Ein großer Besucherstrom brachte in Kisten, Kartons, Töpfen, Transportwagen oder Schubkarren Zimmer- und Gartenpflanzen zum Rathausplatz. Dessen Standfläche musste sich im Laufe der Zeit zunehmend verbreitern, um genügend Blumentöpfchen oder Wurzelwerk aufzunehmen. Da wurden Garten- und Zimmerpflänzchen, Sträucher- und Staudenwurzeln, Stecklinge, Saatgut oder liebevoll gepflanzte Gemüsesetzlinge zum Tausch oder zur Abgabe angeliefert. Es wetteiferten Kräutergewächse, Frauenmantel, Akelei, Schlüsselblümchen oder der duftende Muskateller-Salbei um eine Mitnahme in den neuen Garten.
Gelegenheit zum Plausch
Auch mehrere Büschel Brennessel, ideal zur Verwendung als Düngerpflanze oder auch als Tee, fanden ihre freudigen Abnehmer. Ebenfalls für Freunde der Exotik stand eine Kübelpflanze mit brasilianischem Samtpfirsich bereit, der bald seinen Abnehmer fand. Vielfach waren die Pflänzchen von ihren Noch-Eigentümern beschriftet worden. Es entstand im Rahmen des sehr gut besuchten Pflanzenflohmarktes eine reger Austausch mit viel Fachsimpelei, um welche Pflanze es sich handelt, oder welche Bedürfnisse diese hat. Konnten die Pflanzen nicht eindeutig bestimmt werden, gab es natürlich für die endgültige Definition hilfreiche digitale Apps. Alle Hände voll zu tun hatten die Helferinnen der Zeitbank Plus, um die Pflänzchen auszuhändigen. Zudem gab es Pflege- und Standorttips mit mannigfachen Erfahrungen. Die Regeln waren einfach: Wer etwas zum Tausch mitbrachte, konnte kostenlos Pflanzen mitnehmen. Häufig war auch ein wehmütiger Abschiedsschmerz von liebgewonnenen Zimmerpflänzchen zu beobachten. Eine Besucherin überbrachte schweren Herzens eine prächtig gewachsene Zimmerpflanze von der Gattung Monstera Deliciosa (“köstliches Fensterblatt“), die für die Wohnung zu groß geworden war. Sie sagte nachdenklich: „In der Gärtnerei würde man einen Haufen Geld bezahlen, aber vielleicht findet sie ein neues Plätzchen in guten Händen. Es ist wie im Leben die Kunst, auch loslassen zu können“.