Efringen-Kirchen In Kleinkems endet eine Chor-Ära

Beatrice Ehrlich
Noch in voller Stärke: Der Gesangverein „Rheinlust“ bei einem Konzert in der Blansinger Wolferhalle im Jahr 2014 Foto:  

Gesangverein „Rheinlust“ löst sich auf

Vor ein paar Jahren hätte er noch um den Erhalt des Chors gekämpft, sagt Georg Blatz, letzter Vorsitzender des Vereins, und nunmehr als einer von zwei Liquidatoren für dessen Auflösung verantwortlich. Doch nachdem man sich nun schon seit Juli nicht mehr zum Proben getroffen habe, und sich schon damals nicht mehr als sieben Sänger bereit erklärt hatten, überhaupt noch proben zu wollen, sieht er die Auflösung als konsequenten Schritt.

Höhen und Tiefen

Blatz kam 1971 zu dem Chor, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1845 zurückgehen, aus dem die Teilnahme des Gesangvereins Kleinkems am „Vierten Badischen Sängerfest des Oberlandes“ erstmals verbürgt ist. Er hat Höhen und Tiefen des Vereinslebens miterlebt: Die glorreichen Jahre unter dem Dirigat von Helmut Schwitalla von 1990 bis 2013, in denen der Chor unter anderem mit der Zelterplakette ausgezeichnet worden war (1995), und sich nach der Teilnahme am „2. Badischen Chorwettbewerb“ (1997) mit dem Titel „Leistungschor“ schmücken durfte. „Mit Helmut Schwitalla kam der richtige Aufschwung“ schwärmt Blatz noch heute, nachdem er in früheren Jahren auch bereits die Problematik des Mangels an Sängern kennengelernt hatte. „Es gab Jahre, da waren wir nur elf Leute in der Singstunde“.

„Sängermangel, das alte Übel, hängt wie eine Plage an dem Verein“, heißt es denn auch in der im Jahr 2005 erschienenen Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Gemischten Chors aus der Feder von Günter Henn. 1982 war bei einer Bürgerversammlung um neue Chormitglieder geworben worden. Auch wenn ein Großteil der Sänger immer aus Kleinkems kam, habe der Chor immer schon Mitglieder aus den umliegenden Orten wie Istein, Rheinweiler oder Efringen-Kirchen in seinen Reihen gehabt, berichtet Blatz.

Als er mit 16 Jahren mit zwei Freunden erstmals zur Singstunde ging, war das Singen im Chor noch verbunden mit der Idee, aus dem Dorf heraus und auf Feste mitgenommen zu werden. Das Singen im Chor ist dem 67-jährigen früheren Speditionskaufmann zur steten Begleitung im Leben geworden. Er erinnert sich an rauschende Konzerte in den Festhallen in Istein oder Efringen-Kirchen sowie an Advents- und Weihnachtskonzerte in der Kirche in Blansingen. In den 1980er und 1990er-Jahren habe man bei den Konzerten immer auch noch kleine Theaterstücke aufgeführt.

Neben anspruchsvollen, geistlichen Werken wie etwa der Messe in D von Otto Nicolai habe das Repertoire immer auch modernere Stücke umfasst, etwa von den Beatles oder Udo Jürgens.

Zuletzt gab es – auch wegen Corona – keine Auftritte mehr. Der letzte und gleichzeitig der erste mit dem letzten Dirigenten Lothar Welsen datiert aus dem Jahr 2019 zusammen mit dem Männerchor Bamlach. Ein herber Verlust sei zudem nach den Schrecken der Corona-Zeit 2021 der Tod des langjährigen Vorstandsmitglieds und Vizedirigenten Lucien Weiss gewesen.

Ausflüge und Geselligkeit

Aus jüngerer Zeit in besonderer Erinnerung hat Blatz die vielen von seiner Vorgängerin Renate Steinbauer organisierten Ausflüge zusammen mit den Partnern der Chormitglieder. Fahrten ins Allgäu, in die Pfalz oder in den Odenwald trugen noch zusätzlich zum Zusammenhalt in der Chorgemeinschaft bei, in der es, so stellt er fest, „wie überall“, auch mal Unstimmigkeiten gegeben habe. Steinbauer, Vorsitzende mit Leib und Seele, habe die Ausflüge jeweils mit größter Sorgfalt vorbereitet, und sei vorher immer selbst an die Zielorte gefahren, hält er fest.

Im Rahmen der Festplatzgemeinschaft, aber auch bei anderen festlichen Anlässen, etwa der 900-Jahr-Feier von Kleinkems hat sich der Chor, dessen Name „Rheinlust“ wohl aus der Zeit seiner (Wieder-)Gründung im Jahr 1924 stammt, um die Dorfgemeinschaft verdient gemacht. Neben der Festschrift aus dem Jahr 2005 sind auch in der Vereinschronik zur 150-Jahr-Feier von Bruno Rabus viele prägenden Momente fest gehalten, mit denen der Chor den Kleinkemsern in Erinnerung bleibt.

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