^ Efringen-Kirchen: Kirche muss sich vielfältig aufstellen - Efringen-Kirchen - Verlagshaus Jaumann

Efringen-Kirchen Kirche muss sich vielfältig aufstellen

Weiler Zeitung
Die evangelischen Kirchengemeinden im Rebland sehen sich aktuell mit mehreren Herausforderungen konfrontiert. Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Interview: Dekanin Bärbel Schäfer über Gottesdienste in Corona-Zeiten und die Personalsituation im Rebland

Die Corona-Krise macht Anpassungen erforderlich – auch im kirchlichen Bereich. In den evangelischen Gemeinden im Rebland kommen Herausforderungen hinsichtlich der Personalsituation hinzu. Und trotzdem gelingt es, die Menschen in dieser schwierigen Zeit spirituell und seelsorgerisch zu begleiten.

Efringen-Kirchen (ilz). Wie sich die evangelischen Gemeinden in und um Efringen-Kirchen mit der ungewöhnlichen Situation arrangieren und wie der Blick in die Zukunft aussieht, beschreibt Dekanin Bärbel Schäfer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Frage: Frau Schäfer, die Corona-Krise tangiert auch die evangelischen Gemeinden im Rebland. Welches waren seit März/April hinsichtlich der Seelsorge die wichtigsten Maßnahmen, um den schwierigen Umständen etwas entgegenzusetzen?

Die Gemeindeleitungen wurden ermutigt, die Seelsorge mit anderen Formen zu betreiben. Gespräche über den Gartenzaun, Briefe, Anrufe. Das wurde gemacht und erhielt großes Echo.

Frage: Wie stellt sich die Seelsorge inzwischen dar – auch mit Blick auf den sogenannten Teil-Lockdown?

Die Gemeinden sind gelassener und erfahrener im Umgang mit den Einschränkungen. An die guten Erfahrungen im Frühjahr wird angeknüpft. Es wird aber auch mit Sorge auf Langzeitfolgen dieser Einschränkungen geschaut. Fachliche Untersuchungen machen deutlich, dass die nötige soziale Distanz bei vielen Menschen psychische Notlagen verstärkt. Dazu kommt häusliche Gewalt und Existenzangst. Dies wird uns als Kirche und alle anderen Einrichtungen, die mit psychischer Gesundheit befasst sind, noch lange beschäftigen.

Frage: Im Gegensatz zu vielen anderen Veranstaltungen dürfen Gottesdienst aktuell weiterhin stattfinden. Das ist unter Umständen nicht leicht vermittelbar...

Mit den daraus entstehenden Konfliktlinien haben wir uns auch intern auseinandergesetzt und erörtert, ob freiwillig auf die Ausrichtung der Gottesdienste verzichtet werden soll. Ich halte das aber nicht für sinnvoll. Gottesdienste sind mehr als ein Kulturbeitrag, sie sind eine Quelle der Ermutigung, des Trosts und der Stärkung. Es ist wichtig, dass diese Quelle weiter fließt, wenn es möglich ist. Im Zuge der Adventsgottesdienste sollen darüber hinaus Musiker eingeladen werden, die vom Dekanat für ihre Auftritte auch finanziell bezuschusst werden. Natürlich können wir die finanziellen Einbußen der Künstler damit nicht auffangen, aber es ist eine kleine Geste der Solidarität. Zugleich werden die Gottesdienste dadurch festlicher.

Frage: Es wurden im Lauf des Jahres unter anderem digitale Angebote im Bereich Seelsorge und in der Gottesdienstlandschaft ins Leben gerufen. Wie war im Allgemeinen die Resonanz darauf?

Es gibt schon lange die Telefonseelsorge und dabei auch Chaträume. Diese Angebote wurden stärker genutzt. Und das ist natürlich gut so. Auch im Bereich der digitalen Angebote in der Gottesdienstlandschaft hat mancher Feuer gefangen. Gleichzeitig war aber auch die Erleichterung groß, als die Gottesdienste vor Ort wieder stattfinden konnten. Als man jedoch gemerkt hat, dass es trotzdem nicht wie in der Vor-Corona-Zeit ist, wurden die digitalen Angebote erneut verstärkt in den Blick genommen. Ich ermuntere die Gemeinden im Rahmen der Konventstätigkeit dazu, sich vielfältig aufzustellen. Das ist nicht einfach, weil es natürlich auch mit mehr Arbeit verbunden ist, da sich die Vorbereitungen eines digitalen und eines analogen Gottesdienstes voneinander unterscheiden. Im Allgemeinen halte ich es aber für gut, wenn sich die digitalen Angebote stärker etablieren – nicht nur in Krisenzeiten.

Frage: Die digitalen Angebote sind also mehr als eine Notlösung?

Ich finde, keines der Angebote ist eine Notlösung, da bei den verschiedenen Dingen deutlich wurde, dass Menschen positiv darauf reagierten, die sich mit den herkömmlichen Angeboten nicht ansprechen ließen. Ich beziehe mich dabei besonders auf die Veränderung der Gottesdienstlandschaft.

Frage: In Blansingen/Welmlingen/Kleinkems fehlt Springerpfarrer Ulrich Henze und auch in der von Pfarrer Mahler betreuten Gemeinde Efringen-Kirchen/Huttingen/Istein stehen Veränderungen an. Wie ist es um die Seelsorge in den beiden Gemeinden vor diesem Hintergrund derzeit bestellt?

In all den vakanten Gemeinden wird für Vertretung gesorgt, in allen Bereichen. Schule, Gottesdienst, Seelsorge und Gremienarbeit. Zudem wird Seelsorge ja nicht nur von den Pfarrpersonen betrieben. Es ist gutes protestantisches Prinzip, dass es Besuchsdienstkreise gibt, dass Ehrenamtliche viele Besuche machen und dabei auch begleitet werden. Das wird auch in Vakanzzeiten aufrechterhalten. Außerdem kennen sich Menschen, vor allem im Gemeindekern, und fragen nacheinander.

Im Blick auf zukünftige Zeiten, in denen es deutlich weniger Pfarrpersonen und Gemeindediakone und Diakoninnen geben wird, ist es jetzt an der Zeit, die ehrenamtliche Seelsorge zu stärken.

Frage: Gibt es hinsichtlich der Personalsituation in den beiden Gemeinden im Rebland schon Neuigkeiten?

Nein. Ich stehe aber im engen Austausch mit dem Personalreferat. Geplant ist, dass es verstärkt Bemühungen gibt, Pfarrer/innen im Probedienst zu uns zu schicken. In Karlsruhe wird man mit Nachdruck auf die Dringlichkeit der hiesigen Personalsituation hinweisen.

Frage: Mit Blick auf Blansingen/Welmlingen/Kleinkems: Was macht es schwer, die Pfarrstelle zu besetzen? Kann man sich die Herausforderungen ähnlich wie bei der Suche nach Lehrern oder Ärzten vorstellen? Mit anderen Worten: Liegt es an einem Stadt-Land-Gefälle?

Ja, die Herausforderungen sind ähnlich. Es gab in der Pfarrstelle strukturelle Herausforderungen, die sind jetzt verändert, so dass ich guter Hoffnung bin, dass diese neue Stellenbeschreibung Erfolg haben wird. Im Sommer hat uns natürlich Corona auch die Lage erschwert.

Frage: Herausforderungen durch Corona und Personalveränderungen: Haben Sie sich im Lauf des Jahres nicht manchmal gewünscht, sozusagen auf die Bremse treten zu können, um die Dinge ein wenig zu entzerren?

Nein, ich habe mir manches gewünscht, aber keine Bremse. Es wurde ja massiv gebremst. Und die Bremse, der erste Lockdown, hat auch bei uns im kirchlichen Innenleben viel verändert. Manches konnte neu gesehen und gewertet werden.

Meines Erachtens geht es jetzt darum, sich auf ein Leben und Arbeiten unter Coronabedingungen längerfristig einzustellen und dabei nicht zu resignieren. Es wird kein Zurück geben, nur ein Jetzt und in Zukunft. Das liest sich einfacher als es ist. Deswegen muss jede Person immer wieder mal die eigene Bremse benutzen.

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