Unterhaltsam und interaktiv feierten die Huttinger ihr Dorf und ihre Gemeinschaft. Laut der ersten urkundlichen Erwähnung gibt es beides seit 750 Jahren.
Huttingens Festhalle summt an diesem Samstagabend vor Gesprächen und Gelächter, rund die Hälfte aller Dorfbewohner stößt beim Sektempfang an auf das Dorfjubiläum. 230 Gäste passen in die Halle und genau so viele sind auch da. In der ersten Reihe wartet Ehrenbürger Heinz Graf, der vor 50 Jahren das Dorfjubiläum mit organisierte, gespannt auf das Kommende.
„In wenigen Minuten beginnt der Dorfabend Huttingen“, verkündet ein Ausscheller. Was die 35 Akteure bieten werden, ist eine Überraschung. Was nicht geboten wird, stellt Ortsvorsteher Jens Lauber klar: „S’ git keini zehn Rede, wo euch verzelle, wie toll Huttige isch – das wisse mir scho alli“.
Carolin Holzmüller, Efringen-Kirchens Bürgermeisterin und Huttinger Neubürgerin stellt sich die Frage, wofür Huttingen bekannt ist. Natürlich fällt ihr als Erstes ein: „Der Kickplatz mit dem schönsten Ausblick Deutschlands“. Dann betritt Moderatorin Kristin Haub die Bühne. Normalerweise arbeitet sie für den Fernsehsender SWR, heute führt sie lebhaft, charmant und gewandt durch das Programm.
Los geht es mit dem FC Huttingen.
Vorsitzender Michael Frey, Ehrenvorsitzender Günter Frey und „die beiden besten Torhüter“ Willly Weiß und Stefan Graf blicken im Gespräch auf Höhepunkte der Vereinsgeschichte zurück. Unter Weiß’ Vorsitz im FC-Förderverein wurde der Bus angeschafft, der junge Kicker aus den umliegenden Dörfern abholte zum Training in Huttingen, darunter den Tannenkircher Stefan Graf: „Wir waren die erste Jugend im FCH, die den Aufstieg in die Bezirksliga schaffte“. Einer der Ersten war der FCH auch bei der Anschaffung des Kunstrasens mit Korkgranulat, verkündet Günter Frey stolz und Michael Frey kündigt die Spenden des Vereins zum Dorfjubiläum an: 75 Liter Freibier gehören dazu.
Immer wieder werden an diesem Abend Zuschauer auf die Bühne gebeten, darunter auch die Bürgermeisterin. Dass ihr erster Schuss beim Torwandschießen ein Treffer ist, überrascht alle, auch sie selbst.
Bald darauf füllen durchdringende Signale die Halle, Feuerwehrleute präsentieren sich in alter, mittelalter und neuer Uniform und zünden Konfettikanonen. 34 Aktive gebe es in der 1836 gegründeten Feuerwehrabteilung, erzählen Kommandant Oliver Schirmer und Tino Schörlin – und 1500 Portionen Güggeli pro Engifest. Beim Dorfquiz lernt Schörlin, dass sein Name häufig vorkommt im 495 Einwohner zählenden Huttingen, aber auf Platz Eins landet der Name „Brändlin“.
Wieder zurück im Showgeschäft besingt ein Quintett des früheren Männerchors das Dorf mit dem Liedtext von Petra Senn: „Mir freue uns, dass mir hüt z’ obe alli zämme sind“. „Zämme si z’Huttige“ heißt der 2023 eröffnete Dorftreff mit Zusammenkünften vom Singen bis zum Spieleabend und seit 2016 sorgt der Kulturverein „Alte Schule“ für Stammtische, Jass-Abende, Adventsmarkt und mehr.
Die Dorfjugend kommt im selbstverwalteten Jugendtreff „Tutti-Frutti“ zusammen. Drei Gründungsmitglieder erzählen, woher der Name kommt, nämlich von Little Richards Rock ’n Rollklassiker: „Frau Holzmüller, jetzt wissen Sie ’s“. Es folgt ein Tischkickerspiel auf der Bühne, samt Kameramann und Kommentatoren. Wer sind die schmucke kleine Gärtnerin und die Steppkes neben dem großen Ochsen, die einst Huttingens Kindergarten besuchten? Beim Namenraten geht es nochmals hoch her. Nach knackigen eineinhalb Stunden ist das Programm vorbei – doch der Dorfabend noch lange nicht.
