Efringen-Kirchen Filialkirche St. Nikolaus wird 50

Weiler Zeitung
Die Huttinger Kirche St. Nikolaus wurde vor einem halben Jahrhundert geweiht.Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Glaube: Weihe-Jubiläum in Huttingen / Festgottesdienst am Sonntag / Bewegte Geschichte

Ein ganz besonderer Freiluft-Gottesdienst, bei dem das 50. Weihe-Jubiläum der Huttinger Filialkirche St. Nikolaus gefeiert wird, findet am Sonntag, 4. Juli, ab 10 Uhr auf dem Platz vor der Kirche statt. Bei schlechtem Wetter wird in der Festhalle in Huttingen ausgewichen. Und – da es die Corona-Verordnungen inzwischen hergeben – gibt es im Anschluss an den Gottesdienst mit Festpredigt von Diakon Michael Kiffe noch einen kleinen Umtrunk.

Huttingen. In ihrer Ankündigung des besonderen Gottesdienstes am Sonntag geben die Organisatoren auch Einblicke in die Tradition der Nikolauskirchen in Huttigen und zeigen auf, welch großes Engagement der Weihe vor 50 Jahren vorausgegangen war: Ein lang gehegter Wunsch der Filialgemeinde Huttingen ging am 20. Juni 1971 in Erfüllung, als die neu erstandene St. Nikolauskapelle durch Dekan Joseph Schmutz aus Staufen die kirchliche Weihe erhielt. Mit dem Namen des Kirchenpatrons St. Nikolaus von Myra (6. Dezember) soll eine alte Tradition erhalten bleiben.

Wurzeln im Mittelalter

Denn es ist bereits die dritte Kapelle dieses Namens in Huttingen. Die erste Kapelle soll der Überlieferung nach sehr alt gewesen sein. Vielleicht darf man sie in Zusammenhang bringen mit dem ehemaligen Klösterchen „Unserer Lieben Frau“ am Fuße des Isteiner Klotzen, das in Huttingen Liegenschaften besaß und mehrere Höfe bewirtschaftete. Nach einer Urkunde von 1394 erbat der Konvent von St. Alban zu Basel Unterstützung für die durch Erdbeben und Feuer ruinierte Klosterkirche St. Nikolaus in Istein. So erhielt, könnte man annehmen, auch die kleine Kapelle zu Huttingen, die auf dem Klostergut stand, den Namen „Nikolauskapelle“. Sie stand westlich des Dorfs auf einer Anhöhe neben der sogenannten Römerstraße.

Ohne Chor und Sakristei war sie sehr dürftig und klein. Beiderseits des Altars war ein kleines Fensterchen. Die Eingangstür war überdacht. Der Dachreiter mit der Haube könnte aber auch auf ein jüngeres Alter hinweisen. Der Kapellenplatz war teilweise eingefriedet und diente von 1810 bis 1838 als Friedhof. Bis 1810 wurden die Toten auf dem Isteiner Gottesacker begraben. Schon 1826 wurde bei der Erörterung um eine Erweiterung des Friedhofs der Vorschlag gemacht, beim „Lingi-Platz“ eine neue und größere Kapelle in unmittelbarer Nähe des Dorfs zu errichten. Der Plan wurde jedoch nicht verwirklicht. Die Kapelle wurde nicht gebaut und der Friedhof wurde an seine jetzige Stelle beim Kreuz verlegt, wofür man einen Acker erwerben musste.

Einsatz von Josef Schuler

Erst 70 Jahre später ging Pfarrer und Reichstagsabgeordneter Josef Schuler (von Heiligenberg) entschlossen daran, die alte und viel zu kleine Kapelle durch einen Neubau zu ersetzen. Die Vorverhandlungen dauerten von 1896 bis 1900 mit der Kirchenbehörde wegen des Planes und der Finanzierung und mit der Gemeinde wegen der Platzfrage. Wiederum wurde von einigen Bürgern der Lindenplatz vorgeschlagen. Doch Pfarrer Schuler entschied sich energisch für den alten Standort, was sich nach wenigen Jahren als eine Fehlentscheidung erweisen sollte. Denn fast zur gleichen Zeit wurde mit dem Festungsbau Istein begonnen und der Kapellenplatz lag im nächsten Festungsbereich. Schon 1906 wurde beim Festungsbauamt die Beseitigung der neugebauten Kapelle erwogen. Pfarrer Schuler übernahm selbst die Bauleitung. Als erste Maßnahme wurde die Stützmauer entlang der Römerstraße verlängert, verstärkt und erhöht. Dann erfolgte der Abbruch der Kapelle, das Material wurde versteigert und mit dem Neubau begonnen. 1904 konnte die Kapelle eingeweiht werden.

Zerstörung im Krieg

Die Kapelle hatte allerdings keine lange Lebensdauer. Bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde sie auf Anordnung der Festungskommandantur gesprengt, nachdem das Inventar daraus entfernt und sichergestellt worden war. Über dem stehengebliebenen gemauerten Altartisch errichtete später der Maurermeister Josef Schmid in Huttingen ein Steinkreuz. Als Entschädigung erhielt der Kapellenfond von der Festungsbaukasse Freiburg den Betrag von 50 000 Mark angewiesen, wovon 21 000 Mark die Allgemeine Katholische Kirchenkasse zurückbehielt für die nach dem Tod des Pfarrer Schuler geleistete Abdeckung seiner Schulden. Der verbliebene Rest, mit welchem Pfarrer Ferdinand Lehmann noch in den Kriegsjahren und gleich nach Kriegsende eine andere Kapelle errichten lassen wollte, was aber nicht genehmigt wurde, ging dann in der Inflation endgültig verloren. In den folgenden Jahren wurden dann Spenden gegeben und ein finanzieller Grundstock für einen Neubau angelegt, aber der Zweite Weltkrieg hat auch diese Gelder wieder verschlungen. Erst 25 Jahre nach Kriegsende konnte der alte Wunsch, wieder eine Kapelle im Dorf zu haben, endlich Wirklichkeit werden.

Die Rolle von Emil Brändlin

Das Verdienst kommt vor allem dem 1969 allzu früh verstorbenen Bürgermeister Emil Brändlin zu. Im Tausch gegen den bisherigen Kapellenplatz mit dem dazugehörenden Kapellenacker, der für die Anlage eines neuen Sportplatzes benötigt wurde, bot die Gemeinde das ehemalige Bunkergelände im östlich gelegenen Neubaugebiet in etwa gleicher Größe an. Nachdem die Genehmigung der Erzbischöflichen Kirchenbehörde eingeholt und die Finanzierung durch zugesicherte Beiträge der Bürgerschaft und Zuschüsse der Gemeinde und der Kirchenbehörde in der Hauptsache geregelt schien, begannen Huttinger Bürger im Sommer 1969 mit dem Aushub, den Drainagearbeiten und mit der Fundamentierung. Die weiteren Arbeiten wurden dann an Firmen vergeben.

Am 20. September 1970 konnte das Richtfest begangen werden. Am 20. Juni 1971 konnte die Gemeinde Huttingen das Weihefest ihrer dritten St. Nikolaus-Kapelle feiern.

Auf Wunsch der Bürgerschaft wurde auch ein freistehender Turm in Sichtbeton errichtet. Die Planung und Bauleitung lag in Händen von Adolf Schule aus Weil am Rhein.

Große Spendenwilligkeit

Mit den Beiträgen aus der Gemeinde Huttingen wurden die Baukosten mitbestritten. Mit den Spenden aus Istein Teile der Inneneinrichtung, Bänke und Beichtstuhl. Das schöne Wandkreuz mit Jaspis-Steinen ist eine Stiftung der Gemeindeverwaltung Istein. Den Altar stiftete und fertigte Edelbert Stächelin und den Tabernakel Clara Wannier-Stächelin. So hat der Opfersinn der Huttinger Bürger und vieler auswärtiger Freunde den Bau der neuen Kapelle ermöglicht.

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