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Efringen-Kirchen Feiern in Gemeinschaft

Daniel Hengst
Ismail und Zeynep Sin zusammen mit Britta Lanzendorf im Gemeindschaftraum, in dem die Nikolausfeier stattfand. Foto: Daniel Hengst

Zeynep und Ismail Sin gehören dem Islam an, feiern aber das Weihnachtsfest „ihrer deutschen Freunde“.

Es ist wenig los vor der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Efringen- Kirchen und auch hinter der Einzäunung ist es nicht so umtriebig wie sonst. „Wer gute Bekannte, Freunde oder Familienangehörige hat, der verbringt die Weihnachtsfeiertage bei diesen“, sagt Britta Lanzendorf, welche die Heimleitung für die Gemeinschaftsunterkünfte Efringen-Kirchen und Huttingen hat. Auch die Familie Sin bricht bald auf, zu Verwandten im Raum Stuttgart.

Viele sind auf Reisen

„Wir feiern das Weihnachtsfest unserer deutschen Freunde“, sagt Zeynep Sin. Drei Kilo Baklava hat die Türkin in der Zeit vor Weihnachten zubereitet. Das gab es vor allem zur Nikolausfeier in der Gemeinschaftsunterkunft. „Zu Nikolaus haben wir ein richtiges Fest gefeiert“, erklärt Britta Lanzendorf. Da habe es Sinn gemacht, jetzt über die Weihnachtsfeiertage wären nur sehr wenige von den 190 Bewohnern vor Ort – ein Weihnachtsfest würde kaum jemanden erreichen.

Für die Nikolausfeier hatte sich Lanzendorf mit der Diakonie und dem Freundeskreis Asyl zusammengetan. Somit wurden die Kräfte für dieses Fest gebündelt. Im Vorfeld wurde noch ein Weihnachtsbaum organisiert, geschmückt und mit Lichterketten versehen. „Mein Vorhaben war es, ein typisch deutsches Nikolausfest zu feiern“, sagt Landzendorf beim Gespräch im Besprechungsraum der GU. Für sie gehört es dazu, die Geflüchteten mit den deutschen Gebräuchen und Festen vertraut zu machen. Der Nikolaus trug dann nicht nur einen weißen Rauschebart, sondern war mit Mitra und Bischofsstab versehen.

Nikolausfeier in der GU

Der Freundeskreis Asyl habe für jedes Kind ein Nikolausgeschenk vorbereitet. „Es sind 31 Kinder unter 16 Jahren hier“, berichtete Lanzendorf. Sie hatte dem Freundeskreis das Alter mitgeteilt, und ob es sich um einen Mädchen oder Jungen handelt. Der Nikolaus rief am 6. Dezember die Namen auf, und so kam jedes Kind zu seinem Geschenk. Ebenfalls über den Freundeskreis kam ein Gitarrist als „Alleinunterhalter“ vorbei, der mit seiner Gitarre Weihnachtslieder spielte und auch sang. „Alle Mütter hatten gekocht und ein tolles Büfett zubereitet“, erzählt Britta Lanzendorf.

Zur Feier gibt es Baklava

Zeynep Sin hatte dafür das Baklava mit anderen zusammen zubereitet. „Das Fest war sehr schön“, sagt der 41-jährige Ismail Sin, und seine ein Jahr jüngere Frau Zeynep stimmt ihm zu. Er und seine Familie gehören dem Islam an, stehen anderen Religionen offen gegenüber und tolerieren sie. Das sei ihm auch in der GU wichtig, neben dem Islam als Religion gebe es hier auch Juden und Christen.

Die Nationalitäten unter den Asylbewerbern und Kontingentflüchtlingen seien breit gestreut. „Derzeit haben wir eine gute Gruppe hier. Zu 99 Prozent ist es ein friedliches Miteinander“, bemerkt Lanzendorf, die das auch schon ganz anders kennengelernt hat. Dabei kämen die heutigen Bewohner der einstigen Arbeiterbehausung des Katzenbergtunnels zum Beispiel aus so verschiedenen Ländern wie Syrien, Afghanistan, Nigeria, Senegal, den Maghreb-Ländern Tunesien, Algerien, Marokko und Westsahara, Eritrea, dem Westbalkan und der Türkei.

Politische Gründe

Die Familie Sin kommt aus der türkischen der Hauptstadt Ankara. Zeynep erzählt, dass sie dort als Krankenpflegerin und Fotografin gearbeitet hat. Ismail ist Elektroniker für Waffentechnologie. „Wir sind aus politischen Gründen geflohen“, sagt der 41-Jährige. Seinen Töchtern gefalle es hier gut. Ismail, ist es wichtig, dass auch seine Töchter tolerant sind. Zehra ist 16 und geht in die neunte Klasse; Semra geht als Elfjährige in die vierte Klasse. Beide hätten Freundinnen. „Mit ihnen haben sie fleißig Geschenke ausgetauscht“, erzählt er.

Über die Weihnachtstage wird die Familie bei einem Onkel von Zeynep sein, der schon seit Jahrzehnten in Deutschland lebt und als Gastarbeiter kam. Die Familien würden Weihnachten gemeinsam feiern. „Wenn wir einmal eine eigene Wohnung haben, dann werden wir auch einen geschmückten Weihnachtsbaum haben“, meint Ismail, der mit seiner Familie seit rund 18 Monaten in Deutschland ist. Gastfreundschaft und Geschenke sind Zeynep wichtig, nicht nur, aber gerade zu Weihnachten.

Freudestrahlend biegt die 40-Jährige, die sich in Istein ehrenamtlich engagiert, zum Abschied um die Ecke: Baklava, weihnachtlich verpackt. Ohne das süße Gebäck darf der Autor dieser Zeilen nicht gehen – der ganz typisch deutsch, nach dem Tippen dieser Zeilen, zur Familie aufbricht, um Weihnachten zu feiern.

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