Für Pfarrer Henze gibt es drei Gründe, warum es Springer gibt. Der erste Grund: Die Kirche steuert auf einen gravierenden Pfarrermangel zu. Der zweite Grund: Der Beruf des Pfarrers wird immer mehr ein Frauenberuf. Es müssen also Mutterschutz- und Elternzeiten überbrückt werden. Dritter Grund: Besetzungsprobleme in den ländlichen Gebieten. Die Tätigkeit auf dem Land bringt besondere Herausforderungen mit sich, übt aber auch einen ganz eigenen Reiz aus.
„Als Pfarrer stehe ich in ländlichen Gemeinden wesentlich mehr unter Beobachtung als in den eher anonymen Städten, und diese Öffentlichkeit ist häufig auch anstrengend, wenn man zum Beispiel bei Veranstaltungen der Vereine dabei sein sollte, was oftmals erwartet wird. Ich halte das aber für wichtig. Geburtstage, Generalversammlungen, das sind Dorfereignisse, und da sollte der Pfarrer, die Pfarrerin auch präsent sein. Viele sagen, das bringt doch nichts. Ich sehe das völlig anders. Zugegeben: Es ist auch vieles banal. Aber auf diese Weise kennen einen die Leute. Ich nenne es vorbereitende Seelsorge. Wie viele Tauf- und Hochzeitsanmeldungen habe ich schon in der Gaststätte entgegengenommen. Wissen Sie, ich schaue gern am Abend Fußball, bin Fan von FC St. Pauli.“
Das Thema Präsenz in den Gemeinden spielt für Henze als Springer naturgemäß eine große Rolle. Denn der Beruf bringt es mit sich, dass er viel unterwegs ist und häufig nicht zu Hause sein kann.
„Ich wohne in Kehl. Mein angestammtes Gebiet ist die Ortenau. Ich bin jetzt genau acht Jahre Springer. In diesen acht Jahren war ich während sechs Jahren mehr als 80 Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Ich war meistens hier im Kirchenbezirk Lörrach, weil es hier enormen Bedarf gibt, und dann wohne ich eben in Ferienwohnungen. Ich komme dienstags in die Gemeinde, bleibe die Woche und fahre am Sonntagnachmittag nach Hause. Ich habe jetzt eine Wohnung in Bad Belllingen, vorher war ich in Weil, habe dort zwei Gemeinden versorgt und zusätzliche Gemeinden verwaltet. In Schopfheim war ich zweimal, ebenso in Fahrnau und Gersbach, in Maulburg und Zell/Schönau.“
Springer-Pfarrer Ulrich Henze sieht die Kirche zwar in Teilen auch kritisch, trotzdem ist sie für ihn eine rahmenschaffende und wohltuende Institution für Glaubende.
„Da sind die beiden Pfeiler: Glaube und Kirche. Ich möchte die Menschen zu einem lebendigen Glauben ermutigen. Für den Glauben ist die Institution Kirche der Rahmen, der es aber dem Heiligen Geist mitunter schwermacht, sich Bahn zu brechen. Mir gibt diese Institution die Freiheit, so zu arbeiten, wie ich jetzt arbeite. Kürzlich nach einer Beerdigung fragte mich jemand: ‚Wie ist das, muss man den Pfarrer bezahlen, wenn man beerdigt wird?‘ Und hier sehe ich die Freiheit des kirchlichen Beamten, zu sagen: Nein, die Kosten sind von der Kirchensteuer abgedeckt. Das ist wunderbar. Wir müssen keine Spenden erbitten.“