankkonto, zahlt Steuern und Rentenbeiträge.
Aber Alpha macht einen Fehler: eine geringe Menge Marihuana wird später bei ihm gefunden. Bei den Behörden zeichnet sich ab, dass sein Aufenthalt in Deutschland nicht länger geduldet wird.
Fußballspieler beim TuS Efringen-Kirchen
„Dass der Staat hart durchgreift, ist ja irgendwo auch nachvollziehbar“, sagt Maik Hess. Die Verhältnismäßigkeit sieht er in Alphas Fall aber schlichtweg nicht gewahrt. Denn Alpha sei alles andere als ein Krimineller, sagt der Vorstandsmann vom TuS Efringen-Kirchen. Dort hat Alpha in der zweiten Mannschaft Fußball gespielt. „Er hat schnell Anschluss gefunden und war bei allen sehr beleibt“, sagt Hess.
Ganz typisch verlief sein Einstieg in den Verein. „Nachdem er die ersten Trainings absolviert hatte, haben wir den Spielerpass beantragt und er wurde Mitglied der zweiten Mannschaft.“ Seitdem war der Gambier fest im TuS verwurzelt. Die Abschiebung habe seine Mannschaftskollegen und ihn selbst sehr mitgenommen, so Hess. Alpha fehle allen nicht nur als Mitspieler, sondern auch als Freund.
Noch regelmäßig hat Hess Kontakt mit Alpha. Er schickt ihm übers Handy Nachrichten und Bilder aus Gambia. Etwa von dem kleinen Dorf, in dem er jetzt lebt, das wie aus einer anderen Welt wirkt. Auch eine Aufnahme des kleinen Raums, in dem er schläft, hat Alpha geschickt. Das Zimmer ist kahl. Auf den ersten Blick befinden sich darin nur eine Matratze und eine Baseball-Mütze. Schaut man aber genauer hin, entdeckt man neben der Schlafstätte ein Buch. „Bautabellen“ ist auf dem Cover zu lesen. Alpha lernt für seine Ausbildung.
Wenig Hoffnung auf Rückkehr
Ob er die aber noch zu Ende bringen wird, ist fraglich. „Mit der Abschiebung geht eine 30-monatige Einreisesperre einher“, erklärt Stefanie Jammeh von der Caritas. Auch sie hat sich für Alpha eingesetzt und ihn unterstützt. Gemeinsam mit vielen anderen lotet sie die Möglichkeiten aus, die nun mit Blick auf Alphas Zukunft in Deutschland noch bleiben.
Mehrere Politiker involviert
Mehrere Bundestagsabgeordnete hat die Gruppe kontaktiert. Alle haben versprochen, sich dem Fall anzunehmen. Ob die Bemühungen Früchte tragen, muss sich zeigen. Auch wenn die Chancen nicht gut stehen, dass Alpha zurückkehren und seine Ausbildung beenden kann, wollen sich doch alle Beteiligten weiter für ihn einsetzen. „Mit der Abschiebung ist einfach niemandem geholfen“, fasst Jammeh ihren Eindruck zusammen: Bautek habe einen engagierten Lehrling verloren, der TuS ein beliebtes Mitglied seiner Fußballmannschaft und Alpha seine Zukunft.
Auch seien alle Anstrengungen hinsichtlich der Integration nun vergebene Mühe gewesen, bedauert Jammeh. Dass der Gambier diesbezüglich auf einem guten Weg war, zeige sich nicht zuletzt an einer kleinen Episode, die sich unmittelbar nach der Abschiebung ereignete. Zu Beginn seines Aufenthalts in Deutschland sei Alpha gesagt worden: Wenn du einen Termin hast und nicht hin kannst, musst du dich abmelden, erklärt Hess. Am 26. Februar schickt Alpha seinem Trainer eine mit reichlich makabrem Humor gewürzte Kurznachricht. Er könne an diesem Abend leider nicht zum Training erscheinen. Er sei gestern abgeschoben worden.