Efringen-Kirchen „Es wird am falschen Ort gemessen“

Weiler Zeitung
Die Lärmbelastung ist höher, als die Messwerte der Station in Efringen-Kirchen suggerieren, glaubt die Bürgerinitiative Südbadischer Flughafenanrainer. Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Fluglärm: Bürgerinitiative Südbadischer Flughafenanrainer kritisiert Standort der deutschen Mess-Station

Regelmäßig veröffentlicht der EuroAirport Zahlen zum Fluglärm. In der Aufstellung sind stets auch die Messwerte aus Efringen-Kirchen angegeben, wobei diese gerade im Vergleich mit Aufzeichnungen aus der Schweiz und Frankreich sehr niedrig sind. Ist der Fluglärm über deutschem Gebiet also zu vernachlässigen? Mitnichten, sagt die Bürgerinitiative Südbadischer Flughafenanrainer (BISF). Es werde lediglich am falschen Ort gemessen.

Von Ingmar Lorenz

Efringen-Kirchen. „Es ist irreführend, wenn die Mess-Station in Efringen-Kirchen weiter an ihrem bisherigen Standort betrieben wird“, sagt Jürgen Fingerle, Vorsitzender der BISF. Die einzige Mess-Station auf deutschem Boden stehe nicht an der richtigen Stelle. Denn der Großteil der Flugzeuge überfliege Efringen-Kirchen nicht in Höhe des Kernorts, sondern über Wintersweiler und Huttingen. Auch dort sei der Lärm zwar nicht mit dem in Allschwil oder Buschwiller vergleichbar, sagt Fingerle, die Messwerte würden aber trotzdem anders aussehen, wenn die Station von ihrem bisherigen Standort am Kirchener Friedhof verlegt werden würde.

Der Grund dafür, dass die Flugzeuge überhaupt über das Efringen-Kirchener Gemeindegebiet und das Kandertal fliegen, ist, dass die Flugzeuge den sogenannten Elbeg ansteuern. Das ist ein Navigationspunkt, der sich zwischen Kandern und Schopfheim befindet. Die Flugzeuge überqueren die deutsche Grenze auf dem Weg zum Elbeg dabei relativ niedrig. Aufgrund dessen sei auch das Kandertal vom Fluglärm betroffen, berichtet Peter Umber, der den Lärm der Maschinen mit einem eigenen Messgerät aufzeichnet.

Dabei hat Umber allein zwischen dem 27. Juli und 1. August verschiedene Lärmereignisse mit Spitzenwerten von mehr als 60 Dezibel gemessen. Und das auch nach 22 Uhr. Die Anzahl der Abflüge über Elbeg hätten im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr zugenommen, ebenso wie der Nachtfluglärm, hat Umber die aktuell verfügbaren Zahlen ausgewertet.

Große Schlaufe auf dem Weg nach Süden

Unverständlich sei, dass auch Flugzeuge, die nach Süden unterwegs sind, über den Elbeg fliegen, sagt Fingerle. Denn das bedeutet, dass beispielsweise eine Maschine auf dem Weg nach Rom oder Casablanca, die in südliche Richtung startet, unmittelbar danach nach Westen abdreht, eine Schleife über Frankreich fliegt und dann die deutsche Grenze überquert. Die Maschine fliegt dann weiter bis sie den Elbeg erreicht hat. Von dort beschreibt die Flugroute eine weite Kurve, die das Flugzeug schließlich in Süd-Richtung bringt. Der Grund für diesen komplizierten Kurs sei einfach, erklärt Fingerle: die Entlastung der Schweiz.

„Für alle Flüge Richtung Norden ist es völlig in Ordnung, dass über Deutschland geflogen wird“, stellt Fingerle dar, dass es der BISF nicht darum gehe, sämtlichen Flugverkehr vom EuroAirport über Deutschland zu unterbinden. Es gelte nicht das Sankt-Florian-Prinzip, aber die Belastung müsse gerechter verteilt werden.

„Dieser Navigationspunkt verhindert, dass vernünftig geflogen wird“, macht Fingerle die Haltung der BISF zum Elbeg deutlich. Aus Sicht der Initiative sei es sinnvoll, den Navigationspunkt weiter nach Norden zu verlegen. „Das wäre relativ einfach zu bewerkstelligen, wenn es politisch gewollt wäre“, glaubt der Vorsitzende der BISF. Befände sich der Punkt weiter nördlich, wäre die Kurve, die die Flugzeuge beschreiben müssten, deutlich weniger eng. Denn die Maschinen, die nach Norden starten, fliegen den Elbeg über Bad Bellingen an.

Gleichzeitig ergebe die Verlegung des Elbegs nach Norden aber nur dann Sinn, wenn Flüge in Richtung Süden generell nicht mehr über den Elbeg geführt werden, sondern eine direktere Route nehmen.

Auf die diesbezüglichen Forderungen der BISF habe der Flughafen mit Verweisen auf die Wirtschaftlichkeit und Sicherheit reagiert. Aber gerade beim Thema Wirtschaftlichkeit müsse bedacht werden, dass die Flugzeuge durch das Anfliegen des Elbegs mehr Kerosin verbrauchen, betont Fingerle. Das sei auch mit Blick auf die Umweltbelastung alles andere als Ideal.

Eine ganze Reiher weiterer Forderungen hat die BISF darüber hinaus formuliert, wobei stets darauf geachtet werde, diese mit wissenschaftlichen Argumenten zu untermauern. Das Fazit der BISF: Es gibt Alternativen, auch solche, durch die der Erhalt von Arbeitsplätzen nicht gefährdet werde.

Damit nun diese Alternativen auch umgesetzt werden können, sei eine gute Kommunikation mit dem Flughafen unerlässlich. An dieser aber fehle es, bemängelt Fingerle.

Fehlende Kommunikation mit dem Flughafen

Ein Beispiel dafür sei etwa die Pressekonferenz, in der jüngst die Schwierigkeiten mit dem RNAV-Flugverfahren dargelegt wurden, und zu der die BISF nicht eingeladen war. Auch kritisiert Fingerle, dass die Belastungen für Deutschland und Frankreich dabei nicht zur Sprache kamen.

Aber die Schwierigkeiten seien auch grundlegenderer Natur: So erschwere es die Arbeit der BISF und den angestrebten Austausch mit dem Flughafen doch erheblich, dass wichtige Berichte teils nur auf Französisch veröffentlicht werden und es laut Fingerle bei wichtigen Ansprechpartnern mit den Englischkenntnissen hapere.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading