Efringen-Kirchen „Ich bin aus allen Wolken gefallen“

Weiler Zeitung

Bauvorhaben: Einspruch gegen Schreinerei stößt bei Bauherr auf Enttäuschung und Unverständnis

„Die Enttäuschung ist natürlich da“, sagt Pierre-Gabriel Bucher. Nicht in erster Linie deshalb, weil der Blansinger Ortschaftsrat in seiner jüngsten Sitzung den Nachtrag zur Baugenehmigung der Schreinerei, die er an der Alemannstraße einrichten will, abgelehnt hat. Vielmehr kann Bucher die aus seiner Sicht fehlende Sachlichkeit in der Debatte und den Mangel an Kommunikation nicht nachvollziehen.

Von Ingmar Lorenz

Blansingen. Aber der Reihe nach: Im Jahr 2015 erwirbt Bucher eine Scheune an der Alemannenstraße, um sie als Lagerraum zu nutzen. Damals arbeitet er bereits als Möbelbauer in Blasingen, nur wenige Meter vom Standort der Scheune entfernt. Den Betrieb hat er von seinem Vater geerbt, die Werkstatt existiert zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 40 Jahre in der Blasinger Dorfmitte.

Im März 2016 kommt es dort zu einem Brand. Durch das Feuer und die Löscharbeiten wird die Schreinerei stark beschädigt, und die Räume können nicht mehr als Werkstatt genutzt werden. In dieser Situation hat Bucher die Idee, den Betrieb einige Meter oberhalb in der kürzlich erworbenen Scheune neu einzurichten. Es finden vor Ort Termine mit den Behörden statt, und ein Architekturbüro fertigt Pläne an. Beanstandungen gibt es keine, die Baugenehmigung wird erteilt. Auch von Seiten der Anwohner gibt es zunächst keinen Widerspruch.

Dieser erfolgt erst, als ein neuer Eigentümer das Wohnhaus neben der Scheune, in der die Werkstatt eingerichtet werden soll, erwirbt. Der neue Nachbar legt Einspruch gegen das Bauvorhaben ein. Er befürchtet, dass die Schreinerei zu viel Lärm macht, dass zu viel Staub produziert wird und die Brandgefahr zu hoch ist. Schnell ist die Situation verfahren und ein sachliches Gespräch zwischen Bauherr und Nachbar nicht mehr möglich.

Drei Parteiein teilen sich eine Einfahrt

Baurechtlich steht der Einrichtung der Schreinerei indes im Grunde weiterhin nichts entgegen, da ein gefordertes Lärmschutzgutachten positiv ausfällt und sich die Scheune zudem in einem Mischgebiet befindet.

Die Krux an der Sache ist allerdings, dass sich Buchers geplante Werkstatt und die Wohnhäuser des Nachbarn sowie einer dritten Partei ein und dieselbe Einfahrt teilen und die Eigentümer dabei das Grundstück des jeweils anderen überfahren müssen, um die vorgesehenen Stellplätze zu erreichen.

Da der Nachbar den Bau der Schreinerei ablehnt, plant Architekt Detlef Würkert daraufhin einen Entwurf, bei dem Bucher gänzlich auf seinem Grundstück einfahren und parken kann – eben jenen Nachtrag, den der Ortschaftsrat in seiner jüngsten Sitzung abgelehnt hat. Der Grund: Durch den Nachtrag kann Bucher zwar auf seinem Grundstück bleiben, der dritte Beteiligte dadurch allerdings sein Haus nicht mehr mit dem Auto erreichen. Bucher betont, dass er den Betreffenden seit seiner Kindheit kenne und bereits mehrfach das Gespräch mit ihm gesucht habe – bisher aber erfolglos. „Wir würden bestimmt eine Lösung finden“, glaubt Bucher.

Das Einfachste wäre aus Sicht von Bauherr und Architekt, hinsichtlich der Einfahrt einfach alles beim Alten zu belassen. Das aber sei nicht möglich, „und irgendwas mussten wir uns schließlich Überlegen“, sagt Würkert.

15 Nachbarn legen schriftlich Beschwerde ein

Was Bucher indes Rätsel aufgibt, ist der Einspruch der 15 Nachbarn gegen den Bau der Schreinerei, den diese kurz vor der jüngsten Ortschaftsratssitzung schriftlich bei Ortsvorsteherin Andrea Wahler eingereicht haben (wir berichteten). „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, sagt Bucher. Keiner der Nachbarn habe direkt mit ihm gesprochen, obwohl man sich seit Jahren kenne und die Nachbarn bereits vor geraumer Zeit über das Vorhaben informiert worden seien. Völlig unverständlich sei ihm zudem der Einspruch einiger, die vom Bau der Schreinerei aus seiner Sicht überhaupt nicht betroffen wären. Darunter seien einige, die Jahrzehnte lang viel näher an der alten Schreinerei als an der Scheune gewohnt hätten.

Keine Konflikte in der Vergangenheit

Mit den Nachbarn habe es auch vorher nie Probleme gegeben, vielmehr sei die Schreinerei Teil des Dorflebens gewesen, deshalb hätten ihm die Nachbarn nach dem Brand auch Mut gemacht, seinen Betrieb wiederzueröffnen. Aus Buchers Sicht herrschen bei einigen falsche Vorstellungen von seinem geplanten Bauvorhaben. „Ich will kein Sägewerk einrichten“, betont der Bauherr.

Trotzdem kann er verstehen, dass es Bedenken hinsichtlich des Lärms gibt. „Allerdings planen wir, schallschutztechnische Dämmung und Lärmschutzfenster zu verbauen.“ Zudem seien alle Maschinen entsprechend zertifiziert und würden nicht im Dauerbetrieb laufen, betont der Möbelbauer.

Was Bucher dagegen nicht nachvollziehen kann, ist die Befürchtung, dass die Schreinerei zu viel Staub produziert, da seine Geräte mit einer Absauganlage ausgestattet sind.

Er hofft nun, dass man vielleicht doch noch zu einer Lösung kommt, mit der alle Beteiligten leben können. Seine Werkstatt hat er bisweilen in Lörrach eingerichtet. „Eine Übergangslösung“, wie er betont. Denn langfristig will Bucher nicht nur in Blansingen leben, sondern auch wieder in seinem Heimatdorf arbeiten.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading