Efringen-Kirchen Im Tiefflug für den guten Zweck

Weiler Zeitung
Mit einer Drohne sucht Steffen Seemann aus Efringen-Kirchen nach jungen Rehen, die sich in Feldern verstecken, damit diese bei Mäharbeiten nicht verletzt oder getötet werden. Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Hobby: Steffen Seemann hält mit seiner Drohne nach in Feldern versteckten Rehkitzen Ausschau

Steffen Seemann will seine Leidenschaft für den Drohnen-Flug dazu nutzen, etwas Gutes zu tun. So verwendet er sein Equipment und seine Fähigkeiten, um mit seinem Fluggerät kostenlos die Felder von Landwirten abzufliegen, um nach Rehkitzen Ausschau zu halten, die sich dort versteckt haben.

Von Ingmar Lorenz

Efringen-Kirchen. „Die Tiere werden durch den Lärm der Mähdreschers nicht vertrieben, sondern bleiben liegen und kauern sich noch enger zusammen“, erklärt Steffen Seemann, der künftig neben Gerthiel Max aus Weil am Rhein einer der wenigen „Rehkitzretter“ im Landkreis Lörrach ist. Damit der Landwirt das Tier beim Mähen der Felder nicht überfährt, bietet Seemann an, das betreffende Gebiet zuvor mit seiner Drohne abzufliegen. „Wenn ein Tier gefunden wird, müssen wir den Förster oder Jäger rufen“, erklärt der Drohnen-Pilot. Denn auch die Geräusche der vier Propeller, die nötig sind, um die etwa 300 Gramm schwere Drohne vom Typ DJI Spark in die Luft zu bekommen, sind zwar deutlich zu hören, verscheuchen die jungen Rehe aber nicht.

Mit seiner Drohne überfliegt Seemann die Felder in etwa zehn Metern Höhe. Eine Kamera zeichnet dabei alles auf und der Pilot kann die Bilder auf einem Smartphone, das an der Fernsteuerung befestigt ist, in Echtzeit verfolgen. Durch die hochwertige Kamera erkennt Seemann dabei auch Details, die gerade bei schlechten Lichtverhältnissen nicht sofort auffallen würden. „Die Belichtung kann zum Beispiel verändert werden“, beschreibt Seemann. Das sei gerade bei der Suche nach in den Feldern versteckten Tieren wichtig. Denn: „Ein Rehkitz ist schwer zu erkennen.“

Zahlreiche weitere Einstellmöglichkeiten sind darüber hinaus vorhanden, und viele Daten werden neben den Bildern übertragen. So weiß Seemann stets, in welcher Höhe und mit welcher Geschwindigkeit seine Drohne unterwegs ist. Auch mit Infrarotsensoren ist das kleine Fluggerät ausgestattet. Moderne Technik ermöglicht es zudem, beim Abfliegen der Felder bestimmte Wege vorzuprogrammieren, so dass die Drohne das Feld mehr oder weniger automatisch überfliegt. Allerdings verliert Seemann das Fluggerät nie aus den Augen. „Ich muss immer auf Sicht fliegen. Bei einer Entfernung von etwa 85 Metern ist Ende.“

Sicherheit hat beim Flug Priorität

Denn Sicherheit habe Priorität. Zudem gebe es seit 2017 eine gesetzliche Grundlage, die den Drohnen-Flug in Deutschland regelt. Seemann sieht sich deshalb mit zahlreichen Bestimmungen konfrontiert, die es einzuhalten gilt. „Beispielsweise muss ich eine bestimmte Distanz zu Strommasten oder öffentlichen Gebäuden wie etwa Gefängnissen einhalten“, erklärt er. Dass es relative strenge Richtlinien für den Drohnen-Flug gibt, findet Seemann gut. Schließlich fliege nicht jeder verantwortungsvoll, zumal die Geräte ja frei verkäuflich seien.

Steffen Seemann aber gehört zu den verantwortungsvollen Piloten. Das zeigt ein Blick auf die Videos, die er mit seiner Drohne bisher gemacht hat. Wer bei Youtube nach „shredstuff“ sucht und anschließend auf die Silhouette des kleinen weißen Männchens klickt, findet die Videos. Dabei wird klar, dass ihn auch die ästhetischen Möglichkeiten der Aufnahmen aus der Luft faszinieren. So hat Seemann mit Hilfe seiner Drohne unter anderem auch eine Hochzeit aus der Luft gefilmt. „Man hat die Möglichkeit, Dinge aus ganz anderen Perspektiven wahrzunehmen.“ Beim Anschauen der Filme wird darüber hinaus deutlich, wie ausgeklügelt die Technik inzwischen ist: Die Bilder wirken wie von einer Kamera, die an einem Drahtseil oder an einem Hubschrauber befestigt ist. Nichts ruckelt, die Bewegungen sind geschmeidig und alles ist gestochen scharf. Der Grund dafür ist unter anderem die mechanische Aufhängung der Kamera an der Drohne selbst, durch die störende Bewegungen des Flugkörpers ausgeglichen werden können.

Um zu zeigen, dass Seemann weiß, was er tut, habe er zudem einen Kenntnisnachweis zum Betrieb von Flugmodellen gemäß Paragraf 21a der Luftverkehrsordnung – eine Art Führerschein für kleine Drohnen. Denn immerhin kann diese mit bis zu 50 Stundenkilometern durch die Luft sausen.

Mit sieben Akkus über eine Stunde in der Luft

Allerdings muss das Gerät regelmäßig landen. „Der Akku hält etwa zwölf Minuten“, erklärt Seemann. Allerdings könne dieser leicht getauscht werden. „Ich habe sieben Ersatzakkus und komme damit locker auf über eine Stunde Flugzeit.“

Angefangen hat seine Faszination für den ferngesteuerten Flug übrigens schon früh. Zum Drohnen-Flug sei er gekommen, als ihn sein Schwiegervater fragte, ob er ein Motiv aus der Luft mit einem solchen Fluggerät aufnehmen könnte. „Und es fasziniert mich immer noch“, sagt Seemann.

Wer Interesse daran hat, sein Feld im Zuge der „Rehkitzrettung“ von Steffen Seemann kostenlos abfliegen zu lassen kann, sich ab kommender Woche unter Tel. 07628/8000779 melden.

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