Efringen-Kirchen Istein gedenkt seiner Gefallenen

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In Istein gedachten über 60 Bürger der Verstorbenen aus dem Ort, aber auch der Opfer von Kriegen, Terrorherrschaft und Gewalt. Foto: Jutta Schütz

Gedenkveranstaltung: Auch kritische Töne zu Allerheiligen mit neuer Ortsvorsteherin und neuem Pfarrer

Istein - „Rechte Kräfte in der AfD versuchen, das Gedenken an die Opfer der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten und des Zweiten Weltkriegs und damit einen dunklen Teil unserer Geschichte zu relativieren. Aber eine bessere Zukunft ist nur möglich, wenn man sich an die Geschichte erinnert und auch Geschichten aus dieser Zeit erzählt“, mahnte Isteins Ortsvorsteherin Daniela Britsche an Allerheiligen in der Friedhofskapelle.

Das Gedenken für die Toten der Weltkriege fällt in Istein traditionell mit dem Gedenken an die Verstorbenen zu Allerheiligen zusammen. Erstmals übernahm in diesem Jahr Pfarrer Martin Karl die Andacht in der Isteiner Friedhofskapelle. Er erinnerte an die Opfer von Krieg, Terror und Gewalt, von Umweltkatastrophen, Unglücken und Unfällen. All derer, so Karl, gelte es, sich zu erinnern.

Erste Andacht mit Pfarrer Martin Karl

Die Isteiner Kulturstiftung hatte am Kriegerdenkmal wieder Kerzen für jeden Isteiner Gefallenen aufgestellt. Diese Kerzen hatten schon in der Nacht vom Reformationstag auf Allerheiligen den Friedhof beleuchtet.

Begleitet wurde die Gedenkveranstaltung musikalisch vom Musikverein Istein und vom Kirchenchor. Anwesend waren zudem Vertreter des Sozialverbands VdK. Hermann Mouttet verlas im Gottesdienst die Namen der Isteiner, die seit Allerheiligen 2018 verstorben waren. Mehr als 60 Bürger waren gekommen.

Augenmerk aufs Nachbarland Polen

Daniela Britsche legte den Schwerpunkt ihrer Ansprache nicht nur darauf, dass rechte Kräfte in Deutschland versuchen, den Jahren der Nazi-Herrschaft zwischen 1933 und 1945 eine verharmlosende Bedeutung zu verschaffen. Die Ortsvorsteherin richtete ihr Augenmerk auf das Verhältnis zum Nachbarland Polen, das im Krieg besonders unter Deutschland gelitten hatte.

Die Nazis hatten in Polen nicht nur die schlimmsten Konzentrations- und damit Vernichtungslager, „sondern sie ließen neben der jüdischen Bevölkerung die polnischen Eliten umbringen, vertrieben Millionen Menschen, plünderten und brandschatzten, hielten Polen teilweise wie Sklaven“, zählte Britsche erschütternde Einzelheiten auf.

Bis sich die politisch Verantwortlichen in Deutschland umfassend diese schrecklichen Taten und Geschehnisse eingestanden haben, hat es bis in die sechziger Jahre hinein gebraucht – dann aber habe ein Versöhnungsprozess begonnen, so die Ortsvorsteherin, die hier auf den ehemaligen SPD-Kanzler Willy Brandt verwies, dem die Versöhnung mit Polen besonders am Herzen gelegen habe.

Ein Prozess, der Hoffnung macht

„Aus dieser Zeit heraus ist mittlerweile eine lebendige Partnerschaft mit Polen entstanden, ein regelmäßiger grenzüberschreitender Austausch findet statt, persönliche Freundschaften wurden und werden geknüpft – dieser Prozess macht Hoffnung“, sagte Britsche.

Ein besonderer Wanderweg

Die Ortsvorsteherin wies zudem auf den Wanderweg „Liberation Route Europe“ hin, der von Südengland aus über die Normandie, durch die belgischen Ardennen, durch Brabant, über Arnheim und Nimwegen und den Hürtgenwald bis nach Berlin und von dort aus weiter nach Danzig führt. Dieser Wanderweg verbindet den Weg, den die Alliierten zur Befreiung Europas nahmen, mit Stätten, von denen aus die spätere Teilung Europas aufgehoben wurde. Historische Stätten werden hier mit Gedenkmarken verknüpft. „Dieser Wanderweg soll erinnern, verbinden und in die Zukunft weisen – er wird ständig ergänzt“, machte Britsche neugierig (Info: www.liberationroute.de).

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