Der SPD-Ortsverein würde gerne eine Straße in Efringen-Kirchen nach dem Medizin-Nobelpreisträger Georges Köhler benennen, der am Bergrain in Kirchen wohnte. Bis 1992 lebte der 1995 verstorbene Wissenschaftler im Zentralort und brachte 1984 das Dorf international in die Schlagzeilen. Von Marco Schopferer Efringen-Kirchen. Georges Jean Franz Köhler, oft als Georges J. F. Köhler geführt, war für viele Kirchener einfach der „Schorsch“ oder allenfalls der „Herr Köhler“, der in der Basler Chemie arbeitete, wie so viele andere aus dem Dorf auch. Von seinem Rang in der Wissenschaft ahnte kaum ein Ortsansässiger, deshalb fiel man auch aus allen Wolken, als im Herbst 1984 Reporter- und Fernsehteams aus der ganzen Welt das Dorf aufsuchten. „Der ist ganz normal, der fährt auch auf den Rollschuhen durchs Dorf“, war einer der Sätze, der in den Nachrichten in breitem Alemannisch gesendet wurde. Tagelang war der Bergrain in Kirchen daraufhin ein Pilgerort für Ortsansässige, die nur mal vorbeischlenderten und schauen wollten, was bei Nobelpreisträgers so geht. Köhler war mit gerade einmal 38 Jahren der zu seiner Zeit jüngste Nobelpreisträger in der Geschichte Deutschlands. Viele kannten ihn, nebst seiner Frau Claudia und den drei Kindern, eher durch das freitägliche Ritual des Pizza-Essens im „Anker“. Von seiner bahnbrechenden Forschung über die monoklonalen Antikörper hatte zuvor im Dorf kaum jemand etwas gewusst. Von 1976 bis 1984 arbeitete Köhler am Institut für Immunologie in Basel, bevor er 1984 zum Direktor am Freiburger Max-Planck-Institut für Immunbiologie berufen wurde. 1984 wurde er auch Professor an der Universität Freiburg. Bereits 1981 wurde Köhler mit einem Gairdner Foundation International Award ausgezeichnet. 1984 erhielt er dann eben zusammen mit César Milstein und Niels K. Jerne den Medizin-Nobelpreis und im gleichen Jahr den Albert Lasker Award for Basic Medical Research. Am 1. März 1995 starb Köhler an einer Lungenentzündung. Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie vergibt in Gedenken an den Biologen den Georges-Köhler-Preis. Während der vielleicht wichtigsten Epoche seines Schaffens lebte der Nobelpreisträger mit seiner Familie bis 1992 auf dem Bergrain in Kirchen. Die drei Kinder besuchten in Weil am Rhein das Kant-Gymnasium und brachten einiges Leben ins Dorf. Der Keller unter der Scheune war als Proberaum ausgebaut, dort gab es mitunter harten Punk und überhaupt einiges an Freiraum. Das liebevoll renovierte Haus im Bergrain findet sich übrigens bis heute in einem namhaften Reiseführer über das Markgräflerland – als ein Musterbeispiel gelungener Renovation ländlicher Gebäude. Die Straße an der technischen Fakultät der Uni Freiburg trägt ihm zu Ehren seit Jahren den Namen Georges-Köhler-Allee, auch in Kehl (wo er sein Abitur machte) und in Lörrach (wo die Familie vor ihrem Umzug nach Efringen-Kirchen wohnte) sind längst Straßen nach dem Nobelpreisträger benannt. In Efringen-Kirchen droht der Name des berühmten Bürgers allerdings in Vergessenheit zu geraten, findet der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Armin Schweizer. Gegen die Benennung einer Straße nach ihrem Ehemann hätte Claudia Köhler übrigens nichts einzuwenden: „Ich würde natürlich die Zustimmung geben“, sagte sie bei der Versammlung der SPD im „Alten Salzfass“. Freundschaften verbinden bis heute die Familie mit Efringen-Kirchen. Und nicht zuletzt das Erlebnis, hier die Nachricht vom Nobelpreis erhalten zu haben.