Efringen-Kirchen „Gemeinde muss zusammenwachsen“

Ingmar Lorenz
Im Mai beendet Irmtraud Töppler ihre 30-jährige kommunalpolitische Tätigkeit. Foto: Ingmar Lorenz

Interview: Irmtraud Töppler spricht über ihre 30-jährige Tätigkeit im Efringen-Kirchener Gemeinderat.

Efringen-Kirchen - 30 Jahre lang hat Irmtraud Töppler die Geschicke der Gemeinde Efringen-Kirchen mitbestimmt. Bei den Kommunalwahlen am 26. Mai wird die SPD-Fraktionsvorsitzende nicht mehr antreten.

Über die prägenden Projekte der vergangenen 30 Jahren und über die Zukunft der Gemeinde Efringen-Kirchen sprach Ingmar Lorenz mit Irmtraud Töppler.

Frage: Frau Töppler, nach 30 Jahren werden Sie Ihre kommunalpolitische Tätigkeit im Mai des kommenden Jahres einstellen. Wo lagen die Wurzeln dieses langjährigen Engagements?

Bereits während meiner Ausbildung zur Damenschneiderin habe ich mich für Politik interessiert. Besonders für Europa. Das war für mich ein entscheidendes Thema. Später, während des Jurastudiums in Freiburg, habe ich dann angefangen, mich aktiv politisch zu engagieren. Damals war ich Mitglied im liberalen Hochschulverband.

Frage: Waren Sie also zunächst FDP-Mitglied?

Ja, ich habe eine Geschichte vor der SPD. Ausschlaggebend für meine Mitgliedschaft in der FDP war die sozialliberale Koalition mit Schmidt als Kanzler und Genscher als Außenminister. Das war für mich die ideale Kombination. Wie viele andere bin ich aber aus der Partei ausgetreten, als sie die Koalition mit der CDU einging. Das konnten wir nicht mittragen.

Frage: Und wie sind Sie dann zur SPD gekommen?

Wilfried Bussohn hat mich auf einem Kindergartenfest gefragt, ob ich nicht Lust habe, für die SPD für den Gemeinderat zu kandidieren. Das war 1988. Ich hatte damals gerade erst vier Jahre in Efringen-Kirchen gewohnt und bin im Grunde nicht davon ausgegangen, dass es klappt. Aber ich wurde im folgenden Jahr dann tatsächlich gewählt, was mich doch ziemlich überrascht hat. Als 1994 dann die nächste Wahl anstand, bin ich Parteimitglied geworden.

Frage: Und 2009 Vorsitzende der SPD-Fraktion im Efringen-Kirchener Gemeinderat...

Ja, dadurch habe ich natürlich nochmal andere Einsichten bekommen, weil ich bei mehr Besprechungen dabei sein und direkter mit diskutieren konnte.

Frage: Wie waren ihre ersten Eindrücke, als Sie 1989 Mitglied im Gemeinderat wurden?

Erstmal muss man festhalten, dass die Stimmung im Gemeinderat ganz anders war. Das Gremium war damals noch viel stärker männerdominiert. Das war schon etwas Neues, als 1989 fünf Frauen in den Gemeinderat gewählt wurden. Zudem ging es viel konservativer zu. Es wurde weniger diskutiert und vieles wurde einfach durchgewinkt. Aber es war hochspannend.

Frage: Welche Projekte und Prozesse sind Ihnen aus den folgenden Jahre besonders in Erinnerung geblieben?

Zunächst der Bau des neuen Rathauses. Da gab es seinerzeit einen großen Streit im Gemeinderat. Die FDP war strikt gegen den Rundbau, in dem sich heute der Sitzungssaal befindet. Die Mehrheit im Gemeinderat sah das aber anders. Heute ist der Bau nicht mehr wegzudenken. Natürlich sind mir auch Projekte wie der Katzenbergtunnel und das Förderband für den Kapf-Ausbau besonders im Gedächtnis geblieben.

Frage: In welchen Bereichen hat es die meisten Änderungen gegeben?

Bei der Kinderbetreuung hat sich im Lauf der Jahre viel getan. Besonders was das Eintrittsalter und die Betreuungszeiten angeht. Daneben hat sich die Gemeinde durch die Ausweisung neuer Baugebiete stetig verändert. Und eine wichtige Änderung war natürlich auch die Wahl von Philipp Schmid zum Bürgermeister, der einen ganz anderen Stil als sein Vorgänger Wolfgang Fürstenberger hat.

Frage: Inwiefern?

Schmid scheint mir pragmatischer zu sein. Fürstenberger hat natürlich viele Projekte angestoßen, aber er hatte auch eine spezielle Art. Beim Weihnachtsmarkt hat er beispielsweise die Honoratioren immer ins Rathaus eingeladen, wo dann an der Fensterfront auf den Markt heruntergeschaut und ein Glas Sekt getrunken wurde. Das hat Schmid sofort abgeschafft.

Frage: Was wird die Gemeinde aus Ihrer Sicht in Zukunft am meisten bewegen?

Die Gemeinde muss stärker zusammenwachsen. Ich finde es traurig, dass das nach inzwischen 43 Jahren noch immer nicht gelungen ist. Die Ortschaften sträuben sich noch immer dagegen, die unechte Teilortswahl abzuschaffen, weil sie Angst haben, sonst sträflich vernachlässigt zu werden. Man sollte sich aber vor Augen halten, dass die Gemeinderäte immer im Sinn der Gesamtgemeinde entscheiden. Und die Teilorte gehören dazu. Impulse für das stärkeren Zusammenwachsen müssten auch aus den Ortschaften selbst kommen. Da fehlt es an Mut.

Frage: Wird es für Sie nicht seltsam sein, die Kommunalpolitik nach so vielen Jahren aufzugeben?

Ich werde das politische Geschehen natürlich weiter genau verfolgen und den Kopf nicht in den Sand stecken. Aber 30 Jahre sind genug, und ich freue mich, meine Hobbys wieder zu beleben und mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

Frage: Derzeit rufen die Parteien die Bürger dazu auf, sich im Zuge der Kommunalwahlen politisch zu engagieren. Was würden Sie den Bürgern raten, die mit dem Gedanken spielen, sich zur Wahl zu stellen?

Probieren Sie es aus! Man lernt dabei unheimlich viel. Man bekommt einen anderen Blick auf seine Gemeinde, und es macht Spaß.

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